Aufnahmen von Fotofallen hätten das Tier mit ihren Jungen beim Streifzug durch ihr Ohrdrufer Revier gezeigt, teilte das Thüringer Umweltministerium am Donnerstag in Erfurt mit. Die Jungtiere seien dabei zweifelsfrei als sogenannte Hybride identifiziert worden, eine Mischung aus Wolf und Haushund. Aus Artenschutzgründen sei es notwendig, die Tiere zu töten, da die Vermischung der Gene von Wolf und Hund die Wolfspopulation gefährden würde.
Das Land folge einer Empfehlung der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW). Diese habe zur Tötung der vier weiblichen und zwei männlichen Jungtiere geraten, deren Alter auf fünf Monate geschätzt wird. Damit solle verhindert werden, dass die Tiere sich mit der bereits für den Winter erwarteten Geschlechtsreife eigene Reviere suchten.
«Je größer die Jungtiere werden, desto größer ist auch die Gefahr, dass sie sich von der Mutter entfernen», sagte ein Ministeriumssprecher. Deshalb werde die Tötung der Tiere sicher bereits in den kommenden Wochen erfolgen. Zunächst müsse beim Sozialministerium, das für den Tierschutz zuständig ist, eine Ausnahmegenehmigung zum Abschuss der Mischlinge beantragt werden.
«Das Kompetenzzentrum empfiehlt eindeutig die Tötung per Gewehr», so der Sprecher. Liege die Ausnahmegenehmigung vor, werde die Obere Naturschutzbehörde beim Landesverwaltungsamt den Auftrag zum Abschuss erteilen. Es werde sichergestellt sein, dass ein erfahrener und kompetenter Schütze dafür verantwortlich sein werde.
Ein Betäuben der Tiere und der Transport in ein Gehege ist den Angaben zufolge aus Sicht der DBBW keine tierschutzgerechte Alternative. Erfahrungen aus Sachsen hätten gezeigt, dass dort gefangene Hybridwelpen unter der Gehege-Haltung gelitten hätten.
Für den Nabu Thüringen kam die Meldung über die Wolfshybriden nach eigenen Angaben ziemlich überraschend. «Dass die Mischlings-Welpen auf dem Truppenübungsplatz erst jetzt nachgewiesen wurden, zeigt uns wie wichtig der dortige
Ausbau des Monitorings auf den Liegenschaften des Bundes ist», sagte Silvester Tamás, der Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf beim Nabu Thüringen. Außerdem müsse man sich in der Region dringend um freilaufende Hunde kümmern.
Seit dem 3. Juli 2017 waren rund um den Standortübungsplatz Ohrdruf verstärkt Nutztiere gerissen worden, nachdem es zuvor über fast zwei Jahre keinen Fall gegeben hatte. In diesem Jahr wurden dagegen schon 65 Schafe und 14
Ziegen Opfer von Attacken oder mussten nach einer solchen notgetötet werden. In 2 von 13 Fällen konnte die Ohrdrufer Wölfin mittels DNA-Analyse eindeutig als Verursacherin nachgewiesen werden.
Darüber, ob die Jungtiere an den Rissen beteiligt waren, könne man nur spekulieren, sagte der Sprecher. Allerdings nehmen Jungwölfe bereits nach vier Lebenswochen feste Nahrung zu sich und begleiten nach drei bis vier Monaten die Elterntiere auf deren Streifzügen.