«Ich bin überglücklich und freue mich auf ein tolles Jahr», sagt Mandy Großgarten (22), die nach 24 Jahren erstmals wieder die Krone für das rheinland-pfälzische Weinbaugebiet Ahr zurückeroberte.
Im Finale in Neustadt an der Weinstraße setzt sich die selbstbewusste Chemiestudentin aus Dernau an der Ahr am Freitagabend souverän gegen fünf Mitbewerberinnen aus Rheinland-Pfalz, Baden und Franken durch. Weinprinzessinnen werden die Badenerin Katja Bohnert (20), die Önologie studiert, und die Betriebswirtin Melanie Unsleber
(24) aus Franken.
Sie müsse das erst einmal sacken lassen, sagt Großgarten, eine hübsche Brünette mit Stupsnase, die 22-Jährige trägt eine knöchellange weinrote Robe. Sie wolle «nicht nur die deutschen Weine beliebter und bekannter machen», sondern auch «den Funken der Leidenschaft wecken», sagt die neue Weinkönigin, deren Eltern Nebenerwerbswinzer sind.
Im Neustädter Finale müssen die sechs Titel-Favoritinnen nicht nur Wissen und Kompetenz zeigen, sondern auch mit ihrer Persönlichkeit überzeugen. Die jungen Frauen lösen vor laufenden Fernsehkameras Filmrätsel und halten eine Rede aus dem Stegreif. In zwei Teams stellen sie ihr Fachwissen unter Beweis und finden aus drei Weinsorten verdeckt den Blanc de Noir heraus - einen weißen Wein, der aus blauen Trauben gekeltert wird.
Auch ein eigenes Wappen kreieren die Finalistinnen: Mandy Großgarten setzt auf die Farbe rot, eine Sonnenblume und den Schmetterling als Wappentier und verrät damit viel über sich selbst: «Ich bin selbst sehr wandelbar: Viele, die mich als
Weinkönigin erleben, hätten nicht gedacht, dass ich Naturwissenschaft studiere.» Gleichzeitig vermute keiner im Labor, dass sie hier «im roten Kleid stehe», sagt sie lachend.
Vielen Rollen muss die leidenschaftliche Hobby- Theaterschauspielerin bald gerecht werden. Amtsvorgängerin Sonja Christ setzte hohe Maßstäbe: Sie twitterte, drehte Videofilme ihrer Reisen nach Asien, Kanada und New York und präsentierte mit Charme und Kompetenz den deutschen Wein.
Etwa 200 Termine im In- und Ausland wird die neue Deutsche Weinkönigin laut dem Deutschen Weininstitut (DWI) in ihrem Amtsjahr absolvieren. «Sie kann mich immer anrufen, wenn sie einen Tipp braucht», sagt Vorgängerin Christ, die das Amt als «bestes Aufbaustudium, das es gibt», lobt.
Die Wahl der Deutschen Weinkönigin wird vom DWI seit 1949 ausgerichtet. Ist diese Kür überhaupt noch zeitgemäß? Für den Regierungschef von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck (SPD), keine Frage: «Ja, natürlich! Wenn wir heute von Weinköniginnen sprechen, dann sprechen wir von intelligenten, hervorragend ausgebildeten jungen Frauen, die überaus professionelle Botschafterinnen für den deutschen Wein sind.» (dpa)