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11.05.2015 | 13:00 | Energiepflanze 

Anbaufläche von Riesenweizengras verdoppelt

Jena - Riesenweizen- oder auch Szarvasigras (Elymus elongatus bzw. Agropyron elongatum) wird seit 2011in Thüringen angebaut. In 2014 verdoppelte sich die Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr und erreichte ca. 75 ha.

Hirschras - Riesenweizengras
(c) Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft
Das ausdauernde, horstbildende Süßgras bietet sich durch seine geringen Temperaturansprüche, die hohe Winterfestigkeit sowie relativ geringe Ansprüche an die Bodengüte, verbunden mit Trockentoleranz, für Regionen an, in denen der Mais problematisch oder ungeeignet ist. Eingestuft als Dauerkultur kann es länger als fünf Jahre genutzt werden.

Die Verwertung erfolgt vorrangig als Substrat in Biogasanlagen. Die Etablierung der Bestände erfolgt durch Aussaat mit einer Saatstärke von ca. 25 kg/ha. Wichtig ist, die Samen nicht zu tief, in ein feinkrümeliges, rückverfestigtes Saatbett abzulegen. Im Ansaatjahr bildet das Gras, unabhängig vom Saattermin keinen nennenswerten Ertrag, da es für den Übergang in die generative Phase, ähnlich wie Wintergetreide, eine Jarowisation benötigt. Dem richtigen Saatzeitpunkt kommt also entscheidende Bedeutung zu. Deshalb kamen 2013 in Oberweißbach (681 m ü. NN) im Thüringer Wald und Dornburg, gelegen am Rand des Thüringer Beckens, Saatzeitenversuche zur Anlage.

Gesät wurde im Abstand von vier Wochen ab Ende April bis Ende August. Im Ansaatjahr wuchs bei keiner Variante ein erntewürdiger Bestand heran. In Dornburg gingen die Aussaaten bis Ende Juli recht gut bestockt in den Winter, im etwa 2,5 °C kühleren Oberweißbach war hier dagegen kaum noch eine Bestockung feststellbar. Der unterschiedliche Entwicklungsstand vor Winter spiegelte sich in den Erträgen des ersten Schnittes im Juni 2014 deutlich wider. So erreichte in Dornburg die früheste Saatvariante ca. 180 dt TM/ha, die späteste nur noch 88 dt TM/ha. In Oberweißbach waren es 96 dt TM/ha bei der Aussaat Ende April und 18 dt TM/ha bei der Augustsaat. Während in Oberweißbach bereits bei der Aussaatvariante im Juli ein deutlicher Ertragsabfall einsetzte, trat dieser in Dornburg erst mit der spätesten Saatzeit ein. Dies lässt den Schluss zu, das Szarvasigras im Thüringer Becken bis Ende Juli/Anfang August, in höheren Lagen bis Ende Juni gesät werden sollte, um im ersten Erntejahr hohe Erträge zu erreichen.

Interessant war allerdings, dass die Erträge des zweiten Schnittes im Oktober bei allen Prüfgliedern auf nahezu dem gleichen Niveau, in Dornburg zwischen 63 und 74 dt TM/ha und in Oberweißbach zwischen 36 und 46 dt TM/ha, lagen. Eine verspätete Aussaat wirkt also in erster Linie beim ersten Biomasseschnitt ertragsmindernd und führt nicht zwangsläufig zu dauerhaft schwachen Beständen.

Wichtig ist, bei der Ernte nicht zu tief zu schneiden. Stoppelhöhen von unter 10 cm verursachen einen verzögerten Wiederaufwuchs, Mindererträge beim Folgeschnitt und wirken sich möglicherweise negativ auf die Nutzungsdauer aus. Ein erster 2011 angelegter Exaktversuch in Dornburg steht aktuell im 4. Erntejahr. Er erreichte nach 100 dt TM/ha in 2012 jeweils ca. 150 dt TM/ha in den beiden Folgejahren und wird zukünftig Aufschluss über die mögliche Nutzungsdauer des Riesenweizengrases geben. Nach den bisherigen Ergebnissen und auch aufgrund der Biogas- bzw. Methanausbeuten, die nahezu auf Maisniveau liegen, zeichnet sich bereits ab, dass das Szarvasigras eine aussichtsreiche Ergänzung im Substratspektrum sein kann.

Quelle: Andrea Biertümpfel / TLL
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