Wie viel Schlaf ein Mensch wirklich braucht, gibt ihm seine innere Uhr vor. Freiwillige Frühaufsteher und muntere Nachteulen sind der Beweis für die Flexibilität der Schlafenszeit. Wer unfreiwillig wach liegt, schadet seiner Gesundheit und greift vermehrt zu ungesunden Lebensmitteln.
Einschlafstörungen können zur Belastung werden. Beinahe die Hälfte der Betroffenen greift zu einem Buch, um in den Schlaf zu finden. Auf das klassische Schäfchen zählen greifen lediglich fünf Prozent zurück, wissen Schlafforscher. Neun
Millionen Deutsche greifen regelmäßig zu Schlaftabletten. Da von den Tabletten keine heilende Wirkung ausgeht, ist nur eine kurzfristige Besserung zu erwarten. Nach Absetzen der Tabletten bleibt die Schlafstörung weiter bestehen.
Schlafmangel hat negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit und verkürzt die Lebenserwartung. Wissenschaftler der Northwestern University haben nun festgestellt, dass zu wenig Schlaf den Informationsaustausch im Gehirn stört und Betroffene vermehrt zu besonders energiereichen Lebensmitteln greifen lässt.
Schlafmangel schwächt das Immunsystem, beeinflusst die Gehirnleistung und kann sogar die Aktivität unserer Gene verändern. Diese Fakten sind Medizinern seit langem geläufig.
Die jüngst im Fachmagazin “eLife” veröffentlichte Studie geht noch einen Schritt weiter und macht fehlenden Schlaf dafür verantwortlich, dass vermehrt süße und fettige Nahrungsmittel konsumiert werden.
In ähnlichen Untersuchungen wurde bereits festgestellt, dass bei Schlafmangel vermehrt Endocannabinoiden ausgeschüttet werden. Diese Botenstoffe des Gehirns können Hunger und Essverhalten ebenso beeinflussen wie unsere Reaktion auf Gerüche.
Eine Versuchsreihe diente der Untersuchung des Essverhaltens unter Schlafmangel leidender Personen. Hierfür wurden 29 Versuchsteilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe durfte ausschlafen. Die Probanden aus Gruppe zwei mussten mit vier Stunden Schlaf auskommen.
Alle Versuchsteilnehmer erhielten identische Mahlzeiten mit der Option, sich jederzeit verschiedene Snacks genehmigen zu können. Die Untersuchung bestätigte eine Veränderung des Essverhaltens bei den unter Schlafmangel leidenden Teilnehmern. Diese griffen vermehrt zu Süßigkeiten, Gebäck und Chips.
Blutuntersuchungen wiesen einen erhöhten Endocannabionoidspiegel nach. Mithilfe der Magnetresonanztomografie wurde festgestellt, dass unter Schlafmangel leidende Personen deutlich intensiver auf Essensgerüche ansprechen als auf übrige Reize. Bei der ausgeschlafenen Versuchsgruppe waren keine unterschiedlichen Reaktionen auf Gerüche messbar.
Zur Verbesserung der Schlafqualität kann das Führen eines Schlaftagebuches beitragen. Hier notiert der Betroffene seine Schlafgewohnheiten über einen längeren Zeitraum. Eine Analyse von Schlafdauer und Schlafqualität kann dabei helfen, die Ursache für den Schlafmangel herauszufinden und gezielt dagegen vorzugehen.
Um besser einschlafen zu können, bedarf es einer gewissen Routine. Versuchen Sie die Zubettgehzeiten über mindestens sieben Tage konstant zu halten und auch am Morgen zur selben Zeit aufzustehen.
Vor dem Einschlafen sollte der Fernseher besser ausbleiben. Ein kleiner Spaziergang, ein warmes Bad oder
Entspannungsübungen helfen dabei, sich auf die Nachtruhe vorzubereiten.
Auch was wir essen, beeinflusst die Schlafqualität. Hände weg also von ungesunden Lebensmitteln. Auch Kaffee und Alkohol stören die Nachtruhe. Zucker wirkt wie ein Aufputschmittel und verstärkt nächtliche Heißhungerattacken. (Pd)