(c) proplanta Das berichten Biologen der University of Calgaryund der Clemson University in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B. Sie konnten nachweisen, dass Geckozehen, die für ihre perfekte Haftung an glatte Oberflächen bekannt sind, erst ab einem bestimmten Einfallswinkel auf Haftwirkung umschalten. Dabei büßen sie auf rauen, geneigten Oberflächen allerdings an Laufgeschwindigkeit ein. Bei flachem Untergrund verzichten Geckos hingegen auf ihr Haftsystem, selbst wenn sie dabei ausrutschen sollten.
Die Forscher statteten Bretter mit Sandpapier und Acrylglas aus, kippten sie in verschiedenen Winkeln und ließen jeweils sechs Mauergeckos darüber laufen. Ohne Neigung rutschten die Tiere auf der glatten Oberfläche aus, ohne ihr Haftsystem einzuschalten. Bei einem Winkel von zehn Grad schalteten drei der Tiere ihr Haftsystem ein, was auf Sandpapier eine Drosselung der Geschwindigkeit auf die Hälfte bedeutete, während die Tiere ohne Haftsystem noch mit 81 Prozent ihrer ursprünglichen Geschwindigkeit weiterliefen. Auf glattem Kunststoff rutschten die Tiere hingegen nicht mehr und waren um ein Drittel schneller als auf der flachen Ebene. Bei einem stärkeren Kippwinkel von 30 Grad benutzten schließlich alle sechs Tiere ihr Anti-Rutsch-System.
Durch die Wahrnehmung der Gravitation durch den Neigungswinkel entscheidet der Gecko somit, wann er auf seine Fußstellung mit Haftfunktion umschaltet. "Dieser Wechsel schadet der Geschwindigkeit, bringt der Haftung jedoch Vorteile. Das ist dasselbe Prinzip wie bei einem Formel-1-Wagen, der dann auf Regenreifen wechselt, wenn Haftung vorteilhafter als reine Geschwindigkeit ist", erklärt Studienleiter Anthony Russell. Die Forscher gehen davon aus, dass die Erkenntnis in verschiedenen Einsatzgebieten Vorteile bringen könnte, etwa in der Robotik und Weltraumforschung, bei medizinischen Vorgängen, bei militärischen Anwendungen wie etwa in der Entsorgung von Bomben oder auch beim Aufhängen eines Bildes an die Wand.
Dass viele Details der Haftungstechnik beim Gecko bis heute nicht geklärt sind, berichtet der Reptilienexperte Kornelis Biron gegenüber pressetext. "Die Struktur von Geckoszehen ist nicht Saugnapf-artig wie bei Amphibien, sondern gleicht Lamellen, die unter dem Elektronenmikroskop als feine Härchen erscheinen. Sie werden abgerollt und ermöglichen bei unebenen Wänden einen Klettverschluss-Effekt." Der dadurch erreichte Halt sei so stark, dass man Geckos gegen ihren Willen kaum von einer Wand entfernen könne. "Auch tote Geckos bleiben bis zur Verwesung der Haftlamellen an der Wand hängen", so Biron. Die Lamellen der Gecko-Haftfinger verdrängen jedoch auch Wasser, da bei Feuchtigkeit sonst keine Haftwirkung möglich ist. Auf flachem Boden heben die Tiere ihre Haftfinger zu deren Schonung an, verfügen jedoch meist auch über feine Krallen, die bei Bedarf etwa auf Baumrinden einen sicheren Lauf gewährleisten. (pte)
|
|