So die Reaktion von Kammerpräsident Norbert Schindler auf die gemeinsame Presseerklärung von
NABU, GNOR und
BUND zur Forderung der Naturschutzverbände in Rheinland-Pfalz, eine Biodiversitäts-Strategie zu entwickeln. Die gemeinsame Pressemitteilung vom gestrigen Montag mündet in dem immer wieder vorgetragenen Vorwurf, die Landwirtschaft sei der Hauptverursacher des Artenrückgangs. Sie gipfelt in der Forderung, der Landwirtschaft zusätzliche Auflagen zu verordnen und von deren Erfüllung die Zahlung von Ausgleichszulagen abhängig zu machen.
Dabei, so Kammerpräsident Schindler, verkennt man seitens der Naturschutzverbände völlig die Tatsachen der Entwicklung in Rheinland-Pfalz. Zwar habe Dauergrünland in den letzten fünf Jahren um einige Prozent abgenommen. Verglichen mit den Zahlen von 1990 habe die Dauergrünlandfläche jedoch um 20.000 Hektar zugenommen. Das eigentliche Problem des Verlustes an
Biodiversität in Rheinland-Pfalz sei nicht die Landwirtschaft, sondern der ständige Verlust an Flächen durch Neuversiegelung. So verliere Rheinland-Pfalz jeden Tag sechs Hektar an Wohn-, Gewerbe- oder Infrastrukturbebauung, und es sei trotz des Landesentwicklungsprogramms IV und der Vorgaben der Planungsgemeinschaften für die Ausweisung von Baugebieten nicht abzusehen, dass sich hier wirklich etwas ändert.
Allein der Landwirtschaft hier Schuld zuzuschieben, betrachtet der Kammerpräsident als Vereinfachung, die der Sache nicht gerecht wird und die nicht zu einer Lösung des Problems führen kann. Rheinland-Pfalz, so Präsident Schindler, ist kein Naturreservat, sondern eine in Jahrtausenden gewachsene und von Menschen geformte Kulturlandschaft. Rheinland-Pfalz ist wie kein anderes Land in der Bundesrepublik durch Wald, Grünlandflächen, Weinbau in Flach- und Steillagen, hochwertige Ackerflächen sowie Flächen des Obst- und Gemüsebaus geprägt. Auf kleinstem Raum findet sich eine vielfältige Nutzung, die sich mit der Vielfalt der Arten nicht im Gegensatz, sondern durchaus im Einklang befinde.
Wenn es an einzelnen Standorten zu einer Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion komme, stelle das eine erzwungene Reaktion der Landwirtschaft auf Anforderungen des Marktes und auf des Verbraucherverhaltens dar. Immer wieder den Landwirten die Schuld für alles in die Schuhe zu schieben sei simpel und populistisch. Gerade die Situation im Bereich der Milch zeige, dass Landwirte auf Marktmechanismen reagieren müssen, wenn sie überleben wollen. Präsident Schindler: "Man kann nicht im Ernst glauben, einem Milchviehhalter und der Biodiversität gleichzeitig helfen zu können, wenn man von ihm nun noch verlangt, dass er zehn Prozent seiner Flächen nach den Anforderungen der Naturschutzverbände bewirtschaftet."
Die Landwirtschaft sei sich ihrer Verantwortung für den Erhalt der Biodiversität zweifellos bewusst. Vorschläge werden von den bäuerlichen Verbänden derzeit erarbeitet und in Kürze der Öffentlichkeit vorgelegt. Eine ganze besondere Bedeutung spiele dabei die Rolle der Aus- und Weiterbildung für Landwirte und
Winzer, Förster und Gärtner. Abschließend, so Präsident Schindler, müsse auch betont werden, dass es nicht nur ehrenamtliche Naturschützer gibt, die sich die Erfolge im Naturschutz auf die Fahnen schreiben dürfen. "Es sind auch und gerade die ehrenamtlichen Aktivitäten der Landwirte und Winzer, der Gärtner und Forstleute, der
Landfrauen, der Schäfer, der Imker und vieler anderer in örtlichen Vereinen und in den Gemeinden, die dazu beitragen, dass wir eine schöne, erlebnisreiche, touristisch attraktive und reichhaltige Kultur- und Naturlandschaft in Rheinland-Pfalz haben." (PD)