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   02.05.2022 

Private Wachtelhaltung für die Selbstversorgung

Viele Menschen sind derzeit in Sorge, ob die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln stabil bleiben wird. Eines der gefragtesten Nahrungsmittel ist das Ei, wobei das Hühnerei die geläufigste Variante ist.

Wachtelhaltung
(c) proplanta
Die Frage nach der Verfügbarkeit, der Preisstabilität und noch einigen Faktoren mehr stimmen nachdenklich. Häufig entsteht dann der Wunsch, Geflügel privat zu halten, allen voran die Hühner. Schnell wird der Gedanke daran aber auch wieder verworfen - aus unterschiedlichen Gründen, aber manchmal doch ein wenig zu voreilig. Die meisten kämen nämlich nicht auf die Idee, sich Wachteln anzuschaffen. Dabei ist die private Wachtelhaltung unter Umständen eine Alternative. Es sind kleinere Hühner, damit kleiner Eier. Und womöglich auch kleinere Probleme?

Warum der Traum von der privaten Hühnerhaltung oft platzt

Oftmals scheitert die Frage nach der konkreten Umsetzung der eigenen Hühnerhaltung an den örtlichen Gegebenheiten. Der Mangel an Platz steht dabei an erster Stelle, denn viele Grundstücke erweisen sich für die lauffreudigen Hühner als schlichtweg zu klein. Zwar reichen theoretisch auch kleine Auslaufflächen, aber in der Praxis endet eine verhältnismäßig hohe Besatzdichte auf ein paar Quadratmetern Wiesenfläche damit, dass sich die schöne Grünfläche innerhalb kürzester Zeit in eine Erd- und Sandfläche verwandelt wird. Hühner scharren, das weiß zwar jeder Laie, aber die Bedeutung dieser Tatsache wird manchmal erst recht spät erkannt. Ein umgepflügter Garten sieht einfach unschön aus. Bei begrenztem Platzangebot würde die Anschaffung von Hühnern außerdem jede Planung eines Nutz- oder Ziergartens obsolet machen.

Wohnt der Tierliebhaber außerdem nicht in Alleinlage, was auf die Mehrheit der Menschen zutrifft, steht auch noch die Frage nach der Akzeptanz der Tierhaltung in der Nachbarschaft. Ein Mindestmaß an Lärm- und Geruchsbelästigung sind einfach einzukalkulieren. Diese und ein paar andere Probleme sind jedoch noch geradezu unbedeutend, wenn man sich den weiteren Fragestellungen widmet. Das beginnt bei der Genehmigungs- und Meldepflicht der Tiere, aber auch der notwendigen Baulichkeiten. Spätestens jetzt wird auch dem größten Optimisten auffallen, dass ein passender Stall das Hauptproblem ist. Denn, und damit ist ein großes Risiko beim Namen genannt: Es kann jederzeit dazu kommen, dass aufgrund der Vogelgrippe eine Stallpflicht verhängt wird und die Hühner ihr Dasein drinnen fristen müssen. Dies wiederum macht jeden schönen Gedanken an leckere, frische Eier von freilaufenden Bio-Hühnern zunichte.

Unverzichtbar auch bei der Hobby-Haltung: Eine stabile Stromversorgung

Wer sich Wachteln anschafft, wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf die zuverlässige Versorgung mit Strom angewiesen sein. Sei es für den Betrieb eines Hochdruckreinigers, eine künstliche Beleuchtung an den Herbst- und Winterabenden, um das fehlende Sonnenlicht zu kompensieren oder auch für den Betrieb eines Brutapparates, um selbst Wachteln auszubrüten oder den Betrieb einer Wärmequelle, um Wachtelküken aufzuziehen.

Abgesehen davon, dass nicht jedes Grundstück an das öffentliche Stromnetz angeschlossen ist, häufen sich auch hierzulande die Stromausfälle. Während das Fehlen von Lampenlicht zwar ärgerlich ist, aber noch nicht zwangsläufig in einer Katastrophe endet, sieht es bei der Brut oder Aufzucht von Küken schon dramatischer aus. Die durchgehende Versorgung mit Wärme ist unverzichtbar, sonst drohen hohe Verluste.

Wer diesem Risiko vorbeugen möchte, sollte sich unbedingt ein Notstromaggregat zulegen. Diese gibt es schon erstaunlich günstig zu kaufen, wenn man sich für ein Modell mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis entscheidet. Ein Stromgenerator ist eine äußerst sinnvolle Anschaffung und kann sich im Sinne einer vernünftigen Krisenvorsorge selbst dann noch bezahlt machen, wenn man die Wachtelhaltung wieder aufgeben sollte.

