Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
28.06.2009 | 10:23 | Arithmeum 

Botanik und Mechanik friedlich vereint

Bonn - Die Botanischen Gärten und das Rechenmaschinen-Museum Arithmeum der Universität Bonn melden eine Familienzusammenführung der besonderen Art:

Botanik
(c) Universität Bonn
Im Arithmeum im Forschungsinstitut für Diskrete Mathematik, Lennéstraße 2, sind derzeit eine blühende Orchidee der Familie Stanhopea und eine Rechenmaschine aus dem 18. Jahrhundert zu sehen, die auf ein zerstrittenes Vater-Sohn-Paar zurück gehen.

Der dritte Earl of Stanhope, Charles (1753-1816), war neben seiner wenig erfolgreichen Karriere als Politiker Hobbywissenschaftler und Erfinder. Im britischen Unter- und Oberhaus kämpfte der Exzentriker für die Ideale der französischen Revolution. Als Privatmann beschäftigte er sich mit mathematisch-technischen Problemen: So erfand er optische Linsen, eine Druckpresse, einen neuartigen Zement, ein Brandschutzmittel und sogar ein großes Dampfschiff. Im Jahr 1775 vollendete er eine technisch völlig eigenständige und voll funktionstüchtige Rechenmaschine für die vier Grundrechenarten. Sein komplexes Werk ist heute im Arithmeum zu sehen.

Charles' Sohn Philip Henry (1781-1855), der spätere vierte Earl of Stanhope, sagte sich zu Lebzeiten von seinem Vater los und wanderte nach Deutschland aus. Hier ist er als "Pflegevater" von Kaspar Hauser bekannt geworden. Philip Henry Stanhope ist viel gereist, zeigte sich interessiert an Botanik und war auch Präsident der Medico-Botanical Society in London. Nach ihm ist die Orchideen-Familie Stanhopea benannt.

Wie die meisten tropischen Orchideen wachsen die etwa 50 Arten der Stanhopea auf anderen Pflanzen, also "epiphytisch". Um sich mit Nährstoffen zu versorgen, bilden sie Luftwurzeln aus, die nach oben zeigen und eine Art Köcher bilden, in den Humuspartikel hineinfallen können. Die Blütenstiele wachsen dagegen nach unten. Bestäubt werden Stanhopeen durch Prachtbienen, die sie mit der Hilfe von Duftstoffen anlocken.

Besucherhinweis: Das Arithmeum befindet sich im Forschungsinstitut für Diskrete Mathematik, Lennéstraße 2, 53113 Bonn. Es ist Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 3 Euro (ermäßigt 2 Euro). Die Orchidee ist noch bis Donnerstag, 25.6., im Arithmeum zu sehen und zu riechen. Im Gegensatz zur Titanenwurz verströmt sie einen betörenden Duft. (PD)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?