Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
27.05.2009 | 16:01 | Landwirtschaft und Naturschutz 

Berufsstand gegen pauschale und populistische Schuldzuweisungen: Landwirtschaft im Einklang mit der Artenvielfalt

Mainz - "Wenn Vertreter von Naturschutzverbänden Immer wieder pauschale Vorwürfe an die Landwirtschaft wiederholen, trägt das nicht dazu bei, das Problem des Rückgangs der Artenvielfalt sachlich und lösungsorientiert anzugehen."

Landwirtschaft Artenvielfalt
(c) LWK-RP
So die Reaktion von Kammerpräsi­dent Norbert Schindler auf die gemeinsame Presseerklärung von NABU, GNOR und BUND zur Forderung der Naturschutzverbände in Rheinland-Pfalz, eine Biodiversitäts-Strategie zu entwickeln. Die gemeinsame Pressemittei­lung vom gestrigen Montag mündet in dem immer wieder vorgetragenen Vorwurf, die Land­wirtschaft sei der Hauptverursacher des Artenrück­gangs. Sie gipfelt in der Forderung, der Landwirt­schaft zusätzliche Auflagen zu verordnen und von deren Erfüllung die Zahlung von Ausgleichszulagen abhängig zu machen.

Dabei, so Kammerpräsident Schindler, verkennt man seitens der Naturschutzverbände völlig die Tatsachen der Entwicklung in Rheinland-Pfalz. Zwar habe Dauergrünland in den letzten fünf Jahren um einige Prozent abgenom­men. Verglichen mit den Zahlen von 1990 habe die Dauergrünlandfläche jedoch um 20.000 Hektar zugenommen. Das eigentliche Problem des Verlustes an Biodiversität in Rheinland-Pfalz sei nicht die Landwirtschaft, sondern der stän­dige Verlust an Flächen durch Neuversiegelung. So verliere Rheinland-Pfalz jeden Tag sechs Hektar an Wohn-, Gewerbe- oder Infrastrukturbebauung, und es sei trotz des Lande­sentwicklungsprogramms IV und der Vorgaben der Pla­nungsgemeinschaften für die Auswei­sung von Baugebieten nicht abzusehen, dass sich hier wirklich etwas ändert.

Allein der Landwirtschaft hier Schuld zuzuschieben, betrachtet der Kammerpräsident als Vereinfa­chung, die der Sache nicht gerecht wird und die nicht zu einer Lösung des Problems führen kann. Rheinland-Pfalz, so Präsident Schindler, ist kein Naturreservat, sondern eine in Jahr­tausenden gewachsene und von Menschen geformte Kulturlandschaft. Rheinland-Pfalz ist wie kein anderes Land in der Bundesrepublik durch Wald, Grünlandflächen, Weinbau in Flach- und Steillagen, hochwertige Ackerflächen sowie Flächen des Obst- und Gemüse­baus geprägt. Auf kleinstem Raum findet sich eine vielfältige Nutzung, die sich mit der Vielfalt der Arten nicht im Gegensatz, sondern durchaus im Einklang befinde.

Wenn es an einzelnen Standorten zu einer Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion komme, stelle das eine erzwungene Reaktion der Landwirtschaft auf Anforderungen des Marktes und auf des Verbraucherverhaltens dar. Immer wieder den Landwirten die Schuld für alles in die Schuhe zu schieben sei simpel und populistisch. Gerade die Situation im Be­reich der Milch zeige, dass Landwirte auf Marktmechanismen reagieren müssen, wenn sie überleben wollen. Präsident Schindler: "Man kann nicht im Ernst glauben, einem Milchvieh­halter und der Biodiversität gleichzeitig helfen zu können, wenn man von ihm nun noch ver­langt, dass er zehn Prozent seiner Flächen nach den Anforderungen der Naturschutzver­bände bewirt­schaftet."

Die Landwirtschaft sei sich ihrer Verantwortung für den Erhalt der Biodiversität zweifellos be­wusst. Vorschläge werden von den bäuerlichen Verbänden derzeit erarbeitet und in Kürze der Öffent­lichkeit vorgelegt. Eine ganze besondere Bedeutung spiele dabei die Rolle der Aus- und Weiterbildung für Landwirte und Winzer, Förster und Gärtner. Abschließend, so Präsident Schindler, müsse auch betont werden, dass es nicht nur ehrenamtliche Natur­schützer gibt, die sich die Er­folge im Naturschutz auf die Fahnen schreiben dürfen. "Es sind auch und gerade die ehren­amtlichen Aktivitäten der Landwirte und Winzer, der Gärtner und Forstleute, der Landfrauen, der Schäfer, der Imker und vieler anderer in örtlichen Vereinen und in den Gemeinden, die dazu beitragen, dass wir eine schöne, erlebnisreiche, touristisch attraktive und reichhal­tige Kultur- und Naturlandschaft in Rheinland-Pfalz haben." (PD)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Fast die Hälfte der Graslandschaften in schlechtem Zustand

 Seegerichtshof sieht Klimaschutz als Meeresschutz

 Spießiger Rasen bedeutet Tod für Insekten

 Waschbären sind Gefahr für heimische Fauna

 Gute Wasserqualität: Blaue Flagge für fast 500 italienische Strände

  Kommentierte Artikel

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?