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15.08.2008 | 12:57 | Gentechnik 

Greenpeace warnt vor einer schleichenden Verunreinigung von Saatgut mit Gentechnik

Hamburg - In Deutschland verwendetes konventionelles Mais-Saatgut kann nach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace mit genveränderten Bestandteilen vermischt sein.

Genmais
(c) proplanta
Von 438 in Deutschland untersuchten Mais-Proben waren neun mit genmanipulierten Organismen verunreinigt, vier davon mit illegalem Gen-Mais. Diese Analyseergebnisse hat Greenpeace nach dem Umweltinformationsgesetz (UIG) von den zuständigen Länderbehörden erhalten. Die neun verunreingten Proben stammen aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg.

"Selbst geringe Verunreinigungen mit Gen-Mais führen zu einer schleichenden und unkontrollierten Ausbreitung auf Feldern und in Futter- und Lebensmitteln", sagt Ulrike Brendel, Gentechnikexpertin bei Greenpeace. "Sogar nicht zugelassene Gen-Maissorten sind bereits auf deutschen Äckern angepflanzt worden. Die betroffenen Bauern wurden informiert und mussten die Pflanzen vernichten."

Bei den illegalen Maissorten handelt es sich um die insekten- und herbizidresistenten Gen-Maisprodukte Bt11 und Herculex (DAS-59122-7) der Agrarkonzerne Syngenta und Pioneer. Landwirte in Bayern, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern hatten illegalen Gen-Mais Bt11 ausgesät und mussten die Pflanzen wieder vernichten. Fünf der neun Maisproben waren mit dem in der EU zum Anbau zugelassenen Gen-Mais MON810 von Monsanto verunreinigt. In der Regel haben die Länderbehörden das betroffene Saatgut zurückgeholt, bevor es ausgesät wurde.

In der EU gilt ein sogenanntes Reinheitsgebot für Saatgut. Danach dürfen herkömmliche Sorten nicht mit Gen-Pflanzen vermischt werden. In Brüssel drängen jedoch einige Politiker und Industrievertreter auf die Aufhebung des Reinheitsgebotes und für die Einführung von Grenzwerten.

"Das Reinheitsgebot darf nicht gekippt werden", sagt Brendel. "Eine Verunreinigung von 0,1 Prozent bei Maissaatgut würde in der Praxis zu etwa 100 Gen-Pflanzen pro Hektar führen." Die Verunreinigungen bei den von Greenpeace veröffentlichten Ländertests lagen bei maximal 0,16 Prozent.

Die weitreichenden Folgen von verunreinigtem Saatgut zeigte der Gen-Reisskandal im Jahr 2006 auf. Zwei US-Reissorten waren mit illegalem Gen-Reis vermischt worden und verunreinigten die gesamte Langkornreisernte in den USA. Die Produkte wurden auch in zahlreichen europäischen Supermärkten gefunden. Um die Verunreinigung in den Griff zu bekommen, dürfen bis heute die beiden betroffenen Reissorten in den USA nicht mehr angebaut werden. (PD)
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