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18.02.2016 | 00:01 | Anaphylaxie 

Anaphylaktischer Schock: Der allergische Notfall

Stuttgart - Herzrasen, Atemnot, Übelkeit und Schwindel können erste Anzeichen eines allergischen Schocks sein.

Anaphylaktischer Schock
(c) william87 - fotolia.com
Unbehandelt kann die schwerste Form einer allergischen Reaktion den gesamten Körper treffen und zu einem lebensgefährlichen Atem- oder Herzstillstand führen. Welche unterschiedlichen Ursachen ein Allergieschock haben kann, an welchen Symptomen man ihn erkennt und wie man sich im Notfall verhalten muss, erfahren Sie hier.

Was ist Anaphylaxie?



Ein anaphylaktischer Schock (oder Anaphylaxie) ist die schwerste Form einer allergischen Reaktionen vom Soforttyp (Typ-1-Allergie). Das heißt: Das übersensible Immunsystem reagiert innerhalb weniger Minuten nach dem Allergenkontakt mit einer heftigen Schockreaktion. Der Botenstoff Histamin wird in großer Menge freigesetzt, das wiederum löst eine Kettenreaktion aus.

Zuerst weiten sich die Blutgefäße aus und die Wand der Gefäße wird durchlässiger. Wasser strömt aus den Gefäßen und lagert sich dann im Gewebe ab - Ödeme bilden sich. Der Blutdruck fällt rapide ab, was wiederum bewirkt, dass lebenswichtige Organe nicht mehr oder schlechter durchblutet werden. Zudem können sich die Muskeln die sich um die Atemwege herum befinden verkrampfen, sodass der Betroffene nicht mehr genügend Luft bekommt. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Kreislaufversagen mit Atem- oder Herzstillstand.

Allergischer Schock: Ursachen und Auslöser



Der anaphylaktische Schock kann verschiedene Ursachen haben und den gesamten Körper betreffen (Haut, Atemwege, Herz-Kreislaufsystem, Verdauungstrakt). Ein Allergieschock wird häufig durch folgende Allergene ausgelöst:

● Insektengift: besonders beim Erwachsenen (z.B. Bienen- oder Wespenstich)

● Nahrungsmittel: besonders bei Kindern (z.B. Sellerie, Hühnereiweiß und Erdnüsse)

● Medikamente: (z.B. Antibiotika, Penicillin)

● Latex

Aber auch Narkose- und Röntgenkontrastmittel, bestimmte Impfstoffe oder eine Hyposensibilisierung (z.B. um Patienten, die an Heuschnupfen leiden zu desensibilisieren) können einen derartigen Schock auslösen.

Wichtig: Bei einer anaphylaktischen Reaktion handelt es sich um eine potentiell lebensgefährliche Situation! Der Allergieschock ist immer ein medizinischer Notfall und muss sofort (not)ärztlich behandelt werden!

Symptome eines allergischen Schocks



Ein Allergieschock kann in vier Schweregraden verlaufen. Bereits wenige Sekunden nach dem Kontakt mit dem Allergieauslöser können folgende Symptome auftreten:

Grad 1 - Leichte allergische Reaktion:

Es besteht keine akute Lebensgefahr, der weitere Verlauf muss aber sorgfältig beobachtet werden.

Schwindel

Kopfschmerzen

● Atembeschwerden

● Hautreaktionen (wie Nesselsucht, Juckreiz, Hautrötung mit Hitzegefühl)

Grad 2 - Ausgeprägte allergische Reaktion:

Wenn zu den oben genannten Symptomen folgende Beschwerden hinzukommen, liegt ein allergischer Schock zweiten Grades vor:

● Blutdruckabfall

● beschleunigter Herzschlag

● leichte Atemnot

● Symptome im Magen-Darm-Bereich (wie Übelkeit oder Erbrechen)

Grad 3 - Bedrohliche allergische Reaktion:

Zusätzlich zu den oben genannten Symptomen treten folgende Reaktionen auf:

● Verkrampfungen der Atemwegsmuskulatur (Luftnot)

● Heftige Bauschmerzen (Erbrechen, gespannte Bauchdecke, gestörte Darmfunktion)

● Kehlkopfschwellung (Quincke-Ödem)

Grad 4 - Organversagen:

Im Extremfall kommt es:

● zur Blaufärbung der Haut und Schleimhäute

● zum Atem- und Herz-Kreislauf-Stillstand.


Diagnose: Allergietests und Untersuchungen



Ein allergischer Schock erfordert ein sofortiges Handeln. Bereits bei den ersten, scheinbar harmlosen Schockanzeichen sollte man auf der Hut sein. Tränende Augen, Unruhe, Juckreiz und vor allem ein kribbelndes Gefühl in Händen und Füßen können erste Alarmzeichen sein.

Der Arzt kann bei einem anaphylaktischen Schock die Diagnose anhand der typischen Symptome feststellen. Zudem misst er den Puls und Blutdruck und beginnt unverzüglich mit der Therapie. In der Klinik können weitere Untersuchungen und Allergietests (wie Prick-Test, Bluttest, EKG) folgen, um die Ursache der allergischen Reaktion herauszufinden.

Allergischer Schock, was tun?



Entscheidend ist es die Symptome möglichst früh zu erkennen und den Schock richtig zu interpretieren. Wenn auch nur der Verdacht auf eine Anaphylaxie besteht, sollte unbedingt der Rettungsdienst verständigt werden.

Doch im Notfall sind Rettungsdienst und Notarzt nicht immer sofort vor Ort. Bis zum Eintreffen des Fachpersonals kann wichtige Zeit vergehen in der entscheidende, manchmal sogar überlebenswichtige, Maßnahmen getroffen werden können.

Folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen sollte daher jeder beherrschen:

● Bei Verdacht auf einen Allergieschock muss sofort der Notarzt (Notrufnummer: 112 europaweit) verständigt werden!

● Der Betroffene sollte in die Schocklage (d.h. flach auf dem Rücken liegend mit hochgelagerten Beinen) gebracht werden.

● Ist ein Notfallset vorhanden, sollte der Patient die nötigen Medikamente sofort einnehmen, noch bevor der Notarzt eintrifft! Wurde der Betroffene zum Beispiel von einer Biene gestochen, muss der Stachel schnellstmöglich entfernt werden.

Allergischer Schock: Therapie und Behandlung



Bei einer Allergie gegen Insektengifte kann eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) helfen, die allergischen Beschwerden langfristig zu verbessern. Bei einer Allergie gegen Medikamente oder einer Nahrungsmittelallergie hilft nur, den allergieauslösenden Stoff aus dem Weg zu gehen.

Zur Sicherheit sollte man sich mit einem Notfallset ausrüsten. Denn schon kleinste Mengen eines Allergens können einen Allergieschock auslösen. Die Notfallarznei besteht aus einem schnell wirksamen Antihistaminikum, einem Kortisonpräparat und einer Adrenalinspritze. In der Reihenfolge werden die Medikamente verabreicht. Wichtig: Um sich im Ernstfall selbst behandeln zu können, sollten Patienten den Umgang mit dem Notfallkoffer trainieren! Je öfter man trainiert, desto leichter geht es im Ernstfall von der Hand.
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