Das zeigt eine umfassenden Studie deutscher und US-amerikanischer Biologen. «Wir stellen ein eindeutiges Nord-Süd-Gefälle fest», sagte die Mainzer Zoologie-Professorin Katrin Böhning-Gaese am Dienstag. Das Klima habe damit einen deutlich größeren Einfluss auf die Gelegegrößen von Vögeln als bislang bekannt. Der Temperaturunterschied zwischen Sommer und Winter und die damit verbundenen Lebensumstände der Vogelarten sei der wesentliche Faktor für die Zahl der Eier. Dies bedeute auch, dass der
Klimawandel und seine Folgen für die Jahreszeiten einen erheblichen Einfluss auf den Vogelnachwuchs haben können.
Für die Studie wurden knapp 5.300 Vogelarten weltweit verglichen. Dabei kamen rund ein halbes Dutzend Merkmale zum Tragen - etwa Ernährung, Größe oder Art des Nestes. Außer der Johannes-Gutenberg- Universität in Mainz waren auch Forscher der Universität von Kalifornien in San Diego und der Universität Stanford beteiligt. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin «PLoS Biology» (online) veröffentlicht.
Nach den Worten von Böhning-Gaese gibt es ungefähr 9.700 Vogelarten auf der Welt. Deren Gelegegrößen variieren erheblich. Um diese Unterschiede zu erklären, wurden bislang nach den Worten der Forscherin zwei unterschiedliche Ansätze verfolgt: Entweder die Gelegegrößen wurden mit biologischen Eigenschaften wie beispielsweise dem Körpergewicht in Verbindung gebracht, oder aber es wurden Umweltfaktoren wie etwa das Klima herangezogen. Demnach legen Vogelarten in nördlichen Breiten tendenziell mehr Eier, um die Verluste in der Population durch den Winter ausgleichen zu können. In der jetzt vorgelegten Studie kombinieren die Wissenschaftler beide Ansätze.
«Unsere Ergebnisse zeigen, dass nicht nur der Lebensstandort von Arten, sondern auch deren Lebensweise eng mit dem Klima abgestimmt sind», sagte Walter Jetz von der Universität von Kalifornien laut Mitteilung. Rapide Änderungen des Klimas könnten daher lange gewachsene Verknüpfungen von Verhalten und Klima zerrütten und damit Arten zusätzlich gefährden. Die Körpergröße der jeweiligen Vogelart ist dagegen nach den Ergebnissen der Forscher weit weniger wichtig für die Eierzahl als erwartet.
«Wir können mit solchen Analysen die durchschnittliche Gelegegröße einer Vogelart irgendwo auf der Erde mit großer Wahrscheinlichkeit richtig voraussagen», sagte Böhning-Gaese. Dies könne auch helfen, bestimmte Arten vor dem Aussterben zu schützen. Arten, die wenig Eier legen, seien durch den Eingriff des Menschen, bei Umweltkatastrophen und auch durch globale Klimaveränderungen stärker gefährdet als andere. Ein Beispiel seien Albatrosse, von denen viele Arten in zwei Jahren nur ein Ei legen, und die unter anderem durch die Langleinen- Fischerei im südlichen Polarmeer vom Aussterben bedroht sind. (dpa)