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24.10.2015 | 10:35 | Plastikmüll vermeiden 

Handel wünscht Bezahlpflicht für Plastiktüten

Berlin - Plastiktüten sollen nach dem Willen des Handels in Deutschland nicht mehr kostenlos über die Ladentheken gehen.


Müllaufkommen reduzieren
Sie werden in der Natur nicht zersetzt und gefährden vor allem Meerestiere: Plastiktüten. Bis Ende 2025 sollen EU-Bürger viel weniger Tüten benutzen als bisher. Der deutsche Handel setzt dafür auf eine Bezahlpflicht. Doch Kritiker melden Zweifel an. (c) proplanta
Das sieht ein Vereinbarungsentwurf vor, den der Deutsche Handelsverband HDE dem Bundesumweltministerium vorgelegt hat.

Die Einzelhändler sollen demnach individuell «einen angemessenen Betrag» für die Tüten festlegen, sagte ein HDE-Sprecher am Freitag. Ausschließlich die sogenannten Hemdchentüten für Obst und Gemüse im Supermarkt dürfen kostenlos bleiben.

Der Vorstoß folgt auf eine EU-Richtlinie vom April dieses Jahres. Diese sieht vor, dass der Verbrauch der als umweltschädlich geltenden Plastiktüten bis Ende 2025 auf unter 40 pro Kopf und Jahr sinkt. Bisher benutzt jeder EU-Bürger durchschnittlich noch fast fünfmal so viele.

Deutschland dagegen steht laut dem HDE-Sprecher schon recht gut da: Hierzulande liege der Schnitt bei nur 71 Tüten. Vor allem im Einzelhandel kommen Plastiktüten demnach zum Einsatz. In Supermärkten kosten die Tüten schon seit langem etwas; in Kleidergeschäften, Warenhäusern und Elektronikmärkten wäre das eine Neuheit.

Im Bundesumweltministerium sei man zufrieden darüber, dass der Handel selbst einen Entwurf vorgelegt habe, sagte ein Ministeriumssprecher. Ressortchefin Barbara Hendricks (SPD) habe stets eine freiwillige Regelung einem Gesetz vorgezogen. Derzeit sei man mit dem HDE in Gesprächen, um «wirksame Maßnahmen» zur Begrenzung des Tütenverbrauchs zu finden.

Zahlreiche Großunternehmen unterstützen laut HDE den vorgelegten Entwurf. Die Firmen, die bereits zugestimmt hätten, gäben fast die Hälfte aller Tüten in Deutschland an ihre Kunden aus. Der Verband des deutschen Textileinzelhandels äußerte aber bereits in der Vergangenheit Zweifel an Bezahltüten: Kunden hätten womöglich kein Verständnis dafür.

Dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hingegen geht der Vorstoß nicht weit genug: «Auch Papiertüten müssen kosten», teilte eine Sprecherin mit. Wenn Verbraucher auf andere Materialien umstiegen, sei das keine gute Lösung. Papiertüten aus Frischfaser hätten eine viel schlechtere Klimabilanz als Plastiktüten, konventionelle Baumwollbeutel ebenso.
dpa
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