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29.04.2008 | 15:17 | Biomasse-Strategie 

Gabriel fordert in Brasilien nachhaltige Bioenergie-Produktion

Brasilia - Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat zum Auftakt seines Brasilien-Besuchs eine nachhaltige Bioenergie-Produktion gefordert und ein entsprechendes bilaterales Abkommen angekündigt.

Sigmar Gabriel
Sigmar Gabriel (c) Dt. Bundestag
Brasilien könne so zeigen, ob es in der Lage sei, Bioenergie in nachhaltiger Form zu produzieren, sagte Gabriel am Montag in Brasilia nach einem Treffen mit Amtskollegin Marina Silva. Das Abkommen solle beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Mai unterzeichnet werden. Bei Erfüllung der Nachhaltigkeitskriterien werde es keine Hindernisse für den Export brasilianischen Ethanols nach Deutschland geben, versicherte Gabriel.

Die deutsche Delegation flog am Dienstag von Brasilia zum nordbrasilianischen Amazonas-Bundesstaat Pará weiter, wo zunächst ein Treffen mit Politikern auf dem Programm stand. Bis Donnerstag will Gabriel in Pará auch Naturschutzgebiete und kleine Dörfer von Urwaldbewohnern besuchen. Im Regenwald will sich Gabriel nach Delegationsangaben einen Eindruck von der Biodiversität verschaffen.

Der Umweltminister hatte vergangene Woche in Berlin angekündigt, dass nach seiner Brasilienreise eine Überprüfung der gesamten Biomasse-Strategie der Koalition auf der Tagesordnung stehen werde. Das sei aufgrund der Diskussion über die Vernichtung von Regenwäldern in den Entwicklungsländern zum Ausbau von Bioenergie-Exporten nach Europa und in die USA nötig. Gabriel will in Brasilien nach eigenen Worten aber auch über die Nahrungs-und Futtermittelproduktion reden, für die ebenso wie für die Agro-Energie Nachhaltigkeitszertifikate erforderlich seien.

Umweltministerin Silva versicherte derweil, dass die Produktion von Ethanol aus Zuckerrohr keine Gefahr für den brasilianischen Regenwald darstelle. Diese Art der Bioenergie-Herstellung konkurriere auch nicht mit der Produktion von Lebensmitteln. «In Brasilien können wir unsere Agrarproduktionskapazitäten verdoppeln, ohne einen einzigen Baum zu fällen», versicherte Silva. Man habe in der Amazonas-Region mehr als 166.000 Quadratkilometer verlassenes Land, auf dem Getreide angebaut oder Viehhaltung betrieben werden könne. Gabriel besucht Brasilien auf Einladung von Ministerin Silva.

Hauptthema der fünftägigen Reise ist die UN-Konferenz über Biologische Vielfalt in Bonn, bei der Deutschland am 19. Mai den Vorsitz von Brasilien übernimmt. Das südamerikanische Land gilt als einer der wichtigsten Verhandlungspartner Deutschlands in Sachen Naturschutz. In Brasilien will Gabriel deshalb auch kontroverse Kernpunkte erörtern und eine Annäherung der Positionen erzielen.

Der Minister will in Brasilien außerdem erreichen, dass die deutsche Pharmaindustrie dort weiterhin wertvolle Pflanzen für die Medikamenten-Versorgung in Deutschland ausbeuten kann. Hier müsse es aber einen Vorteilsausgleich für die Brasilianer in Form von Gewinnanteilen geben, sagte Gabriel vergangene Woche.

Zum Abschluss der Reise wird Gabriel in Riberao Preto im Bundesstaat Sao Paulo eine Biosprit-Produktionsanlage besuchen. Der Minister wird von Abgeordneten aller Fraktionen im Deutschen Bundestag und von Vertretern von Umweltverbänden begleitet. (dpa)
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