Zu diesem Schluss kommen Forscher der University of Michigan in der Online-Fachzeitschrift Evolution. Sie konnten feststellen, dass einzigartige Gesichtsmerkmale bei diesen Tieren einen gewissen Schutz vor Aggressionen durch Artgenossen bieten. Auch bei anderen Lebewesen könnte die Unterscheidbarkeit Vorteile bringen, was im Lauf der Entwicklung zu individuell ausgeprägten Gesichtern geführt haben könnte.
Feldwespen besitzen sehr unterschiedliche Gesichter. Sie erinnern sich erstaunlich gut daran, gegen welche ihrer Artgenossen sie in der Vergangenheit im Kampf gewonnen oder verloren haben und orientieren ihr Sozialverhalten nach diesen Erfahrungen. Besonders aggressiv sind sie gegenüber
Wespen mit unbekannten Gesichtern. Wichtig ist das zur Minimierung des Energieverbrauchs und zur Stabilität einer Kolonie, in der mehrere Königinnen ein Nest teilen und den Nachwuchs gemeinsam aufziehen, während sie jedoch gleichzeitig um die Vorherrschaft rittern.
Gefährliche Austauschbarkeit Die Wissenschaftler wollten nun erkunden, ob es auch der einzelnen Wespe selbst einen Vorteil bringt, wenn sie aufgrund ihre Gesichtszüge von anderen erkannt werden kann. Dazu suchten sie Wespenköniginnen mit besonders auffälligen Merkmalen und setzten sie in Gruppen mit drei einander unbekannten Königinnen, die sich jedoch einander stark ähnelten. Die Wespe, die sich von den anderen deutlich unterschied, wurde in allen Versuchen viel seltener Opfer von Aggressionen der Artgenossen als diejenigen, die sich einander ähnlich sahen.
Unterscheidbarkeit dürfte somit den Vorteil bringen, Verletzungen und Energieaufwand zu minimieren, schließen die Forscher. Vielleicht gelte das jedoch nicht nur für Wespen. "Auch menschliche Gesichter sind sehr unterschiedlich. Möglicherweise haben auch bei uns unübliche Gesichter, die man leicht erkennen kann, ebenfalls bestimmte individuelle Vorteile, die im Lauf der Evolution die heute beobachtbare Vielfalt der Gesichter bewirkt haben", so Studienleiterin Elizabeth Tibbetts. (pte)