Dieser Antrag beinhaltet ein Cluster aus fünf unbewirtschafteten Buchenwaldgebieten in den
- Nationalparken Jasmund und Müritz (Mecklenburg-Vorpommern),
- Hainich (Thüringen)
- Kellerwald-Edersee (Hessen) sowie im
- Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg).
Diese Gebiete repräsentieren die wertvollsten verbliebenen Reste großflächiger naturnaher Buchenwälder in Deutschland.
"Mit dieser Anmeldung streben wir eine substanzielle Erweiterung des transnationalen UNESCO-Weltnaturerbes Buchenurwälder der Karpaten (Ukraine und Slowakei) an, das im Jahr 2007 erfolgreich in die Welterbeliste eingeschrieben wurde. Mit der Erweiterung besteht die Chance auf ein erstes wirklich europäisches Naturerbe", betonte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus heute auf der Landespressekonferenz.
Mecklenburg-Vorpommern ist als einziges Land mit zwei Gebieten jeweils in den Nationalparken Müritz und Jasmund an der Meldung beteiligt.
"Wir haben eine besondere Verantwortung für den Schutz der Buchenwälder in Europa. Diese resultiert aus dem Umfang der potenziell natürlichen Verbreitung und aus dem guten Zustand, in dem sich Buchenwälder in M-V gegenwärtig befinden. Mecklenburg-Vorpommern ist klassisches Buchenwaldgebiet. Der "Urwald" in M-V wäre ein Buchenwald. Ohne Eingriffe des Menschen wären ca. 79 % unserer Festlandsfläche mit Buchenwald bedeckt. Damit zählt MV zu den Ländern, in denen der Buchenwald von Natur aus am weitesten verbreitet ist", erläutert der Minister.
Der überwiegend gute Zustand der Buchenwälder in Mecklenburg-Vorpommern ist kein Zufallsprodukt, sondern Ergebnis der naturnahen Waldbewirtschaftung, der sich die Landesregierung verschrieben hat. Dabei steht die Ausgewogenheit zwischen Schutz und Nutzung der Buchenwälder im Mittelpunkt.
Die Bundesregierung hat in ihrer Biodiversitätsstrategie das Ziel formuliert, 5 % der Waldfläche bis 2020 nutzungsfrei zu haben. In Mecklenburg-Vorpommern ist dieses Ziel mit derzeit 4 % bereits in der Gegenwart fast realisiert.
"Die Anerkennung der deutschen Anmeldung als Welterbestätte wäre eine große Auszeichnung für Deutschland, die beteiligten Länder und die einzelnen Nominierungsgebiete. Mit der Anerkennung ist ein hoher Imagegewinn verbunden, der zur wesentlichen Steigerung des Bekanntheitsgrades der einzelnen Regionen beiträgt.
Welterbestätten haben eine enorme touristische Anziehungskraft. Somit erwarten wir dadurch auch wesentliche Impulse für eine nachhaltige touristische Entwicklung in M-V und insbesondere in den nominierten Gebieten", unterstreicht der Minister die Bedeutung der Anmeldung.
Die Buchenwälder an den Standorten Jasmund und Serrahn als Welterbestätten würden das positive Image des Landes, das vor allem durch seine intakte Umwelt geprägt ist, weiter verstärken.
Die Anerkennung der deutschen Anmeldung als Welterbe biete aber nicht nur Chancen, sondern ist mit einer großen Verantwortung verbunden. Ideell seien die zwei Buchenwälder in Serrahn und Jasmund dann nicht mehr nur formales staatliches Eigentum des Landes, sondern gemeinsames Eigentum der gesamten Menschheit.
Deshalb werde alles, was in diesen Gebieten passiert, von einer großen Öffentlichkeit, auch international, verfolgt. "Wir müssen insbesondere in den Buchenwäldern im Jasmund die Entwicklung der Schalenwildbestände im Auge behalten um Verbissbelastung der Vegetation zu minimieren. Hier müssen wir vorausschauend Konflikte vermeiden", so Backhaus.
Die angemeldeten Weltnaturerbestätten liegen in Nationalparken. Der Status eines Nationalparks gewährleistet in Deutschland einen größtmöglichen nationalen Naturschutzstatus. Mit der Einschreibung als Weltnaturerbe sind also keine weiteren zusätzlichen Naturschutz-Restriktionen für die Bürger oder für Touristen verbunden.
Nach der Einreichung des Dossiers zum 1. Februar wird dieses zunächst vom Welterbezentrum in Paris auf Vollständigkeit geprüft und von Experten der Weltnaturschutzunion IUCN bewertet. Zu dieser Evaluierung gehört auch eine Vor-Ort-Begehung in den Nominierungsgebieten, mit der ab dem Frühsommer dieses Jahres zu rechnen ist.
Mit einer Entscheidung des Welterbekomitees über eine Aufnahme der deutschen Buchenwälder wird im Sommer 2011 gerechnet. (PD)