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29.04.2007 

Maisunkräuter im Fokus der Wissenschaft

Eine kürzlich an der Universität Hohenheim fertig gestellte Studie über die Zusammensetzung der Unkrautflora, die Verbreitung und Stärke der Verunkrautung im Maisanbau ergab, dass 204 verschiedene Unkräuter aus 32 Pflanzenfamilien vorkommen – das sind deutlich mehr Arten, als bislang im Mais vermutet wurden.

Unkrautmonitoring in Mais
(c) Syngenta
Während des 5-jährigen Monitorings (von 2000 - 2004) wurden bundesweit 2602 Maisfelder untersucht und dabei fast 500.000 Unkräuter ausgezählt. Die Erhebungen fanden jährlich zwischen dem 2- und 6-Blattstadium des Mais kurz vor der Unkrautbekämpfung statt.

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Untersuchte Standorte während des Unkrautmonitorings in den Jahren 2000 - 2004
Mit rund 80 % sind die Gänsefuß-Arten im Mais am weitesten verbeitet. Vornehmlich tritt der Weiße Gänsefuß auf; daneben kommen u.a. Vielsamiger Gänsefuß und Feigenblättriger Gänsefuß vor.

Auf den weiteren Rängen folgen Vogelmiere und Windenknöterich sowie eher für das Getreide typische Unkrautarten wie Kamille und Acker-Stiefmütterchen.

Auch ausdauernde Unkräuter wurden gegenüber früheren Untersuchungen vermehrt gefunden. Neben der Quecke, die auf annährend 40 % der Felder auftrat, sind Acker-Kratzdistel, Acker-Winde und Acker-Schachtelhalm zu erwähnen, da viele der eingesetzten Maisherbizide Wirkungslücken bzw. -schwächen gegen diese Arten aufweisen.

Die häufigsten Unkräuter in Mais in DeutschlandBild vergrößern
Die häufigsten Unkräuter in Mais in Deutschland
Einfluss der Fruchtfolge auf das Vorkommen von Unkräutern in Mais
Insbesondere die Hühnerhirse und der Schwarze Nachtschatten waren in Betrieben mit einem hohen Maisanteil besonders oft vertreten. Bei den drei in Mais am häufigsten vorkommenden Arten Weißer Gänsefuß, Vogelmiere und Windenknöterich spielte der Anteil von Mais in der Fruchtfolge kaum eine Rolle. Bei einem geringen Anteil von Mais in der Fruchtfolge kommen vor allem Kamille-Arten, Kletten-Labkraut, Acker-Stiefmütterchen und Acker-Hellerkraut vor.



Einfluss der Fruchtfolge auf das Vorkommen von Unkräutern in Mais Bild vergrößern
Einfluss der Fruchtfolge auf das Vorkommen von Unkräutern in Mais
Einfluss der Bodenart auf das Vorkommen von Unkräutern
Das Monitoring hat gezeigt, dass zwar die meisten Unkrautarten in Mais nicht an bestimmte Bodenarten gebunden sind, das heißt, dass die meisten Arten auf allen Böden vorkommen. Wie die Grafik aber verdeutlicht, haben die Bodeneigenschaften doch einen starken Einfluss auf das Vorkommen einiger Arten. So kommen beispielsweise Kamille-Arten, Taubnessel-Arten, Ehrenpreis-Arten, Kletten-Labkraut und Acker-Hellerkraut häufiger auf mittleren bis schweren Böden vor, während Rispengras-Arten, Acker-Stiefmütterchen und Schwarzer Nachtschatten leichte, sandige Böden bevorzugen.


Einfluss der Bodenart auf das Vorkommen von UnkräuternBild vergrößern
Einfluss der Bodenart auf das Vorkommen von Unkräutern
Ursachen des Wandels in der Unkrautflora
Als Ursache dieser dieser Veränderung ist primär der unzureichende Erfolg der chemischen Bekämpfung bei einigen Arten zu nennen.
Im Falle des Acker-Stiefmütterchens, Ehrenpreis- und Storchschnabel-Arten dürfte vor allem der häufige Einsatz der Sulfonylharnstoffe, die Wirkungslücken aufweisen, für die starke Selektion dieser Arten verantwortlich sein.

Die Zunahme der Borsten- und Fingerhirsen in Gebieten mit engen Maisfruchtfolgen ist hingegen überwiegend auf die relativ späte Keimung dieser Arten zurückzuführen. Demzufolge werden sie von vielen Vorauflaufherbiziden nicht erfasst; hinzu kommt, dass zahlreiche Nachauflaufherbizide nicht immer ausreichend wirksam sind.

Auch das Stickstoff-Angebot im Boden besitzt Einfluss auf das regional vermehrte Vorkommen von Arten, wie sich aus den Ergbnisssen des Monitorings ableiten lässt. Insbesondere das in den viehstarken Regionen im Nordwesten verstärkte Auftreten von nitrophilen Unkräutern wie Vogelmiere und Schwarzer Nachtschatten lässt sich mit der dort praktizierten intensiven N-Düngung in Verbindung bringen, wodurch diese Arten dann begünstigt werden.

Im Falle des Schwarzen Nachtschattens ist ferner zu erwähnen, dass dieser, wie die Hühnerhirse, in charakteristischen "Wellen" aufläuft und somit einer i.d.R. einmalig durchgeführten Herbizidbehandlung "entkommt". Die verbleibenden Pflanzen gelangen dann meist vor der Maisernte zur Samenreife und erhöhen dadurch den Samenvorrat im Boden. Dies ist auch eine plausible Erklärung dafür, warum allgemein der Unkrautbesatz auf Ackerflächen trotz Bekämpfungsmaßnahme nicht abnimmt.
Maßnahmen beginnen beim Wirkstoffmanagement
Als wichtige Maßnahme zur Ertragssicherung gilt es bei der Auswahl der Bekämpfungsstrategie auf eine Kombination von Wirkstoffen bzw. einen regelmäßigen Wirkstoffwechsel zu achten. Dadurch kann die Selektion unempfindlicher bzw. resistenter Unkrautarten wirksam unterbunden werden.
Da im Mais über einen längeren Zeitraum die Unkräuter auflaufen können, sollte gegebenenfalls beachtet werden, dass die Wirkstoffkombination aus blatt- und bodenaktiven Komponenten bestehen.
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