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   04.05.2022 

Pestizide im Grundwasser - wie groß ist die Gefahr von Pflanzenschutzmittelrückständen im Trinkwasser?

Die Qualität des Grundwassers beeinflusst nicht nur Tier- und Pflanzenwelt, sondern ist auch für das Wasser aus der Leitung essenziell.

Pflanzenschutzmittelrückstände Trinkwasser
(c) proplanta
Der gestiegene Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft führt jedoch dazu, dass sich immer mehr Pflanzenschutzmittelrückstände in Brunnen oder Quellen anreichern. Wir werfen einen Blick darauf, wie die Pestizide in das Grundwasser gelangen und wie hoch die Gefahr für den Menschen ist.

Wie beeinflusst die Qualität von Grundwasser das Leitungswasser?

Ein großer Teil des Leitungswassers in Deutschland wird aus dem Grundwasser gewonnen, sodass eine hohe Belastung mit Pestiziden auch Auswirkungen auf das Wasser aus dem Hahn hat. Das Bayerische Landesamt für Umwelt gibt zum Beispiel an, dass im Freistaat knapp 86 % des Trinkwassers aus Brunnen und Quellen stammt.

Grundwasser wird vor der Nutzung als Leitungswasser im Wasserwerk gereinigt, um die Vorgaben der bundesweiten Trinkwasserverordnung zu erfüllen. Je höher jedoch der Schadstoffgehalt ist, desto schwieriger und teurer ist eine Einhaltung der Grenzwerte für die Schadstoffbelastung. Weiterhin hätten menschliche oder technische Fehler, die zu einer Überschreitung der Grenzwerte führen, ein deutlich höheres Gesundheitsrisiko. Deshalb lässt sich die Qualität des Grundwassers nichts von der Reinheit des Leitungswassers trennen.

Welche Pestizide können das Grundwasser belasten?

Pestizide, die sich im Grundwasser nachweisen lassen, gehören vor allem zu den Unkrautvernichtungsmitteln und werden bei standardmäßigen Tests in ganz Deutschland immer wieder entdeckt. So wurden bei Proben in Niedersachsen mehrfach Verstöße gegen die maximalen Grenzwerte der Schadstoffe festgestellt.

Und auch in Bayern beschwerten sich Naturschutzverbände über einem mangelnden Schutz von Gewässern und Grundwasser. In jüngeren Tests des Grundwassers war unter anderem der Wirkstoff Bentazon im Grundwasser enthalten. Sogar längst verbotene Pestizide wie Atrazin und dessen Abbauprodukt Desethylatrazin, die seit 1991 in Deutschland nicht mehr eingesetzt werden dürfen, lassen sich im Trinkwasser Jahrzehnte später noch nachweisen.

Wie kommen Pestizide ins Grundwasser?

Pflanzenschutzmittel werden von den Bauern auf den Äckern ausgebracht und reichern sich im Boden an. Durch den nächsten Regen werden die Pestizide ausgewaschen und gelangen in das Grundwasser, wodurch die Belastung mit Schadstoffen deutlich steigt. Je nach Pflanzenschutzmittel variiert der Zeitraum, bis sich die Chemikalien im Grundwasser anreichern.

Im Beispiel von Atrazin kann dies Jahrzehnte dauern. Problematisch ist die aktuelle Entwicklung, dass immer mehr Landwirte auf Pflanzenschutzmittel setzen, um eine möglichst hohe Ernte zu garantieren. Ohne den Einsatz von Pestiziden wären zahlreiche Ackerflächen im Bundesgebiet nicht mehr rentabel zu bewirtschaften.

Wie groß ist die Gefahr durch Pestizide im Grundwasser?

Für den Menschen ist die höhere Pestizidbelastung bisher ein geringes Problem. Die Vorgaben der Trinkwasserverordnung werden durch laufende Tests in den Wasserwerken überwacht, sodass Verbraucher sich keine Sorgen um eine hohe Schadstoffbelastung machen müssen. Dabei ist ein stoffunabhängiger Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser erlaubt und gilt ebenfalls für Pestizide.

Bis zu diesem Grenzwert wird die Belastung des Grundwassers als unbedenklich für die Gesundheit eingestuft. Deutlich stärker gefährdet der regelmäßige Einsatz von Pestiziden hingegen Gewässer, Pflanzen und Tiere. Für die Tierwelt genügen bereits deutlich niedrigere Konzentrationen von Pflanzenschutzmitteln, um sich negativ auszuwirken.

Wie lässt sich Leitungswasser testen?

Tests am Trinkwasser werden bereits regelmäßig durch den jeweiligen Wasserversorger durchgeführt, um auf eine mögliche Überschreitung von Grenzwerten aufmerksam zu werden. Kommt es zu einem Verstoß gegen die Trinkwasserverordnung, werden Haushalte rechtzeitig informiert und ein gesundheitliches Risiko besteht in der Regel nicht.

Wer zum Beispiel in der Schwangerschaft besonders um die Reinheit des Wassers zu Hause besorgt ist, kann sein Leitungswasser testen. Über einen Mutterpass oder Geburtsurkunde werden die Kosten für den Test des Trinkwassers von manchen Gemeinden übernommen. Damit lässt sich die Schadstoffbelastung analysieren und die Qualität des Trinkwassers genauer aufschlüsseln.

Verbraucher zahlen für die Reinigung des verunreinigten Leitungswassers

Neben einem Risiko für die Gesundheit stellt der hohe Anteil von Pestiziden im Grundwasser auch ein Kostenproblem dar. Je mehr Vorarbeit bei den Wasserversorgern nötig ist, um die Trinkwasserverordnung einzuhalten, desto höhere Kosten entstehen. Am Ende werden diese Ausgaben von den Verbrauchern gezahlt, die einen höheren Preis für Leitungswasser zahlen müssen. Dadurch werden Kosten, die durch die Landwirtschaft entstanden sind, auf alle Haushalte verteilt.

Wie kann der Anteil von Pestiziden im Grundwasser reduziert werden?

Die Problematik des hohen Anteils von Pflanzenschutzstoffen in Gewässern oder Umwelt ist nicht neu und es gibt zahlreiche Initiativen, um den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft zu reduzieren. So hat der Bundestag kürzlich die Anwendung von Chemikalien in Schutzgebieten deutlich eingeschränkt, wodurch der Insektenbestand geschützt werden soll.

Im Gegenzug erhalten Bauern finanzielle Unterstützung, damit die Bewirtschaftung der Ackerflächen weiterhin rentabel bleibt. Ebenso gibt es Pilotprojekte wie die Kooperation Trinkwasserschutz Oberpfälzer Jura, bei der sich mehrere Wasserversorger und Gemeinden zusammengeschlossen haben. Landwirte werden durch finanzielle Ausgleichszahlungen entschädigt, wenn sie den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ihren Ackerflächen reduzieren.

Damit möchte die Kooperation zusätzlich zu den vorhandenen staatlichen Hilfen eine Bewirtschaftung ohne Pflanzenschutzmittel attraktiver gestalten. Den Wasserversorgern und Gemeinden nicht nur um den Umweltschutz, sondern auch Kosteneinsparungen sind möglich. Schließlich ist eine Reinigung von belastetem Grundwasser teurer als die finanziellen Hilfen an die Bauern. (Pd)

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