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06.07.2016 | 18:45

Ernteprognosen drücken Weizenpreis auf 154,25 EUR/t

Stuttgart/Paris/Chicago - Die Stimmung beim Weizen kippte nach höheren Flächenprognosen für Mais und Weizen in den USA sowie höheren Ernteerwartungen am Schwarzmeer und in der EU, jedoch wächst die Sorge über Qualitätseinbußen der französischen Weizenernte.
Matif Weizenpreis 154,25 EUR/t
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Entwicklung Weizenpreis an der Matif KW 23. (c) proplanta

In Chicago konnte Weizen beim Fronttermin seit dem Wochenbeginn bis zur Wochenmitte zwar wieder leicht um 0,8 % auf 144,10 EUR/t, an der MATIF sogar um 1,3 % auf 154,25 EUR/t zulegen, die herben Verluste der Vorwoche wurden dadurch aber keineswegs ausgeglichen.

Für Preisdruck sorgte diesmal die Ernteprognose des International Grain Council (IGC) in London, der seine Prognose zur Welt-Weizenernte gegenüber dem Vormonat um 7 Mio. t auf 729 Mio. t nach oben hob, nachdem höhere Weizenernten in den USA (plus 2,3 Mio. t), Russland (plus 2 Mio. t), Ukraine (plus 1,5 Mio. t) und in der EU (plus 1,0 Mio. t) erwartet werden. Damit weicht die kommende Weltweizenernte kaum von den Rekordernten der beiden Vorjahre ab. Die Folge ist ein weiterer Bestandsaufbau um 3 Mio. t auf weltweit 226 Mio. t Weizen.

Den Markt irritierte zunächst die späte Korrektur der US-Weizenfläche auf 50,85 Mio. Acres, gut 1,07 Mio. Acres höher als erwartet, zumal bis zum Wochenende bereits 58 % der US-Weizenernte gedroschen war, gut 3 % mehr als im Fünf-Jahresmittel. Die Weizenerträge in den USA sind befriedigend, aber die Proteinwerte schwächer als im Vorjahr, die Weizen-Bonitierung blieb mit 62 % guter bis ausgezeichneter Bestände unverändert zur Vorwoche. Die Wetterlage lässt weiterhin einen zügigen Fortgang der US-Weizenernte erwarten.

Der USDA-Report brachte bei den Überhängen von 26,65 Mio. t keine Überraschung. Die Exportmengen für US-Weizen blieben mit 462.700 t letzte Woche hinter den Erwartungen des US-Handels zurück. Der durch den Brexit am Wochenende gestiegene US-Dollar bremste die Exporthoffnungen für US-Weizen in Chicago kräftig ein. In Kanada erwartet Statistics Canada beim Weizen jedoch einen Flächenrückgang um 3, 9 % auf 23,2 Mio. Acres, wobei die Fläche für Weichweizen um 10 % fiel und für Hartweizen um 5 % anstieg.

In der EU bleiben die Ernteerwartungen für Weizen (ohne Durum) auch nach der jüngsten Schätzung von Coceral mit 148 Mio. t hoch, liegt die Prognose gerade 2,3 Mio. t unter der Superernte des Vorjahres. Die EU-Gerstenernte soll mit 63 Mio. t das Vorjahresergebnis sogar um 2 Mio. t übertreffen. Vor allem Spanien, Rumänien und Bulgarien werden hohe Ernten einfahren und die schwächeren Ernten Skandinaviens und der Baltic-Staaten kompensieren. In Zentral-Frankreich, sowie in West- und Süddeutschland besteht wegen verbreitet starker Blattkrankheiten die Sorge über die Erntequalität, dabei wurden die Pflanzenbestände Frankreichs zuletzt kräftig abgestuft. Laut FranceAgriMer erhielten nur noch 66 % der Pflanzenbestände gute Noten, ein Minus von 5 % zur Vorwoche und von 19 % zum Vorjahr.

Während in Norddeutschland eher optimistische Ertragserwartungen mit tendenziell nur leicht niedrigeren Proteinwerten vorherrschen, erwartet der Handel in Süddeutschland durch Hagel- und Starkregenunwetter sowie hohem Fusarium-Druck bedingt stark schwankende Weizenqualitäten. Landwirte in Deutschland erwarten eine durchschnittliche Getreideernte in 2016.
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