«Der gesamte Norden und Osten Deutschlands, aber auch zum Beispiel die fränkische Getreidebauregion, leiden seit Anfang Juni unter einem erheblichen Wassermangel und extremem Hitzestress», sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Helmut Born, am Donnerstag in Berlin. Die Weizenerträge könnten sogar um bis zu 20 Prozent sinken. «Aber es ist keine Katastrophenernte», sagte Born. Denn die
Erzeugerpreise sind drastisch gestiegen. Für die Verbraucher werde das wohl keine so großen Auswirkungen haben.
Alarm droht bei Pommes frites: Die Industrie müsse sich darauf einstellen, dass die Länge der Stäbchen zurückgehe, sagte der Generalsekretär. Die Kartoffelernte werde wegen der Hitze geringer ausfallen, vor allem bei größeren Kartoffeln.
Die
Getreideernte war im vergangenen Jahr mit 49,7 Millionen Tonnen überdurchschnittlich gut. Für dieses Jahr geht der
Bauernverband wie die
EU-Kommission von 45 Millionen Tonnen aus. Das wäre deutlich mehr als 2007 mit 40,6 Millionen Tonnen. Der Weizen sei in weiten Teilen Deutschlands einfach «notreif» geworden. Im Juni habe es etwa in Berlin kaum mehr als fünf Millimeter Regen gegeben.
Die Stimmung der Bauern ist wegen der Preissteigerungen dennoch gut. Das
Konjunkturbarometer stieg im Juni deutlich und erholte sich nach dem Tief 2009 weiter.
Der Preis für Brotweizen kletterte auf rund 140 Euro pro Tonne, während es im vergangenen Jahr zeitweise unter 100 Euro waren. Weil der Rohstoffanteil bei Brötchen und Brot aber gering sei, würden die
Verbraucherpreise wohl nicht deutlich steigen, es sei denn, es gebe Kostensteigerungen in anderen Bereichen, sagte Born. Die Gersteernte wird durchschnittlich um drei Prozent geringer ausfallen. Auch die
Rapsernte liegt voraussichtlich unter dem Durchschnitt.
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU) forderte die Bauern auf, sich besser auf Hitze und Kälte einzustellen. «Ich rate den Betrieben vor allem wegen des Klimawandels, künftig bewusst Vorsorge für diese Unwägbarkeiten zu treffen», sagte Aigner der «Passauer Neuen Presse» (Donnerstag). Details nannte sie nicht. Trotz der
Ernteeinbußen müssten die Verbraucher keinen Engpass fürchten. Der Bauernverband forderte erneut eine steuerfreie Risikorücklage und bezifferte sie auf 20 bis 30 Millionen Euro.
Die
Kirschernte wird ebenfalls geringer ausfallen. Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes werden 55.623 Tonnen Süß- und Sauerkirschen geerntet, teilte das niedersächsische
Landvolk mit. (dpa)