Doch es dauerte noch einmal zwei Wochen, bis Frühlingssonne und nahe an 20 °C heranreichende Temperaturen die Wachstumskräfte beim
Asparagus officinalis so weit mobilisierten, dass ab der 16. Kalenderwoche endlich ein größeres Angebot des Edelgemüses aus heimischem Anbau auf dem Markt ist. Bis dahin mussten Spargelfans für kleine Mengen aus Feldern mit "Bodenheizung" tief in die Tasche greifen oder auf Importware aus Griechenland, Marokko oder gar Peru zurückgreifen.
Wenn die Importware auch im Lebensmitteleinzelhandel jetzt nach und nach durch einheimischen Spargel abgelöst wird, haben die Importländer rd. 25.000 Tonnen Spargel in Deutschland abgesetzt. Größter Importeur ist Griechenland, gefolgt von Peru, das sich inzwischen zum weltweit größten Spargelexportland entwickelt hat. Mit Beginn der zweimonatigen
Spargelsaison, die bis zum Johannitag am 24. Juni dauert, können die regionalen Anbauer die aus einem Prokopfverbrauch von 1,5 kg/Jahr resultierende Nachfrage dann wieder weitgehend selbst bedienen. Wenn die Mitte der 16. KW kühlen Temperaturen zum Ende der Woche wieder ansteigen und sich stabiles Frühlingswetter einstellt, wächst Spargel um rd. 7 cm pro Tag. Dann rechnet die
Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz auch in diesem Jahr mit einer Ernte von 4,5 bis 5 Tonnen pro Hektar und für Rheinland-Pfalz mit Ertrag um 5.000 Tonnen. Bei einer guten Marktversorgung dürfen sich die Verbraucher dann auch über eine Normalisierung der Verkaufspreise freuen, die sich dann etwa auf Vorjahresniveau einpendeln dürften, als im Schnitt der verschiedenen Sortierungen 5,- Euro pro Kilo gezahlt wurden.
In Rheinland-Pfalz wird überwiegend weißer Spargel angebaut. Die Felder sind an den langgestreckten Dämmen mit glatter Oberfläche und oft mit Wärmeschutzfolien überzogen erkennbar. Die Dämme (Wälle, Balken) sorgen dafür, dass die Triebe der Spargelpflanze bis zur gewünschten Länge von ca. 20 cm unterirdisch wachsen und damit vor Sonnenlicht geschützt kein Chlorophyll bilden. Bricht der Trieb durch das Erdreich zum Licht verliert er rasch seine glatte Oberflächenstruktur und verfärbt sich zunächst lila, später grün. Frischer Spargel hat eine helle, feuchte Schnittstelle und quietscht beim Aneinanderreiben der Stangen.
Rheinland-Pfalz ist mit gut 1.100 ha und 5,8 Prozent der Spargelanbaufläche in Deutschland (rd. 22.000 ha und 98.000 t im Jahr 2009) ein kleines Spargelland. Der Anbau konzentriert sich im Wesentlichen auf Rheinhessen und die Vorderpfalz. Die größten Erzeugerländer in Deutschland sind Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg mit zusammen mehr als der Hälfte der Spargelanbaufläche und der
Spargelernte in Deutschland. Die 98.000 t in Deutschland und erst recht die 5.000 t in Rheinland-Pfalz nehmen sich aber eher bescheiden aus neben rd. 250.000 t Spargel, die jährlich in Peru geerntet werden. Zwei Ernten im Jahr ermöglichen hier einen drei- bis vierfach höheren Hektarertrag. Weltweit wird die Spargelernte auf 760.000 t geschätzt, wobei die Schätzung aufgrund unsicherer Zahlen aus China als sehr vage gilt. (lwk rlp)