«In der Vergangenheit wurden viele menschliche Grippeepidemien tierischen Ursprungs nach ihrem geografischen Ursprung benannt, zum Beispiel die Spanische Grippe oder die Asiatische Grippe», erklärte die OIE am Montag in Paris. «Es wäre daher logisch, von einer Nordamerikanischen Grippe zu sprechen.»
«Das Virus wurde bisher nicht in Tieren isoliert. Es ist daher nicht gerechtfertigt, diese Krankheit
Schweinegrippe zu nennen.» Das Virus beinhalte «in seiner Charakteristik Komponenten von Schweine-, Vögel- und Menschenviren», erklärte die OIE. Die Anfälligkeit von Tieren gegen den Erreger müsse dringend erforscht werden, um zu ermitteln, ob Impfungen von Tieren sinnvoll seien. Derzeit wären Einschränkungen von Schweineimporten nur aus Gebieten gerechtfertigt, in denen das Virus in Schweinen auftrete und menschliche Infektionsfälle nachgewiesen seien.
Auch der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Thomas C. Mettenleiter, sprach sich für einen anderen Namen aus. Der Erreger H1N1 weise zwar genetische Merkmale auf, die bei Schweineviren auftreten, sagte Mettenleiter der Deutschen Presse-Agentur dpa. Diese Form des Erregers, wie sie aktuell vorkomme, sei beim Schwein jedoch nie nachgewiesen worden. «Die Bezeichnung ist irreführend. Es handelt sich nicht um den Erreger einer
Tierseuche, sondern um einen humanen Influenzavirus.» Die Grippe werde nicht von Tier zu Mensch, sondern von Mensch zu Mensch übertragen.
Der genaue Entstehungsweg der Viren sei noch unbekannt. «Wir nehmen aufgrund der genetischen Sequenzen an, dass der Erreger seinen Ursprung im Schwein hatte, wann er das Schwein verlassen und an den Menschen angepasst hat, wissen wir nicht.» Im Tierbereich sind laut Mettenleiter keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen in Europa erforderlich. Die Influenzaviren vom Subtyp H1N1 beim Schwein kämen weltweit vor. (dpa)