«Wir wissen, dass die Konzentration von Stickstofftrifluorid (NF3) in der Atmosphäre deutlich ansteigt. Dieser Stoff zählt zu den klimawirksamsten Gasen, die wir in der Atmosphäre haben», sagte der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Jochen Flasbarth, der Deutschen Presse-Agentur. NF3 ist 17.200 Mal so schädlich wie Kohlendioxid und hat eine Verweildauer in der Atmosphäre von bis zu 740 Jahren. Es ist damit eines der drei stärksten Treibhausgase.
«Deshalb findet der Stoff nun auch Eingang in das Kyoto-Protokoll», erläuterte Flasbarth. Das Ende 2012 ausgelaufene Protokoll war bei der jüngsten UN-Klimakonferenz in Katars Hauptstadt Doha bis 2020 verlängert worden. Neben den 27 EU-Staaten bekennen sich jedoch nur noch zehn weitere Länder bei Kyoto II zu verpflichtenden Minderungen der Treibhausgasausstöße. NF3 kommt bei Kyoto II nun zu den sechs bisher einberechneten Treibhausgasen hinzu.
Der Ausstoß muss konkret erfasst und gemeldet werden. Bisher ist die Gesamtmenge sehr gering - der Ausstoß steigt aber nach Schätzungen des UBA um jährlich rund elf Prozent. Mit fast 90 Prozent hat
CO2 den größten Anteil bei den klimaschädlichen Gasen. Der NF3-Ausstoß in Deutschland soll unter anderem durch Meldungen über die Emissionsentwicklung aus der Solarindustrie und Probemessungen an der UBA-Station auf der
Zugspitze erfasst werden.
Eine nennenswerte Flachbildschirmproduktion gibt es in Deutschland nicht. Ein Sprecher des Bonner Solarherstellers
Solarworld betonte, man verwende NF3 «definitiv nicht». Er äußerte die Vermutung, dass die Substanz vor allem in Asien zum Einsatz kommen könnte. Länder wie China binden sich nicht über das Kyoto-Protokoll.
Nach Angaben Flasbarths gibt es bereits neue Möglichkeiten, den NF3-Austritt zu mindern: «Gerade bei der Herstellung von Flachbildschirmen und Dünnschicht-Solarzellen gibt es mittlerweile Methoden, womit sich NF3 reduzieren und durch molekulares Fluor-Gas ersetzen ließe, welches gar kein Treibhauspotenzial besitzt.» Diese Variante habe sich in großtechnischen Anlagenversuchen sogar als wirtschaftlicher herausgestellt als die Verfahren mit NF3. (dpa)