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17.06.2016 | 17:38 | Warenterminbörse 

Weizenpreis gibt weiter nach - Hohe Erträge und wenig Protein?

Stuttgart/Paris/Chicago - Der Weizenpreis gab nach dem Abwärtstrend bis zur Wochenmitte auch zum Wochenende weiter nach.

Weizenpreis Warenterminbörse
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Entwicklung Weizenpreis an der Matif 2016 KW 24. (c) proplanta

In Chicago verlor Weizen um 2,9 % auf 159 EUR/t und in Paris um knapp 1,2 % auf 162,50 EUR/t, auch der Septembertermin steuert in Richtung 160 EUR/t, nachdem er in der Vorwoche bei 170 EUR/t lag. Dabei macht sich vor allem Ernüchterung an den Wettermärkten breit, sorgten bis zuletzt reichlich Regen dies- und jenseits des Atlantiks für gute Ernten.

Die Spekulation über Dürrerisiken verblasst mehr und mehr, nachdem in den USA die für Juli angekündigte Hitzewelle noch keineswegs in Sicht ist und in Osteuropa gigantische Ernten erwartet werden.

Dabei zeigen die ersten Druschergebnisse bei Soft Red Winter in den USA überdurchschnittlich hohe Erträge, aber mit durchschnittlich nur 10,5 % RP extrem schwache Proteinwerte. Ebenfalls die nach oben korrigierte US-Weizenernte relativiert den starken Anbaurückgang.

Auch Australien schockiert als größter Exporteuer der Südhalbkugel mit einer um 0,9 Mio. t auf 25,4 Mio. t angehobenen Weizenprognose. Einzig die wieder sehr gute Exportentwicklung in den USA diese Woche mit 762.800 t, deutlich über den Erwartungen von 0,25-0,40 Mio. t, hellte die Stimmung in Chicago etwas auf. Dabei belastete der wieder gestiegene US-Dollar jedoch den Markt.

In der EU treibt das Waschküchenwetter mit ergiebigen Regenfällen von Frankreich bis nach Polen und Tschechien die Ernteerwartungen bei Weizen immer weiter nach nach oben. Höhere Niederschläge bedeuten mehr Ertrag.

Spanien, Rumänien und Bulgarien werden deutlich höhere Ernten haben und den Rückgang in Frankreich und Deutschland kompensieren. Dabei fällt die vom Deutsche Raiffeisenverband mit zuletzt 25,4 Mio. t um 200.000 t etwas höher veranschlagt Weizenernte Deutschlands, was 2,9 % weniger wäre als im Vorjahr, kaum ins Gewicht. Jedoch gerät die Qualitätsfrage immer stärker ins Wanken, befürchtet Frankreichs Handel wegen schwacher Proteinerwartungen um 1,5 Mio. t kleinere Weizenexporte in der nächsten Saison.

Deshalb gibt es von dort bereits Kaufinteresse für deutschen Weizen mit RP-Werten oberhalb 12,5 %. Auch exportseitig blieb alles im grünen Bereich. Brüssel zog diese Woche Exportlizenzen von 869.114 t, nachdem in der Vorwoche nur 374.000 t exportiert wurden und die EU-Weizenexporte mit insgesamt 29,8 Mio. t nur noch 0,6 Mio. t hinter dem Vorjahresstand zurückblieben.

Am Schwarzmeer ist mit Temperaturen von 27-37°C der Hochsommer ausgebrochen, was jetzt den Reifeprozess nach der langen Regenwetterperiode wieder beschleunigen dürfte. Die Weizenbestände sind in der Ukraine und Russland weitgehend gut und lassen überdurchschnittlich hohe Erträge erwarten, wobei der Handel dort vorerst von geringeren Proteinwerten ausgeht. Protein wird dieses Jahr der begrenzende Faktor beim Weizen sein, wovon Qualitätsweizen stärker profitieren sollte als im Vorjahr.

Die Grundtendenz beim Weizen wird angesichts des gigantischen Futterweizenangebots der Wettermarkt „Mais“ liefern. Wer an die Hitzewelle im Corn Belt und in Osteuropa glaubt, darf auf steigende Preise hoffen.
proplanta
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