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20.12.2014 | 14:35 | Klimawandel 

Natur passt sich an milden Winter an

Essen - Mildes, nasses Wetter lässt den Dezember bislang wenig winterlich erscheinen.

Milde Temperaturen im Winter
An einige zu milde Wintertage kann die Natur sich problemlos anpassen. Wenn der Klimawandel langfristig für eher mediterrane Verhältnisse sorgt, bringt das jedoch einiges Durcheinander bei Flora und Fauna. (c) proplanta
«Es ist für die Jahreszeit einfach zu mild», sagte der Meteorologe Wolfgang Reiff vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Freitag in Essen.

Die Temperaturen bleiben auch für Flora und Fauna nicht folgenlos. Anpassungsprobleme befürchten Biologen und Naturschützer jedoch, wenn es bei einer dauerhaften Erwärmung bleibt.

Eine längere Periode der Winterkälte ist kurzfristig laut DWD nicht in Sicht: Kräftige Böen haben am Freitag die Aussichten auf weiße Weihnachten in Nordrhein-Westfalen endgültig fortgeblasen. Sie treiben viel Regen vom Atlantik über das Land und bekommen immer wieder Nachschub. Am Wochenende fallen laut Deutschem Wetterdienst die Temperaturen von milden 14 Grad auf kühlere sechs Grad. Die Schneefallgrenze sinkt - und das könnte den Regionen oberhalb von 600 Metern ein paar Flocken bringen.

Doch jenseits der nordrhein-westfälischen Gipfel gilt: «Weihnachten bleibt dieses Jahr grün», sagte Reiff. Der DWD geht schon jetzt davon aus, dass das Jahr 2014 mit einen erwarteten Jahresmittel um 10 Grad Celcius in Deutschland zu den wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zählen wird.

Darauf reagieren auch Tiere und Pflanzen: «Mit milden Phasen im Winter kommt die Natur wunderbar zurecht», sagte Birgit Königs, Sprecherin des Naturschutzbundes (Nabu) in NRW. Heimische Arten seien in der Lage, auf solche Wetterkapriolen zu reagieren. Ohne Frost und Schnee gebe es reichlich Nahrung für Wildtiere, so die Biologin. Und einige Frühblüher, wie der Hasel, könnten über warme Weihnachtsfeiertage zu blühen beginnen.

Auch Zugvögel sind flexibel: «Wir haben derzeit am unteren Niederrhein zwölf Weißstörche, die im Moment gar keine Lust haben, weiter nach Afrika zu ziehen», ergänzte der Biologe Peter Schütz vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. Ein Problem sei das nicht: «Die Nahrungsgrundlage stimmt. Und wird es kalt, machen sie sich dann eben doch auf den Weg». Dass in der Tier- und Pflanzenwelt auch ohne Frost nicht gleich der Frühling ausbreche, liege an einem zweiten Winter-Indikator: Kurze Tage, lange Nächte zeigen diese Jahreszeit an.

Während die Natur einzelne Wetterextreme wegstecken kann, sorgen sich die Biologen um die Folgen einer langfristigen Erwärmung der Erde: «Die Geschwindigkeit des Klimawandels ist für viele Arten ein Problem», sagte Schütz. Denn wird es in Europa dauerhaft wärmer, gerät das Ökosystem durcheinander.

So beobachten die Biologen, dass in Europa heimische Vogelarten zum Teil früher mit der Brut beginnen. «Das hat Folgen zum Beispiel für den Kuckuck: Er kehrt zu spät aus Afrika zurück und findet keine brütenden Vögel mehr, in deren Nester er seine Eier legen kann», erläuterte Königs.

Andererseits sei damit zu rechnen, dass sich in unseren Breitengraden neue Arten ansiedeln: So habe sich NRW in den vergangenen Jahren, die sonst eher in Südeuropa heimische Wespenspinne ausgebreitet. «Vollzieht sich der Klimawandel aber so schnell, wird es mehr Verlierer als Gewinner geben und auf Kosten der Artenvielfalt gehen», warnte Schütz. (dpa/lnw)
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