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16.11.2008 | 14:09 | Bienensterben 

Bienensterben verursacht bislang keine globalen Ernteverluste

Göttingen - Das massenhafte Honigbienensterben und der generelle Rückgang weiterer Blütenbesucher hat bislang keinen negativen Einfluss auf die weltweite Kulturpflanzenproduktion, obwohl die Bestäubungsleistung von Insekten eine zentrale Rolle in der globalen Landwirtschaft spielt.

Bienensterben verursacht bislang keine globalen Ernteverluste
Das hat ein internationales Forscherteam mit der Agrarökologin Dr. Alexandra-Maria Klein von der Universität Göttingen festgestellt. Die Wissenschaftler verglichen dazu Erträge, Produktion und Landfläche verschiedener Kulturpflanzen in den Jahren 1961 bis 2007. Die Ergebnisse sind aus Expertensicht dennoch alarmierend: Nimmt der Anbau von tierbestäubungs-abhängigen Pflanzen weiter zu, könnte es zu Ernteverlusten kommen.

Von 1961 bis 2007 ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche weltweit im Durchschnitt um jährlich 1,5 Prozent gewachsen. Auf den neugewonnenen Anbauflächen finden sich insbesondere Kulturpflanzen, die von der Tierbestäubung abhängig sind, wie Ölsaaten oder früchtetragende Pflanzenarten.

Inzwischen macht der Anbau von tierbestäubungs-abhängigen Kulturpflanzen 23 Prozent der gesamten Agrarproduktion aus, während er 1961 bei 14 Prozent lag. Dass der Rückgang der Honigbienenpopulationen und ein Schwund der Artenvielfalt bei Wildbienen und anderen Insekten aus globaler Perspektive dennoch kaum Ernteverluste nach sich gezogen haben, führen die Forscher vor allem auf den zunehmenden Einsatz technischer Lösungen wie die Handbestäubung zurück.

Diese Entwicklung könnte jedoch nach Ansicht der Experten langfristig an ihre Grenzen stoßen. So muss für die Zukunft mit einer weiter steigenden Produktion von tierbestäubungs-abhängigen Pflanzenarten gerechnet werden, nicht zuletzt durch den wachsenden Bedarf an Bioenergiepflanzen. Die Bestäubungsleistung von Insekten, die einen ökonomischen Wert von 150 Milliarden Euro ausmacht, kann jedoch nicht unbegrenzt durch Technik ersetzt werden, betont Dr. Klein. "Notwendig sind daher Schutzmaßnahmen für Wildbienen und Hummelarten sowie eine gezielte Unterstützung der Imkerei, bevor sich eine Krise abzeichnet", betont die Göttinger Agrarökologin. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift "Current Biology" veröffentlicht. (PD)
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