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13.03.2011 | 05:27 | Schneekanonen 

Umweltschützer warnen vor Schneekanonen in Alpen

Paris - Viele Skigebiete werben damit wie mit einem Gütesiegel: Wir nutzen Schneekanonen! So können Skibegeisterte beruhigt in den Urlaub fahren. Wenn nicht ausreichend Schnee fällt, wird nachgeholfen.

Wintersport
«Kunstschnee? Warum nicht? Das ist doch nur gefrorenes Wasser», lautet eine weit verbreitete Ansicht. Umweltschützer sehen das anders. Eine deutsche Professorin an der französischen Universität Savoyen ist wegen ihrer Warnungen vor den Umweltschäden durch Kunstschnee in Ungnade gefallen.

«Schneekanonen haben eine starke Lobby in Frankreich», sagt Carmen de Jong, die 2006 einen Ruf als Professorin für Hydrologie nach Savoyen bekam. De Jong wurden nach kritischen Studien zum Kunstschnee Forschungsmittel und Projekte entzogen. Die Expertin sieht sich als Opfer einer Mobbingkampagne derjenigen, die am Skizirkus in den Alpen gut verdienen.

Dabei sind die Argumente, die sie gegen das künstliche Beschneien von Pisten vorbringt, nicht neu. Für die Produktion von Kunstschnee werden große Mengen Wasser gebraucht - und das ist in den Alpen ohnehin schon knapp. Das Wasser wird über weite Strecken zu künstlich angelegten Becken transportiert. Der Kunstschnee ist feuchter und fester als natürliche Flocken, deswegen taut er später, und es besteht Erosionsgefahr.

«Früher hat man Pisten als Notlösung am unteren Ende beschneit, heute werden Schneekanonen häufig flächendeckend eingesetzt», sagt die aus Ludwigsburg (Baden-Württemberg) stammende de Jong. In Deutschland würden etwa 16 Prozent der Pisten beschneit, in Frankreich seien es 21 Prozent. Im gesamten Alpenraum seien es bereits 47 Prozent. «Die Ski-Industrie hängt am Tropf des Kunstschnees», meint de Jong.

Die Rechtslage ist unübersichtlich. Anwendbar sind vor allem Vorschriften zum Umgang mit Wasserressourcen - aber wo kein Kläger, da kein Richter. «In Frankreich werden nur wenige Messungen durchgeführt, es wird kaum kontrolliert, wie viel Wasser aus Bächen abgepumpt wird», sagt de Jong. Die 1991 verabschiedete Alpenkonvention schreibt fest, dass in den Alpen gesunde Wassersysteme zu erhalten oder wiederherzustellen seien. Zum Thema «Kunstschnee» hält das Netzwerk Alpiner Schutzgebiete (ALPARC) sich allerdings bedeckt. «Das ist bei uns noch kein großes Thema», sagt eine Sprecherin.

Seit einigen Jahren gibt es heftigen Streit über mögliche Folgen von Zusatzstoffen, die das Herstellen von Kunstschnee auch bei leichten Plustemperaturen erlauben. In den USA wird seit Ende der 80er Jahre Snomax verwendet, ein Protein, das die Kristallbildung des Wassers beschleunigt. In Deutschland und Frankreich ist dieses Produkt verboten. Kritiker befürchten Langzeitfolgen für Flora und Fauna.

Gibt es eine umweltverträglichere Alternative zu Schneekanonen? Manche Skiorte setzen verstärkt auf «snow farming», das gezielte Verschieben von Schneemassen. So hält sich zum Beispiel Schnee länger, wenn er zu einem großen Haufen zusammengeschoben wird. Wenn Pisten erste braune Stellen aufweisen, können sie mit den eigenen Schneevorräten schnell ausgebessert werde. (dpa)
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