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Klimaschutz könnten neue Arbeitsplätze geschaffen werden, betonten Teilnehmer der 14. UN-Klimakonferenz, die am Montag in der westpolnischen Stadt Posen (Poznan) eröffnet wurde.
Die Sorge um Klima, Natur und Menschen sei eine «zeitlose» Aufgabe und dürfe nicht von der Konjunktur abhängen, sagte der polnische Ministerpräsident Donald Tusk. Weil kein Land allein die Klimaprobleme in den Griff bekomme, sei «globale Solidarität» erforderlich. «Wir haben keine Zeit zu verlieren», mahnte der dänische Regierungschef Anders Fogh Rasmussen. Er erinnerte daran, dass die Industriestaaten eine besondere historische Verantwortung für den Kampf gegen die
Erderwärmung tragen. «Die Industriestaaten müssen den Weg zeigen», forderte er.
Vertreter aus rund 190 Staaten suchen in den kommenden zwei Wochen in Posen nach einem gemeinsamen Nenner für den Nachfolgevertrag zum Klimaschutzprotokoll von Kyoto, das 2012 ausläuft. Mehr als 10.000 Konferenzteilnehmer wollen Eckpunkte der künftigen Vereinbarung konkretisieren. «Wir wollen ein solides Fundament legen», sagte der polnische Umweltminister und Konferenzpräsident Maciej Nowicki.
Die Bundesregierung in Berlin will ungeachtet der zu bewältigenden Finanzkrise an ihren Klimaschutz-Zielen festhalten. Das erklärten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Umweltminister Sigmar Gabriel am Montag. Beide verteidigten aber - gegen zunehmende Kritik von Umweltverbänden - die von ihnen akzeptierten Kompromisse bei den Klimaauflagen für die Autohersteller und sonstige Industrien.
Neuen Schwung für den Klimaschutz erhofft sich die Kanzlerin durch den künftigen US-Präsidenten Barack Obama. «Europa alleine kann das Thema Klimaschutz (...) niemals ausreichend lösen.» Tusk und Rasmussen stellten eine gemeinsame Erklärung vor, die auch der indonesische Staatspräsident Susilo Bambang Yudhoyono unterzeichnete. Darin fordern sie, die akute Finanzkrise nicht als Vorwand für den Verzicht auf Umweltschutz ins Feld zu führen. Tusk bekräftigte seine Unterstützung für die EU-Klimavorgaben. Danach soll unter anderem der Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent gesenkt werden.
Am 11. und 12. Dezember soll in Brüssel das EU-Klimaschutzpaket beschlossen werden. Zeitgleich findet in Posen die Ministerrunde statt, zu der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eine Erklärung abgibt. Nötig sei ein «starkes politisches Signal», betonte UN-Klimasekretär Yvo de Boer. Gabriel erwartet bei der Konferenz in Posen echte Vorstöße für die Bekämpfung des Klimawandels vorerst nur von der EU. «Die einzige Region, von der wir erhoffen, dass sie mit einer echten Verpflichtung erscheint, ist die Europäische Union», sagte Gabriel am Montag in Berlin. Wenn es beim EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am 12. Dezember in Brüssel gut laufe, werde die EU als erste Industrieregion für die Zeit von 1990 bis 2020 ein Minderungsziel für die schädlichen
Treibhausgase von 30 Prozent bieten.
Aus Sicht von Prof. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung wird der Kampf gegen den
Klimawandel immer mehr ein Wettlauf mit der Zeit. «Im Jahr 2007 schmolz das arktische Eis auf ein absolutes und so nicht vorhergesehenes Rekordminimum. Der
Meeresspiegel steigt seit Jahrzehnten stärker als vom
Weltklimarat vorhergesagt», sagte er in einem dpa-Interview.
Der ranghöchste Deutsche im Weltklimarat (IPCC), Ottmar Edenhofer, warnte vor Beginn der Konferenz in Posen vor Nichtstun beim Klimaschutz. Dies würde langfristig viele Billionen Euro kosten, sagte Edenhofer der «Berliner Zeitung» (Montag). «Dagegen sieht die Finanzkrise vergleichsweise klein aus.»
Das Posener Treffen gilt als ein Zwischenschritt zwischen Bali in Indonesien, wo vor einem Jahr ein Fahrplan für ein neues Abkommen festgelegt worden war, und Kopenhagen. Dort soll das neue Abkommen Ende 2009 beschlossen werden. Im japanischen Kyoto hatten sich die Industriestaaten erstmals verpflichtet, den Ausstoß der Treibhausgase bis 2012 um mindestens 5 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. (dpa)