Aus der Not eine Tugend machen - Wachteln sind beinahe Mini-Hühner

Die harte Realität, die soeben zumindest ansatzweise umrissen wurde, führt zu einer möglichen Lösung. Diese könnte darin bestehen, an Stelle von Hühnern die kleinen, unscheinbaren Wachteln für die Privathaltung in Erwägung zu ziehen. Wachteln sind klein, nicht genehmigungspflichtig und finden in einer Voliere Platz, deren Bau von beinahe jeder Gemeinde genehmigt wird. Eine artgerechte Volierenhaltung ist die einzige Option, die hier genannt werden soll.

In der kommerziellen Haltung ist die Käfighaltung auf Drahtgeflechtböden erlaubt, aber dem Privathalter wird der Tierschutzaspekt hoffentlich wichtiger sein als eine möglichst hohe Ausbeute. Es liegt in der Natur der Wachteln, ökonomisch zu sein. Zumindest während der ersten beiden Lebensjahre legt jede Henne beinahe täglich ein Ei. Dazu geben Wachteln auch nette "Haustiere" ab, über die sich auch Kinder freuen.

Eine hübsche Wachtelvoliere fügt sich wunderbar in einen Garten ein. Eine regelmäßige Reinigung vorausgesetzt, lässt sich die Geruchsbelästigung gut in Schach halten, wenngleich Wachteln tatsächlich streng riechen. Hält man aber die Besatzdichte gering und wählt eine passende Einstreu, ist dieser Faktor zu vernachlässigen. Auch die anfallenden Mist-Mengen sind in der privaten Haltung verkraftbar.

Eine Wachtel-Voliere, die komplett überdacht ist, eignet sich perfekt. Sie erfüllt im Fall einer Einstallpflicht für Geflügel die Kriterien, da die Wachteln nicht mit den Ausscheidungen der Wildvögel in Berührung kommen.

Der Futterbedarf von Wachteln

Die Haltung von Wachteln kann sich für Menschen auszahlen, die großen Wert auf die Erzeugung eigener Produkte legen. Wer eigene Wachteleier produziert, kann ohne Zweifel sagen, wo die Eier herkommen. Allerdings setzt das voraus, dass eine hochwertige Körnermischung gefüttert wird. Wachteln benötigen einen hohen Eiweißanteil im Futter. Manche Halter verfüttern auch Legemehl für Hühner, was durchaus funktioniert. Allerdings müssen dann unter Umständen Abstriche beim Bio-Gedanken gemacht werden.

Diese Entscheidung liegt bei jedem Halter selbst. Die Futtermittelpreise sind ein Faktor, der vorab bedacht werden sollte. Es sollten etwa 40 Gramm Futter pro Tag und Tier einkalkuliert werden, was etwa zwei bis drei Esslöffeln entspricht. Wachteln dürfen aufgrund ihres sehr schnellen Stoffwechsels niemals ohne Futter und Wasser sein! Das gilt auch dann, wenn zusätzliche Eiweißquellen angeboten werden, wie etwa Mehlwürmer.

Die Zusammenstellung einer Wachtelgruppe

Es gibt verschiedene Wachtel-Arten, die völlig unterschiedliche Bedürfnisse an die Haltung haben können. So sind chinesische Zwergwachteln eher zur Monogamie veranlagt, weshalb hier auf eine größere Gruppenhaltung verzichtet werden sollte. Für die Halter, die Interesse an einem höheren Eier-Ertrag hegen, lautet der Vorschlag, sich entweder für Lege- oder Mastwachteln zu entscheiden. Die Legewachteln werden auch als Euro-Wachteln bezeichnet und zeichnen sich durch eine hervorragende Legeleistung aus.

Die Mastwachteln, auch als Jumbo-Wachteln bekannt, legen ebenfalls sehr zuverlässig Eier, aber sie haben dabei ein höheres Gewicht und einen höheren Futterbedarf. Auch die Wachteleier der Mast- beziehungsweise Fleischwachteln sind etwas größer. Sich für letztere zu entscheiden, ist eine dann sinnvoll, wenn selbst gebrütet werden soll. Dazu später mehr. Fakt ist, dass beide Wachtelsorten empfehlenswert sind.

