Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
29.10.2008 | 19:54 | Umweltschutz Klima  

China holt USA als größten Klimasünder ein - Verdoppelung erwartet

Peking - China hat die USA als größten Produzenten von Treibhausgasen eingeholt.

Treibhausgase
(c) Vitaly Krivosheev - fotolia.com
Erstmals räumte die Regierung in Peking am Mittwoch bei der Vorlage eines Weißbuches zum Klimaschutz ein, dass Chinas Emissionen inzwischen das amerikanische Niveau erreicht hätten, das 2005 bei knapp 1,6 Milliarden Tonnen Kohlenstoff lag. Vor den internationalen Verhandlungen über eine Begrenzung der Treibhausgase gab sich Peking aber kompromisslos. Die starke Abhängigkeit Chinas von Kohle werde eine Beschränkung «ziemlich schwierig» machen. Mit seinem schnellen Wirtschaftswachstum wird Chinas Ausstoß von Kohlendioxid nach Einschätzung chinesischer Forscher weiter stark wachsen und sich bis 2030 sogar verdoppeln.

Bis 2020 dürfte sich der ausgestoßene Kohlenstoff auf 2,5 Millionen Tonnen und bis 2030 sogar auf 3,1 Milliarden Tonnen erhöhen. Je nach Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung könnten es noch mehr sein, steht in dem Bericht der Akademie der Wissenschaften, der unter Führung des Klimaforschers Wei Yiming geschrieben wurde. Die Internationale Energieagentur (IEA) errechnete für China 2005 einen Ausstoß von 1,4 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, das mit dem Faktor 3,7 multipliziert die Kohlendioxid-Emissionen ergibt.

Trotz dieses massiven Anstiegs forderte die Regierung, vor allem die reichen Industrienationen seien im Klimaschutz gefordert und müssten den Entwicklungsländern mit Geld und Technologie helfen. Mindestens 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes müssten entwickelte Länder dafür aufwenden, forderte der Vizedirektor der Reform- und Entwicklungskommission, Xie Zhenhua, vor Journalisten. Am Vortag hatte ein Regierungsvertreter fast ein Prozent gefordert.

Wegen ihrer historischen Verantwortung für die angesammelten Treibhausgase in der Atmosphäre seien die Industrienationen «verpflichtet», die ärmeren Staaten mit Kooperation, finanziellen Mitteln und Technologietransfer zu unterstützen, heißt es auch in dem Weißbuch. Die Forderungen verdeutlichen die Strategie, mit der China in die UN-Klimakonferenz in Posen in Polen vom 1. bis 12. Dezember gehen will. Neue Mechanismen zur Verbreitung umweltfreundlicher Technologien will Regierungschef Wen Jiabao schon am 7. November auf einer Konferenz mit UN-Vertretern in Peking vorstellen.

«Nach unseren Daten haben die gegenwärtigen Emissionen Chinas etwa das gleiche Ausmaß wie die der USA erreicht», räumte Xie Zhenhua vor Journalisten ein, spielte die Bedeutung aber herunter. Mit seinen 1,32 Milliarden Menschen lägen die Pro-Kopf-Emissionen in China im Vergleich zu den USA nur bei einem Fünftel. Auch seien 20 Prozent der chinesischen Emissionen das Ergebnis der Produktion von Waren für den Export in entwickelte Staaten. Ausländische Experten hatten bereits zuvor errechnet, dass China die USA eingeholt oder sogar überholt habe, doch hatte die chinesische Regierung die Angaben bislang nicht bestätigt.

«Die entwickelten Länder sollten die Verantwortung für ihre angesammelten und ihre gegenwärtigen hohen Emissionen pro Kopf übernehmen, die Führungsrolle bei der Verringerung des Ausstoßes spielen und zusätzlich den Entwicklungsländern finanzielle Hilfe und Technologietransfer zur Verfügung stellen», fordert das Weißbuch, das auf den UN-Klimagrundsatz einer «gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung» verweist. Für China stehe die wirtschaftliche Entwicklung im Mittelpunkt, während gleichzeitig Energieeffizienz und Klimaschutz verfolgt würden. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 China: Schlachtschweinepreis im Aufwind

 Chinas Wirtschaft wächst stärker als gedacht

 Honigimporte: China dominiert den EU-Markt

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?

 Lindner: Handelskonflikt mit China verursacht nur Verlierer

  Kommentierte Artikel

 Bundesbeauftragte fordert Nachbesserungen bei Tierschutz in Ställen

 Geld wie Heu - Geht auf den Bauernhöfen wirklich die Post ab?

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker