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24.03.2011 | 11:33 | Energiewende 

AKW-Abschaltung verstärkt Druck zum Energiesparen

Berlin - Es gibt auch Nachrichten aus dem Haus von Norbert Röttgen jenseits von Atom.

Atomkraftwerk
So teilt das Umweltministerium mit, dass der Deutsche Kältepreis verliehen worden ist für Ideen, mit denen sich etwa in Molkereien der Energieverbrauch drastisch senken lässt. «Energiesparen ist nach wie vor unsere wichtigste Energiequelle», sagt die Parlamentarische Umwelt-Staatssekretärin Katherina Reiche (CDU). Doch die Bundesregierung macht jenseits von Preisverleihungen und oft unterfinanzierten Förderprogrammen bisher nach Meinung von Opposition und Verbänden viel zu wenig, um hier voranzukommen.

Auch nach Fukushima und dem Start des dreimonatigen Atom-Moratoriums wird bisher wenig über das sperrige Wort «Energieeffizienz» geredet. Beim Atom-Treffen am Dienstag bei Kanzlerin Angela Merkel wurde das Thema auf den 15. April vertagt. Die Regierung erklärt das Thema stets zu einem Politikbereich von höchster Priorität, Gelder dafür wurden aber für 2011 sogar gekappt.

Dabei schlummert hier das größte Potenzial, um etwas gegen möglicherweise steigende Strompreise zu tun, sollten im Juni plötzlich fast die Hälfte der deutschen Atomkraftwerke für immer vom Netz genommen werden. Allein für die Erzeugung von Kälte wurden 2010 rund 90 Milliarden Kilowattstunden (kWh) benötigt - das sind 15 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland, Tendenz steigend.

Besonders durch Gebäudesanierungen will die Regierung die Bürger dazu bewegen, beim großen Energiesparen mitzumachen. Der Chef der Gewerkschaft IG BAU, Klaus Wiesehügel, betonte am Mittwoch: «Energie wird nur nicht teurer, wenn wir anfangen, Energie zu sparen». Dazu sei es notwendig, 25 Prozent weniger Strom und Wärme zu verbrauchen. Daher sollen rasch die Gebäude saniert werden - durch mehr Dämmung, neue Pumpen und neue Fenster lassen sich die immer weiter steigenden Kosten für Strom und Heizung senken.

Doch die Regierung stellte - nach früher bis zu 2,2 Milliarden Euro - in diesem Jahr nur noch 450 Millionen Euro für das Programm zur Verfügung, bei dem es vor allem zinsgünstige Kredite gibt. Weitere 500 Millionen Euro sollen aus dem Ökoenergie-Fonds kommen, doch es ist unklar, wieviel die Konzerne wegen der AKW-Abschaltung hier in diesem Jahr einzahlen. Wiesehügel betont, dass zu Zeiten der höheren Förderung 290.000 Jobs in diesem Bereich entstanden seien.

Da viele ältere Wohnungen aber so zugig sind, dass sich eine solche energetische Sanierung kaum lohnt, wurde im Rahmen der Debatte um das Energiekonzept im Vorjahr im Bauministerium von Peter Ramsauer (CSU) die Idee einer «Abrissprämie» geboren, also Geld für Ersatzneubauten. Doch die staatliche KfW-Bank arbeitet immer noch an einem Programm hierfür. Bei rund 1,75 Millionen Wohngebäuden in Deutschland rechnen sich einer Studie der «Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen» zufolge Abriss und Neubau mehr als eine Sanierung.

Auch Unternehmer fordern nun mehr Einsatz. «Die Bundesregierung muss sich jetzt hinsetzen, um die Prioritäten im Energiekonzept neu zu sortieren», sagt der Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF), Christian Noll. So sollte neben weit mehr Geld für die Gebäudesanierung auch über eine «Abwrackprämie» für alte, stromfressende Kühlschränke nachgedacht werde. Die Niederlande und Österreich hätten mit großem Erfolg entsprechende Programme aufgelegt. Zudem würde der Austausch alter Pumpen viel bringen und in Bürogebäuden ginge 50 Prozent des Stroms für die Beleuchtung drauf.

Mit mehr Energieeffizienz lasse sich die Jahresstrommenge von zehn Atomkraftwerken einsparen, betont Noll. Durch Einsparungen in Industrie, Haushalten und Gewerbe, im Handel und bei Dienstleistungen könnten bis 2020 jährlich rund 70 Milliarden Kilowattstunden (kWh) eingespart werden. Ein deutsches AKW erzeugt jährlich im Schnitt etwa sieben bis acht Milliarden kWh. Massive Energieeinsparungen hätten laut einer Studie für das Umweltministerium zusätzlich noch positive Wirtschaftsefffekte: Durch die eingesparten Energiekosten und eine gestiegene Produktivität könnten rund 250.000 Jobs geschaffen werden. (dpa)
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