Um die Gruppengröße anhand des Eierbedarfs zu planen, gilt die Faustregel: Vier bis fünf Wachteleier ersetzen ein Hühnerei. Bei Mastwachtel-Eiern sind es oft nur drei bis vier Eier, die das Hühnerei ersetzen. Es ist möglich, nur Hennen zu halten und auf Hähne in der Gruppe zu verzichten. Wenn aber selbst für Nachzucht gesorgt werden soll, empfehlen sich vier bis sieben Hennen auf einen Hahn. Der Platzbedarf für eine solche Gruppe beläuft sich auf etwa einen Quadratmeter.

Anschaffung und Aufbau der Gruppe

Steht der Plan und es wurden alle Vorbereitung getroffen, gibt es gibt mehrere Möglichkeiten, mit der Tier-Anschaffung zu beginnen. Die erste Möglichkeit ist, sich die gewünschte Anzahl an Tieren direkt beim Züchter zu kaufen. In ländlichen Gegenden fahren auch Geflügelverkaufswagen verschiedene Stationen ab. Eine Vorbestellung bei der Zentrale ist dabei oftmals sinnvoll. Eine gute Möglichkeit ist es, sich für legereife Wachtelhennen zu entscheiden und auf Wunsch auch die erforderliche Anzahl an Hähnen zu erwerben. Dann kann man direkt starten und sich kurz darauf schon über die ersten eigenen Wachteleier freuen.

Die legereifen Junghennen sind in der Anschaffung deutlich teurer als Küken oder Bruteier. Dieser Aspekt führt dazu, dass manche Käufer aus Kostengründen eher zur eigenen Aufzucht tendieren, zumal die Zeitspanne vom Wachtelküken bis zum legereifen Tier nur etwa sechs Wochen beträgt. Hier sollte man aber bedenken, dass die Küken noch nicht direkt in die Wachtelvoliere ziehen können, da sie viel Wärme benötigen. Außerdem ist das Geschlecht der Tiere auch erst mit etwa sechs Wochen zu erkennen.

Das "Hähnchen-Problem" gilt auch für Wachteln

Aus der Debatte um den Umgang mit den Hähnchenküken bei Legehühnern ist bekannt, dass die männlichen Tiere ein "Problem" darstellen. Das sollte auch hinsichtlich der Wachtelhaltung bedacht werden, denn auch hier schlüpfen stets mindestens 50 Prozent Hähne. Dies führt zu der Frage, was mit den Hahnenküken geschehen soll. Für die Nicht-Vegetarier ist die Antwort einfach, denn mit Eintreten der Geschlechtsreife können sie geschlachtet werden.

Wachtelfleisch gilt als Delikatesse. Die Wachtelaufzucht ist in etwas wie Hühner-Aufzucht im Turbo-Modus. Vom Brutei bis zum "fertigen" Tier, das lege- oder schlachtreif ist, vergehen lediglich ungefähr acht Wochen, wobei 17 Tage die erforderliche Brutzeit sind. Während manche Halter sogar ihre Hunde mit dem Wachtelfleisch barfen und deshalb ihre Brutapparate im Dauerbetrieb belassen, ist für Vegetarier diese Vorgehensweise undenkbar.

Fazit: Wachtelhaltung lohnt sich für Privathalter - Unter Umständen

Die Wachtelhaltung ist ein wunderbares Hobby, das schon mit kleinen Investitionen zu verwirklichen ist. Der hauptsächliche Kostenfaktor ergibt sich aus dem Volierenbau, aber auch die Anschaffung eines Notstromaggregats ist dringend anzuraten. Letzteres sogar unabhängig davon, ob tatsächlich eine Wachtelhaltung betrieben werden soll! Interessant wird es dann, wenn man neben den vorzüglichen Wachteleiern, die sogar als Heilmittel gelten, auch das Wachtelfleisch zu schätzen weiß. Dann lohnt sich der Kauf eines Brutapparates, mit dem innerhalt von 17 Tagen Wachtelküken ausgebrütet werden können, die sich in weniger als zwei Monaten zum ausgewachsenen Tier entwickeln.

 

Für Vegetarier und Veganer ist die Wachtelschlachtung keine Option, aber dies muss nicht den Verzicht auf eine Wachtelhaltung bedeuten. Es ist dann aber dringend vom Kükenkauf und einer Bruteier-Produktion abzuraten, da sonst zu viele Hähne anfallen, die sich beim Fehlen ausreichender Hennen bis auf den Tod bekämpfen würden. Eine reine Hennengruppe, die als Hobby-Tiere bis zum natürlichen Ableben artgerecht gehalten wird, ist dann die Alternative. Wachteln sind nicht nur nützlich, sondern werden sehr zahm! Es kann nicht pauschal gesagt werden, ob sich die Haltung lohnt, aber es lohnt sich, nähere Informationen dazu einzuholen. (Pd)

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