In den USA sorgten zunächst viel zu trockene Wetterbedingungen in den südlichen und westlichen Plains für festere Kurse in Chicago, die natürlich durch die um 7 % geschrumpfte Weizenanbaufläche in den USA mehr Beachtung fanden. Verstärkt wurde der festere Preistrend durch Vorhersagen über einen Kälteeinbruch in den nördlichen Plains, der sich dann nicht in der Intensität bestätigte. Dafür gab es verbreitet Regen.
Gestern relativierten sich die Befürchtungen über schwächere Weizenerträge in den USA. In Kansas und Oklahoma, wo das Regendefizit am höchsten war, wurden 56 % bzw. 67 % der Weizenbestände mit gut bis sehr gut eingestuft, gegenüber 41 % bzw. 27 % im Jahr davor. Allerdings rechnen US-Meteorologen wegen des Wetterphänomens EL Niño mit mehr trockenwarmer Witterung in den kommenden Wochen. Die US-Exporte für Weizen lagen auch in der letzten Woche mit 330.600 mt nur im Mittelfeld der Erwartungen des Handels. Die gesamten US-Weizenexporte werden laut
USDA mit 21,1 Mio. t um 9 % hinter dem Vorjahresergebnis zurückbleiben.
In der EU sorgten mehre Faktoren für eine Kurserholung bei Weizen in Paris. Zunächst überraschte der Dachverbandes COCERAL bei seiner Märzprognose mit einer um 5,6 % kleiner projektzierten
Getreideernte in der EU-32 von 317,69 Mio. t gegenüber 336,38 Mio. t im Vorjahr. Die EU-Weizenernte soll danach von im letzten Jahr 151,9 Mio. t auf 148,57 Mio. t zurückgehen, das wäre ein Minus von -2,2 %.
Die Roggenernte dürfte danach um -18,6 % auf 7,31 Mio. mt sinken. Für Durumweizen rechnet der Dachverband allerdings mit einem Anstieg von 10,9 % auf 8,43 Mio. t. In Deutschland erwartet der
DRV mit 26,1 Mio. mt eine um 1,7 % kleinere
Weizenernte als im Vorjahr. Dies ist jedenfalls ein eher bullishes Signal für die kommende Getreideernte, wenn dabei auch hohe Überhänge aus dem laufenden WJ berücksichtigt werden müssen.
Und hier zeichnet sich Erleichterung ab. Denn die EU-Weizenexporte erreichten letzte Woche mit 691.000 t wieder passable Mengen und summierten diese seit Saisonstart auf 19,4 Mio. t gegenüber 21,3 Mio. t zum gleichen Vorjahreszeitraum. Die
EU-Kommission rechnet auch mit nur um 200.000 mt auf 17,4 Mio. t ansteigenden Weizenlagerbeständen zum Saisonbeginn 2016/17. Dabei unterstellte die EU-Kommission einen Exporteinbruchs von 29,1 auf 27,0 Mio. t. Der Handel war von zunächst höheren Lagerbeständen ausgegangen. Insbesondere durch den schwächeren Eurokurs war EU-Getreide wieder etwas konkurrenzfähiger am Weltmarkt. Deutschland profitierte von Exporten nach Sri Lanka, Südafrika und Saudi Arabien.
In der EU sind die Wachstumsbedingungen für Getreide und Ölsaaten bisher hervorragend und die Aussaat von Sommergetreide kommt langsam zum Abschluss. In Ostdeutschland und Polen verzögerten allerdings Kälte und Schneefälle die Aussaat. In der Schwarzmeerregion kam es nach dem sehr warmen und trockenen Wetter im Februar und März zu heftigen Kälteeinbrüchen. Zwar ist die Frühjahraussaat in Russland und der Ukraine mit 600.000 ha bzw. 320.000 ha gegenüber dem Vorjahr weit fortgeschritten, aber kühle Temperaturen könnten die Aussaat deutlich abbremsen.
Die Ernteprognosen für Weizen am Schwarzmeer gingen zuletzt weiter zurück. Während in der Ukraine ein Ernterückgang von 25 auf 19-20 Mio. t Weizen erwartet, soll Russland mit 57 Mio. t eine um 8 % kleinere Weizenernte als im Vorjahr (61,8 Mio. t) einfahren. Die Trockenheit in vielen Maghreb-Ländern hält unvermindert an und dürfte für mehr Weizenimporte sprechen.
Fazit: Der
Weizenmarkt zeigt leichte Erholungstendenzen. Die Nachfrage kommt nur über den Export. Die Backindustrie und Handelsmühlen haben ihren Bedarf weitestgehend gedeckt und haben bereits die neue Ernte auf dem Bildschirm.