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05.04.2008 | 08:21 | Lebenmitteltransport 

Verbraucherverhalten und Transportirrsinn: Die langen Wege der Lebensmittel in Europa

Bonn - Die Transportwege für Lebensmittel werden immer länger. Über diese Entwicklung berichteten Wissenschaftler und Politiker auf einer Konferenz der European Science Foundation (ESF) im vergangenen Herbst in Budapest.

Verbraucherverhalten und Transportirrsinn
Die Experten kritisierten, dass die Importe von Lebensmitteln in die Europäische Gemeinschaft drastisch angestiegen sind. In England stammen mittlerweile die Hälfte des verbrauchten Gemüses und 95 Prozent der angebotenen Früchte aus anderen Ländern. Auch in den übrigen EU-Ländern geht der Trend in die gleiche Richtung. Eine Ursache für diese Entwicklung sind nach Ansicht der Fachleute die günstigen Produktionsbedingungen in den Entwicklungsstaaten. Lebensmittel können hier häufig zu einem Bruchteil der in Europa entstehenden Kosten produziert werden, vor allem weil die Arbeitskräfte günstig sind.

Gleichzeitig fallen die Transportkosten kaum ins Gewicht. Aber auch die starke Ausbreitung der großen Discount-Ketten in ganz Europa fördere diese Entwicklung. Diese kaufen Gemüse und Obst weltweit im großen Maßstab ein und stellen so ein ganzjähriges Angebot fast aller Lebensmittel sicher. Ob der Handel damit das Kaufverhalten der Verbraucher beeinflusst oder deren Wünsche erfüllt, konnten die Wissenschaftler nicht eindeutig klären. Fest steht, dass die Europäer immer weniger lokal erzeugte Lebensmittel kaufen.

Auch die wachsende Beliebtheit von Convenience-Food sorgt für einen erhöhten Transportbedarf. Häufig stammt ein Großteil der enthalten Zutaten aus mehreren verschiedenen Ländern. Selbst das Schneiden, Vorkochen und Verpacken dieser Produkte findet oft nicht beim Hersteller statt, sondern bei Subunternehmen in anderen Ländern. Die Wissenschaftler betonten, dass dieses Konsumentenverhalten die Umwelt stark belastet. Die überflüssigen Transporte sind mit einem hohen Energiebedarf und entsprechenden CO2-Emissionen verbunden. Zudem machen die Transporte mehr schützendes Verpackungsmaterial erforderlich.

Die Forscher hoffen, die Distribution der Lebensmittel in der EU durch weitere Studien noch besser zu verstehen. In Zusammenarbeit mit der Politik soll mit diesem Wissen langfristig die Produktion und Verteilung von Lebensmitteln innerhalb der EU effizienter gestaltet werden. Vielleicht gehören dann Beispiele wie das der britischen Handelsbilanz für Schokowaffeln bald der Vergangenheit an. Im Jahr 2006 führte das Vereinigte Königreich 14.000 Tonnen Waffeln ein, um im gleichen Zeitraum 15.000 Tonnen zu exportieren. (aid)
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