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06.02.2015 | 14:00 | Tierisches 

Röhren wie ein Hirsch - wie geht das am besten?

Dortmund - Sie röhren wie die Hirsche: Die besten Hirschrufer Deutschlands haben in Dortmund um die Deutsche Meisterschaft geröhrt. Der Jüngste unter ihnen ist erst zwöf Jahre alt.

Hirschruf
Sie röhren wie die Hirsche: Die besten Hirschrufer Deutschlands haben in Dortmund um die Deutsche Meisterschaft geröhrt. Der Jüngste unter ihnen ist erst zwölf Jahre alt. Neuer Deutscher Meister im Hirschrufen ist Andreas Töpfer aus Niedersachsen. (c) Andy Rhodes - fotolia.com
Ein Röhren und Dröhnen dringt durch die Westfalenhalle in Dortmund: Brünftige Hirsche? Nicht ganz. Die 16 besten Hirschrufer Deutschlands ringen gerade um die Meisterschaft. Versammelt haben sich am Freitag auf der Schaubühne insgesamt bestimmt einige Hundert Jahre Jagd- und Wilderfahrung. Wie der Hirsch ruft - diese Leute wissen es ganz genau. Sie haben sich darauf spezialisiert, seine Laute mit Hilfe von Instrumenten zu intonieren.

«Seit Urzeiten werden Tierlaute genutzt, um Wild zu bejagen und zu beobachten», sagt Titelverteidiger Immo Ortlepp. Er hat - wie auch die meisten seiner Konkurrenten - ein Rinderhorn und einen Eifelhirschruf aus Pappe und Bakelit dabei. Die mehrteilige Röhre kann aus- und ineinandergeschoben werden. «So empfindet man die Halsbewegung des Hirsches nach», erläutert er. Im Schlepptau hat er den zwölfjährigen Schüler Nils Aßmus.

«Ich finde das interessant und mache das nun schon seit einem halben Jahr», sagt Aßmus. Seinen ersten Hirsch hat er auch schon gesehen - beim Berufsjäger Ortlepp. «Der hatte mal einen Zuhause», erzählt er und lächelt unter seiner dunkelgrünen Waidmannsmütze hervor. Noch in diesem Jahr will er sein Können auf der Pirsch ausprobieren. Im Wald unterwegs ist er ja ohnehin ständig, sagt er.

Die Jäger nutzen drei Triebe der Tiere: Fresslust, Sexualtrieb oder den Wunsch nach Gesellschaft. «Es kommt auf die unterschiedlichen Tiere an, was erfolgreich ist», erklärt Ortlepp. Der Rufer mache dem Hirschen weiß, ein potenzieller Konkurrent sei im Wald unterwegs.

Unter regelmäßigem Rufen und mit der richtigen Windrichtung kann sich der Jäger dann von Baum zu Baum vorarbeiten. «Meist kommt man bis auf wenige Meter an den Hirsch heran, manchmal wäre sogar eine körperliche Berührung möglich», sagt Ortlepp. «Das ist hohe Kunst und macht wirklich Spaß.»

Am Freitag bei der Meisterschaft sind Intonationen in drei Disziplinen gefordert. Zunächst muss ein «alter Hirsch am Rande des Brunftplatzes« imitiert werden, dann «ein Platzhirsch beim Kahlwildrudel». In der Endrunde will die fachmännische Jury ein «Rufduell zweier Hirsche gleicher Stärke auf dem Höhepunkt der Brunft» hören. Im Stechen um Platz zwei: den «Kampfruf».

Neuer Deutscher Meister

Gegen die Konkurrenz kann sich schließlich der 52-jährige Andreas Töpfer aus dem niedersächsischen Hannoversch Münden durchsetzen. Er hat als einer der wenigen auf das Haus der exotischen Tritonschnecke als Instrument gesetzt. Er «erröhrt» sich damit insgesamt seinen vierten Titel als Deutscher Meister. Wolfgang Sander und Immo Ortlepp landen auf den Plätzen zwei und drei. Das Trio aus Niedersachsen nimmt nun an der Europameisterschaft teil.

Für den jungen Nils Aßmus reicht es am Ende nur für einen Platz auf den hinteren Rängen - doch bei einem seiner Rufe hat auch er eine gute Wertung erhalten. «Wenn Du älter wirst, wird auch die Stimme tiefer», macht ihm der Moderator bei der Siegerehrung Hoffnung. Einer tiefen Stimme fällt es dann auch leichter, wie die Hirsche zu röhren.


Richtig röhren mit Hilfsmitteln

Hirschrufe sind eine Wissenschaft für sich und nicht leicht nachzuahmen. Davon ist der Wildexperte Hans-Albrecht Hewicker überzeugt. Da die hohle Faust als Resonanzkörper nicht ausreicht sind Hilfsmittel nötig. Aber welche?

1. Blechgießkanne: Grundsätzlich groß genug, aber klingt zu blechern und daher unnatürlich. Wird wohl keinen Hirschen hinterm Baum hervorlocken.

2. Das Haus der exotischen Tritonschnecke: Macht zwar gute Töne, ist aber schwer und daher für den Jäger unpraktisch. Außerdem steht das «Tritonshorn» unter Artenschutz.

3. Glaszylinder einer Petroleumlampe: Laut Experte gut geeignet, jedoch empfindlich. Außerdem könnte auf der Pirsch aus Versehen ein für Wälder untypischer Ton entstehen und das Wild vertreiben.

4. Trockener Stängel vom Riesenbärenklau: Sehr gut geeignet, da leicht und widerstandsfähig. Da die Pflanze wegen Allergiegefahr bekämpft wird, ist sie jedoch selten geworden.

5. Rinderhorn: Ein etwa 40 Zentimeter langes Ochsenhorn mit Gebrauchsanweisung und DVD gibt es für Hirschrufer im Internet für knapp 50 Euro.

6. Der sogenannte Eifelruf: Mit den beiden ineinander verschiebbaren Röhren kann der Ruf gut moduliert werden. Das Instrument wird extra für Jäger hergestellt.  (dpa)
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