In verschiedenen europäischen Regionen stösst seine Bekämpfung an Grenzen. Trotz mehrmaligen Pflanzenschutzmittel-Einsätzen muss ein beträchtlicher Ertragsausfall in Kauf genommen werden. Erhöhter Befallsdruck, häufigere Ausbildung zweiter Insektengenerationen und Resistenzen gegen verschiedene Pflanzenschutzmittel sind einige der Gründe, weshalb die Probleme in den letzten fünf bis zehn Jahren zugenommen haben und weiter zunehmen werden. Es ist deshalb wichtig, dass für die Apfelwicklerbekämpfung wirksame und nachhaltige Strategien zum Einsatz kommen. Neben dem Apfelwickler sind aber auch andere Wicklerarten wie Schalenwickler und Kleiner Fruchtwickler zu beachten.
Die
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW entwickelt und prüft auf dem Versuchsbetrieb Güttingen und auf Praxisbetrieben optimierte Strategien für eine kombinierte Bekämpfung. Die Resultate und Erfahrungen zeigen, dass die nützlingsschonende Pheromon-Verwirrungstechnik eine erfolgreiche Methode zur Wicklerbekämpfung ist und erst noch keine Rückstände an den Äpfeln hinterlässt.
Der Apfelwickler (
Cydia pomonella) ist laut Umfragen und Untersuchungen weiterhin der Hauptschädling im europäischen Apfelanbau. Der Löwenanteil aller Maßnahmen gegen
Schädlinge (direkte und indirekte, biologische und chemische Strategien) wird zur Bekämpfung des Apfelwicklers eingesetzt. Während in gewissen Regionen Deutschlands, Hollands, Italiens und Frankreichs vier bis acht Insektizidbehandlungen zum Einsatz kommen, genügen in der Schweiz meistens rund zwei bis drei Behandlungen. Aber auch bei uns musste in den letzten Jahren häufiger behandelt werden - teils wegen einer stärkeren zweiten Generation (wie z.B. 2003), teils wegen nachweislicher Resistenz der Apfelwickler gegen chemische und biologische Pflanzenschutzmittel. Es sind allerdings nicht immer alle Gründe bekannt, weshalb die bisherigen Strategien nicht immer ausreichend sind.
Verwirrung als LösungEine
Umfrage im Rahmen des EU-Projektes ENDURE bestätigte, dass die Probleme mit Apfelwicklern in südlichen Ländern mit zwei und mehr Insekten-Generationen erwartungsgemäss grösser sind als in nördlichen Regionen mit nur einer Generation und allenfalls einer partiellen zweiten. Es zeigte sich aber auch, dass in Gebieten mit hohem Anteil an der Pheromon-Verwirrungstechnik die Apfelwicklerregulierung kaum Probleme verursacht (z.B. Südtirol etwa 75 %, Schweiz knapp 50 %, Trentino rund 30 % der Anbaufläche). Deutlich mehr Probleme bestehen in Ländern mit einem geringeren Verwirrungsanteil (z.B. Deutschland, Holland, Emilia Romagna mit etwa 5 bis 15 %).
In der Schweiz ist die Apfelwickler-Verwirrungstechnik seit rund 15 Jahren bewilligt, aber erst ab 2000 konnte sie sich etablieren. Das Wallis belegt mit einem Anteil von etwa 90 % der Apfelanbaufläche immer noch die Leader-Position bei der Anwendung dieser Technik. In der Ostschweiz ist der Anteil (noch) deutlich tiefer, wahrscheinlich auch wegen der zurzeit noch geringeren Resistenzprobleme. Der Einsatz der Apfelwickler-Verwirrungstechnik zeigte in verschieden Anlagen über die letzten zehn Jahre sehr erfreuliche Resultate. Nebst der guten Wirkung profitiert der Produzent vom Vorteil, die Behandlung ausserhalb der Arbeitsspitzen durchführen zu können, ohne auf die Einhaltung der genauen Anwendungszeitpunkte achten zu müssen.
Die Zukunftsstrategie für eine rückstandsfreie WicklerbekämpfungEin weiterer wichtiger Vorteil: Die Verwirrungstechnik verursacht keine Rückstände auf dem Erntegut. Von diesem Vorteil profitiert man jedoch nur, wenn nicht zusätzliche Sommerbehandlungen gegen Apfelschalenwickler (
Adoxophyes orana) und Kleiner Fruchtwickler (
Grapholita lobarzewskii) notwendig sind. Für diesen Fall steht aber eine kombinierte Verwirrungstechnik zur Verfügung, mit der im Versuchsbetrieb Güttingen und in verschiedenen Praxisbetrieben über eine mehrjährige Versuchsdauer gute Wirkungen gegen alle drei Arten erzielt wurden.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen wirksamen und nachhaltigen Bekämpfungserfolg der Verwirrungstechnik ist jedoch eine tiefe Ausgangspopulation. Diese Auflage kann nur erfüllt werden, solange die „üblichen“ Bekämpfungsmittel noch wirksam sind. Stellen wir also jetzt um, damit wir den Hauptschädling im Apfelanbau auch noch in 20 Jahren erfolgreich unter Kontrolle halten und problemlos qualitativ hochstehendes Obst produzieren können. (ACW)