«Wir haben in der Landwirtschaft so viele Daten, wollen gute Erträge und hervorragende Lebensmittel produzieren. Da braucht es die Digitalisierung, um alles zusammenzubringen, um es zu analysieren und optimal zu steuern», sagte Ministerin Martina Münch (
SPD) am Donnerstag nach dem Besuch im Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg.
Das Zentrum experimentiert unter anderem mit Drohnentechnik, um Felder systematisch zu untersuchen. Dabei sollen so viele Parameter erfasst werden wie möglich. Per Software werden die Daten aufbereitet. Das Wissen soll helfen, Erträge zu steigern und die Umwelt zu schützen.
«In Zukunft soll es Dienstleister geben, die mit den Drohnen die Felder der Landwirte mit verschiedenen Kamerasystemen Bahn für Bahn erfassen», erklärte Forscher Gunnar Lidscheid. Unter anderem können Daten zur Wasserverdunstung aufgenommen werden. Hieraus lasse sich ableiten, wie gut die Stickstoffversorgung sei, mit welcher
Biomasse gerechnet werden könne. Die Palette der Möglichkeiten sei groß.
Wichtig sei das Akkumulieren der Daten, die intelligente Parameterauswertung, betonte Lischeid. Hier arbeiten die Forscher auch an Big-Data-Analyse-Verfahren mit Softwarelösungen. Die Forscher haben etwa einen Prototypen fertiggestellt, der in Form einer Smartphone-App bei der Beantragung von Geldern aus EU-Fördertöpfen hilft.
Im Zuge der Veränderung der Gemeinsamen
Agrarpolitik der EU, die bei Direktzahlungen an Landwirte vermehrt einen Schwerpunkt auf mehr Umweltschutz legt, nutzten Bauern gar nicht die volle Bandbreite der finanziellen Hilfen. «Es ist ihnen schlicht zuviel bürokratischer Aufwand im Greening-Bereich», sagt Wissenschaftlerin Angelika Wurbs. «Viele legen zwar auf ihren Feldern Kräuter-Grünstreifen für Imker an, melden diese aber nicht der EU», erklärte sie.
Da helfe die App. Mit ihr werden «Greening»-Streifen fotografisch und per GPS dokumentiert und lagegetreu und akribisch vermessen. Nach der Aufbereitung könne alles per Klick in Brüssel angemeldet werden. Das helfe nicht nur den Landwirten, sondern auch dem Naturschutz. Wurbs' These: Durch die einfache Handhabung der App kommen Landwirte einfacher an EU-Gelder heran. Wenn immer mehr Bauern beim «Greening» mitmachten, gebe es mehr naturbelassene Grünstreifen und damit mehr Umweltschutz.
Die Zukunft der Landwirtschaft habe längst begonnen, sagte der Direktor des Leibniz-Zentrums, Frank Ewert. Es gebe etwa
Landmaschinen, die GPS-gesteuert per Autopilot unterwegs seien. Entscheidend sei, das Know-how miteinander zu verbinden. Für Ewert und seine Kollegen sei es zudem wichtig, dass die Digitalisierung nicht nur ökonomischen Regeln folge, sondern auch Fragen der
Nachhaltigkeit, des Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutzes berücksichtige.