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12.12.2008 | 14:16 | Handlungsvorschläge zum Umgang mit Klimaveränderungen vorgestellt 

"Naturschutzstrategie muss an den Klimawandel angepasst werden"

Stuttgart - Agrarminister Peter Hauk fordert eine Anpassung und Akzentuierung der Naturschutzstrategie hinsichtlich des Klimawandels.

Peter Hauk
Peter Hauk (c) proplanta
"Der Klimawandel bedroht die biologische Vielfalt in Baden-Württemberg. Die Naturschutzstrategie des Landes ist darauf ausgerichtet, dieser Gefahr zu begegnen. Um dies auch in Zukunft sicher zu stellen, brauchen wir teilweise gezielte Anpassungen und neue Akzentuierungen", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Freitag (12. Dezember) anlässlich der Abschlussveranstaltung des Projektes 'Klimawandel und biologische Vielfalt – welche Anpassungen von Naturschutzstrategien sind erforderlich?' in Stuttgart. Das Projekt ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie der Landes, die derzeit erarbeitet wird und unter dem Motto 'Jetzt das Morgen gestalten' steht.

Knapp 50 Vertreterinnen und Vertreter aus Hochschulen, Verbänden, Behörden und anderen Institutionen hatten sich auf Einladung des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum an einem mehrmonatigen Dialogprozess beteiligt. Ziel war die vorhandenen Strategien auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und wo notwendig, neu auszurichten. Die Ergebnisse wurden jetzt in Stuttgart vorgestellt. Sie umfassen Empfehlungen für das zukünftige Naturschutzhandeln und Vorschläge für konkrete Umsetzungsprojekte.

"Angesichts der im Einzelnen schwer vorhersagbaren Auswirkungen des Klimawandels müssen zukünftig dynamische Prozesse eine größere Rolle im Naturschutz spielen. Forciert werden muss auch die Renaturierung von Mooren als Kohlendioxid-Senken. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Aufbau von Biotopverbundsystemen, um Wanderbewegungen von Arten zu ermöglichen", erläuterte Hauk die künftigen Aufgaben.

Damit die Veränderungen bei der Artenzusammensetzung, insbesondere hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf betroffene Ökosysteme, konkret beurteilt werden können, seien systematische Erhebungen und Risikoabschätzungen erforderlich. Auch werde der Klimawandel Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen und Tieren haben.

"Der Klimawandel fordert unsere heimische Natur und damit alle gesellschaftlichen Akteure heraus. Damit es in Baden-Württemberg auch in hundert Jahren noch vielfältige Natur und attraktive Landschaften gibt, muss heute mit voller Kraft für den Umwelt- und Naturschutz gearbeitet werden", betonte Dr. Andre Baumann, Vorsitzender des Naturschutzbundes NABU Baden-Württemberg. Er leitete die Arbeitsgruppe gemeinsam mit dem Abteilungsleiter für Waldwirtschaft und Naturschutz im Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, Max Reger.

"Das Projekt hat nicht nur die Risiken wie den Verlust vieler Arten und Lebensräume im Blick, sondern auch die Chancen, die der Klimawandel mit sich bringt. Während Feuchtgebiete durch den Klimawandel gefährdet sind, können zum Beispiel wärmeliebende Orchideen zu den Gewinnern zählen", ergänzte Baumann. Um solche Entwicklungen einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, sei als Umsetzungsprojekt beispielsweise eine Sonderausstellung im Naturkundemuseum Stuttgart vorgeschlagen worden.

Über die finanzielle Förderung der von den Projektbeteiligten gemeinsam entwickelten Umsetzungsprojekte entscheidet im Frühjahr 2009 die Nachhaltigkeitskonferenz unter Vorsitz von Ministerpräsident Günther H. Oettinger.


Zusatzinformationen:

Für Baden-Württemberg werden höhere Temperaturen, trockenere Sommer und niederschlagsreichere Winter vorhergesagt. Tier- und Pflanzenarten reagieren bereits heute auf die Veränderungen. Verbreitungsareale und zeitliche Abläufe verschieben sich zum Beispiel im Zug- und Brutverhalten von Vögeln.

Eine Bedrohung stellen die Klimaänderungen vor allem für Arten dar, die an kältere und feuchtere Bedingungen angepasst sind. Moore, Gewässer, Auwälder und Lebensräume der Hochlagen werden durch den Klimawandel verstärkt gefährdet sein. Umgekehrt können sich Verbreitungsareale von wärmeliebenden Arten nach Baden-Württemberg hinein ausdehnen, darunter auch neue invasive Arten oder Krankheitsüberträger. (PD)
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