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10.06.2013 | 10:05 | Zikaden-Invasion 

Milliarden Zikaden übersäen amerikanische Ostküste

Yorkshire - Sie kommen scheinbar aus dem Nichts. Nicht Hunderte oder Tausende, sondern unzählig viele Zikaden verderben zur Zeit an der amerikanischen Ostküste das Sommervergnügen im Freien.

Zikade
Zikade (c) proplanta
Es zirpt und schwirrt einfach überall. Die Tiere treten in verschiedenen Regionen in unterschiedlichen Jahren auf. Diesmal sind Gebiete von Connecticut bis North Carolina betroffen. Auch vor New York machen die Zikaden nicht halt.

Nach 17 Jahren im Larvenstadium im Boden erwachen die rund zweieinhalb Zentimeter großen Insekten, um sich zu paaren - und dann zu sterben. Die aktuelle Brut stammt also aus dem Jahr 1996 - da war Bill Clinton gerade mal drei Jahre lang US-Präsident. Als es in den vergangenen Wochen warm genug wurde, kam die Zikadenart aus dem Boden gekrabbelt und startete mit den aktivsten - und letzten - vier Wochen ihres Lebens. Sie sind einfach überall, in den Bäumen, auf den Bürgersteigen. Sie umschwirren die Beine und setzen sich in die Haare. Experten sagen, dass sich auf einer Fläche eines halben Fußballfeldes bis zu eine Million Zikaden tummeln können.

Ihr Körper ist schwarz, die Augen leuchten rot und die Glasflügel schimmern bronzefarben. Die Gesichtsform erinnert ein wenig an den Bösewicht Darth Vader aus Star Wars. Die Magicicada septendecem, so der wissenschaftliche Zikaden-Name, ist aber weder giftig noch sticht sie. Das Insekt ernährt sich noch im Boden von den Säften von Wurzeln. Bei Pflanzen an der Oberfläche richtet es nur wenig Schaden an.

Bewohner der diesmal betroffenen Region, die vor 17 Jahren schon hier lebten, erinnern sich mit Schaudern an eine Invasion biblischen Ausmaßes. «Es war gewaltig. Tausende und Abertausende Zikaden», sagt ein Mann in Yorkshire, einem Dorf rund eine Stunde westlich der Hauptstadt Washingtons. Diesmal sei es nicht so schlimm. Wegen des kühlen Frühlings sei die Zahl der Tiere geringer als sonst, meinen auch Insektenforscher. Sehen kann man die Zikaden trotzdem zuhauf.

Für größere Tiere bedeutet die Zikaden-Invasion ein unverhofftes Festmahl. Eichhörnchen, Vögel, Fische, Hunde und Katzen - alle fangen und fressen die ungeschickten Flieger. Angeblich schmecken sie übrigens auch Menschen: Im Internet finden sich Rezepte für Pizza, Suppen und Quiche mit Zikaden.      Dennoch haben die Zikaden einen evolutionären Vorteil: 17 ist eine Primzahl. Wegen dieser für die Natur seltenen Unregelmäßigkeit haben die Zikaden keine Fressfeinde, die sich nur auf sie spezialisiert haben. Eine innere Uhr scheint ihnen präzise zu sagen, wann sie aktiv werden müssen.

Manchmal gebe es Nachzügler, sagt Insektenforscher Eric Day von der Virginia Tech Universität. Doch die hätten kaum eine Chance: «Wenn du zu spät zur Party kommst, wirst du keine Freundin mehr finden», ergänzt er. Noch bis etwa Mitte Juni sind die Zikaden weder zu überhören noch zu übersehen. Solo sind die Stimmen dünn, aber die Männchen zirpen gerne im Chor. Das Geräusch erinnert an das statische Rauschen alter Fernseher - nur eine Tonlage höher.

Die Weibchen ritzen kleine Einschnitte in Baumzweige und legen dort ihre Eier ab. Ist die Fortpflanzung erledigt, beginnt das Massensterben. Die Larven lassen sich dann auf die Erde fallen und vergraben sich im Boden - auf ein Wiedersehen im Jahr 2030. (dpa)
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