Ein «solch unglaubliches Maß» von Neuentdeckungen hätten die Wissenschaftler nicht mehr für möglich gehalten, berichtete die Umweltorganisation
WWF (World Wide Fund for Nature) am Montag in Frankfurt. Unter anderem fanden Forscher die Laotische Felsenratte - sie galt als seit elf Millionen Jahren ausgestorben. Die Experten stießen auch auf eine unbekannte Hirschart und das Annamitische Streifenkaninchen, die weltgrößte Jägerspinne und den Cyanid produzierenden Drachentausendfüßler. Der Mekong ist mit etwa 4.500 Kilometern Länge der zehntgrößte Fluss der Welt.
Der Drachentausendfüßler zeigte sich pinkfarben auf Kalkfelsen. Die schrille Farbe soll andere Tiere vor seinem Gift warnen. Die rekordverdächtige Riesenkrabbenspinne mit einer Spannweite von rund 30 Zentimetern entdeckte Peter Jäger vom Frankfurter Senckenberg- Institut 2003 in Kalksteinhöhlen in Laos. Die Laotische Felsenratte fanden Wissenschaftler zunächst auf einem Lebensmittelmarkt. Später gelang es ihnen, das Tier auch in der freien Wildbahn aufzuspüren.
Die Mekong-Region erstreckt sich über Thailand, Birma, Vietnam, Laos, Kambodscha und China. Der WWF kritisiert einen wachsenden Raubbau an der Natur und fordert mehr Schutz für eine 600.000 Quadratkilometer große Region in dem Sechs-Länder-Eck. In einem neu vorgelegten Bericht hat die Umweltorganisation die von 1997 bis 2007 entdeckten Arten auch mit spektakulären Bildern dokumentiert, etwa mit einer knallgrün leuchtenden Grubenotter, deren Vorkommen 2002 in der Region erstmals dokumentiert wurde.
«Man kann ein bisschen nachempfinden, wie sich Forscher und Entdecker des 19. Jahrhunderts gefühlt haben müssen», sagte der WWF- Referent für die Region, Petr Obrdlik. Unter den 1068 entdeckten Arten seien 519 Pflanzen, 88 Spinnen, 279 Fische, 88 Frösche, 22 Schlangen, vier Vögel und 15 Säugetiere.
«Wir laufen Gefahr, dass zahlreiche Arten verschwinden, bevor sie überhaupt beschrieben werden», sagte Obrdlik. So sollten am Mekong 150 große Wasserkraftwerke entstehen. Nicht nur bei Ökologen, sondern auch bei Ökonomen gelte die Region als eines der letzten faszinierenden Gebiete. Seit 1990 wurden dem WWF zufolge in Südostasien jährlich 2,7 Millionen Hektar Dschungel für Plantagen gerodet, um dort zum Beispiel Kautschuk und Kaffee anzubauen. (dpa)