Einer der Autoren der Studie, Prof. Jürgen Zentek, bemühte sich zwar um eine vorsichtige Bewertung und warnte vor schnellen Verallgemeinerungen, doch kaum jemand nahm das zur Kenntnis. Inzwischen hat sich auch die Europäische Behörde für
Lebensmittelsicherheit (EFSA) mit der Studie beschäftigt.
Auf ihrer Sitzung am 3. und 4. Dezember in Parma beschäftigte sich die für GVO zuständige Expertengruppe (GMO Panel) der
EFSA auch mit der aktuellen Fütterungsstudie, die im Auftrag der österreichischen Regierung von eine Gruppe an der Universität Wien durchgeführt wurde. Das Sitzungsprotokoll des EFSA Panels mit den Schlussfolgerungen aus der Diskussion um die Fütterungsstudie wurde nun vorab veröffentlich.
Die EFSA-Wissenschaftler merken an, dass die entscheidende Auswertung der Studie in fortlaufender Zucht (RACB, siehe Kasten links) Rechen- und Zuordnungsfehler enthält. So wird die mittlere Wurfgröße teilweise pro Elternpaar und teilweise pro Wurf berechnet. Üblich ist es, sie jeweils auf einen Wurf zu beziehen. Als Folge dieser Fehler erscheinen die in der Studie angegebenen Unterschiede zwischen den Versuchstieren, die gv-Mais erhalten haben, und der Gruppe, die mit vergleichbaren isogenen Sorten gefüttert wurde, größer als sie tatsächlich sind. Dieser Vorbehalt betrifft die zentrale Aussage der Studie:
Die Autoren waren bei Auswertung der in dem RACB-Versuch ermittelten Daten zu dem Ergebnis gekommen, dass bei den Tieren der mit gv-Mais gefütterten Gruppe eine verringerte Reproduktion zu erkennen war. Beim dritten und vierten Wurf waren weniger Junge zur Welt gekommen, die zudem leichter waren als die der konventionell gefütterten Vergleichsgruppe.
Derzeit, so geht aus dem Protokoll des GMO Panels hervor, sei eine abschließende Bewertung der Studie nicht möglich, da die erhobenen Daten nicht vollständig zugänglich seien. Ebenso fehlten in der Studie Detailinformationen über die Versuchsdurchführung oder Vergleichsdaten wie beispielsweise die normale Variabilität der untersuchten Eigenschaften in dem verwendeten Mausstamm. Solche "historischen Daten" werden normalerweise in der Toxikologie herangezogen, um Einzelergebnisse besser einordnen zu können.
Deshalb sei es derzeit nicht möglich, die Ergebnisse der Studie gründlich nachzuprüfen. Zudem merkten die EFSA-Experten an, dass sich eine verringerte Fruchtbarkeit auch an entsprechenden Veränderungen der Fortpflanzungsorgane erkennen lasse. Die Daten solcher Untersuchungen liegen jedoch nicht vor.
Das GMO Panel weist auch darauf hin, dass die Informationen über die Eigenschaften des bei den Tests verwendeten Materials unzulänglich sei. Dahinter verbirgt sich der Hinweis, dass die verwendeten Futterdiäten möglicherweise stoffliche Unterschiede aufwiesen, die nicht Folge der gentechnischen Veränderung sind, jedoch durchaus als mögliche Ursache für die beobachteten Fruchtbarkeitsstörungen in Frage kommen.
So geht aus den Angaben zur Zusammensetzung des Futters hervor, dass das aus gv-Mais hergestellte Futter deutlich höhere Konzentrationen an Vitamin A und dem Mykotoxin Zearalenon (ZEA) aufwies als das aus konventionellem Mais hergestellte Futter. Eine mütterliche Überversorgung mit Vitamin A kann zu schweren embryonalen Missbildungen führen. Zearalenon wirkt wie ein Östrogen und kann bei steter Zufuhr über die Nahrung u.a. Störungen des Menstruationszyklus bewirken. (Biosicherheit)