Die Honigbiene ist der wichtigste Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen. Baden-Württemberg zeichnet sich durch seine große Zahl an
Sonderkulturen und Streuobstbeständen aus, für deren Bestäubung und Ertragsleistung die
Bienen notwendig sind", sagte der baden-württembergische Minister Ernährung und Ländlichen Raum, Peter
Hauk MdL, am Sonntag (29. Juni) beim ersten Varroa-Symposium Baden-Württemberg in Forst (Landkreis Karlsruhe).
Bei der Varroose handelt es sich um eine multifaktorielle Erkrankung. Die direkte Bekämpfung der Milbe sei dabei aber das zentrale Element. "Mit den organischen Säuren stehen heute brauchbare Medikamente zur Verfügung, die als natürliche Bestandteile des Honigs keine Gefahr für das Lebensmittel Honig darstellen. Dies kann aber nur gelingen, wenn alle Beteiligten, insbesondere der Bienengesundheitsdienst und die Imker, an einem Strang ziehen", ergänzte der Minister. Behandlungsmittel alleine lösten das Problem nicht. Entscheidend bleibe ein sinnvolles Varroa-Bekämpfungskonzept.
Bereits vor Jahren hatten die Bienengesundheitsdienste und die Landesanstalt für Bienenkunde der Universität
Hohenheim ein ganzjähriges Varroa-Bekämpfungskonzept erarbeitet. Das Land Baden-Württemberg war das erste Bundesland, das damit seinen Imkern einen Weg zum Erhalt ihrer
Bienenvölker zur Verfügung stellen konnte. Dieses Konzept wurde auch von anderen Bundesländern übernommen und hat sich seitdem fast überall bewährt.
Trotzdem bereite die Umsetzung auch weiterhin große Probleme, wie die starken Verluste in den vergangenen Wintern zeigen. Viele Völker gehen aufgrund einer unterlassenen oder nachlässig durchgeführten Bekämpfung ein. Der Schulung der Imker komme somit eine herausragende Bedeutung zu. "Deshalb wurde unter Federführung der Landesanstalt für Bienenkunde das Varroa-Bekämpfungskonzept ab diesem Jahr nochmals intensiviert und vom Land Baden-Württemberg finanziell unterstützt, mit dem Ziel, die Imkerschaft möglichst flächendeckend zu erreichen", erläuterte Hauk das weitere Vorgehen.
Neben all den bekannten Krankheiten und Umweltfaktoren, mit denen die Bienen schon heute zu kämpfen haben, stellen neue Erreger, ob es Bakterien, Viren, Käfer oder Milben sind, ein unkalkulierbares Risiko dar. Auch wenn man den Austausch von Bienenvölkern in der EU nicht ganz vermeiden könne, sollte man doch zumindest auf den Import von Bienen und Königinnen verzichten.
Die Oberrheinebene war Ende April und Anfang Mai von einem umfassenden
Bienensterben betroffen. Die Schadensursache war die unsachgemäße Beizung von Mais mit dem Wirkstoff Clothianidin. Betroffen sind insgesamt 700 Imker mit 11.5000 Bienenvölkern. Die Herstellerfirma des Pflanzenschutzmittels hat sich bereit erklärt in einer Freiwilligkeitsleistung insgesamt zwei Millionen Euro zur Schadensregulierung zur Verfügung zu stellen.
Die Abwicklung der Zahlungen wird derzeit mit den Imkerverbänden abgestimmt. "Unser aller Ziel muss es sein, dass sich ein solches Bienensterben nicht mehr wiederholt. Hierzu ist die Zusammenarbeit und Information aller Beteiligter, der Imker, der Beratung, der Zulassungsbehörden als auch der Industrie Voraussetzung. Wir müssen uns der Verantwortung für unsere Umwelt bewusst sein. Aus dem aktuellen Vorfall werden wir lernen und Konsequenzen für die Zukunft ziehen", betonte Minister Hauk. (PD)
Zusatzinformation
Die Varroamilbe (
Varroa destructor) ist eine 1,6 Millimeter kleine Milbe, die sich bei der Honigbiene, ähnlich einer Zecke beim Säugetier, festbeißt. Die eigentliche Entwicklung und Vermehrung der Milbe findet aber nicht auf der erwachsenen Biene, sondern in der verdeckelten Bienenbrut statt. Deshalb handelt es sich bei der Varroose im wesentlichen um eine Brutkrankheit.
Die Varroamilbe ist 1978 in Südhessen und damit erstmals in Westeuropa aufgetreten. Trotz intensiver Maßnahmen konnte die Verbreitung nur verlangsamt werden. Seit Anfang der neunziger Jahre ist der Parasit in ganz Deutschland verbreitet. In einzelnen Wintern (2002/2003 und 2007/2008) lagen in Baden-Württemberg die Verluste bei den Bienenvölkern bei bis zu 30 Prozent.