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18.02.2009 | 19:50 | Biosprit 

Zwischen Teller und Tank: Verschärfen Biokraftstoffe aus Getreide das weltweite Hungerproblem?

Bonn - Es klingt so schön: CO2-neutrale Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen schützen das Klima. Leider handelt es sich bei diesen nachwachsenden Rohstoffen häufig um Getreide, also um ein wertvolles Lebensmittel.

Biokraftstoff
(c) proplanta
Deshalb stellt sich die grundlegende Frage, ob wir uns diese Art der Energiegewinnung angesichts der weltweiten Ernährungssituation leisten können. Etwas Klarheit bringt ein Blick auf die Zahlen, die von Wissenschaftlern des Max Rubner-Instituts (MRI) in der neuen Ausgabe des Magazins ForschungsReport aufbereitet wurden. In Deutschland nutzt man etwa 3,5 Prozent des verwendeten Getreides zur Herstellung von Bioethanol. Gleichzeitig werden mehr als 60 Prozent in der Tierproduktion verfüttert. Nur jede fünfte Tonne Getreide verarbeitet die Lebensmittelindustrie. Von einer Verknappung von Lebensmitteln durch die Bioethanolherstellung aus Getreide kann in Deutschland deshalb kaum die Rede sein.

EU-weit verteilen sich Erträge und Verbrauch ganz ähnlich. Deshalb geht die EU-Kommission davon aus, dass die Nahrungsmittelproduktion bis 2020 nicht durch die Herstellung von Bioethanol aus Getreide beeinträchtigt wird, selbst wenn die geplante Vorgabe zur Beimischung von zehn Prozent Bioethanol in Benzin Gesetz werden sollte. Auch für den Weltmarkt sehen Experten vorerst keine Gefahr der Verknappung durch die Herstellung von Biosprit.

Allerdings zeigte das Wirtschaftsjahr 2007/2008 mit seinen weltweit geringen Ernten und den extremen Preisaufschlägen, wie schnell es gerade in den ärmeren Staaten zu Engpässen kommen kann. Bisher konnte der durch Bevölkerungswachstum und steigenden Fleischverbrauch getriebene Bedarf durch steigende Getreideernten aufgefangen werden. Ob man sich langfristig auf immer höhere Ernten verlassen kann, ist allerdings fraglich. Ackerflächen und Süßwasser sind nicht unbegrenzt verfügbar, und auch der Klimawandel wird sich nach Meinung von Experten eher nachteilig auf den Ackerbau auswirken. Die steigende Nachfrage nach Fleisch und nach Weizen für helles Brot werden daher neben unvorhersehbaren Witterungseinflüssen die wichtigsten Stellschrauben für die künftige Preisentwicklung bei Getreide sein. (aid)
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