Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
22.11.2009 | 11:51 | Klimakonflikte  

Hamburger Experte warnt: Klimakonflikte drohen

Hamburg - Dass der Weltklimagipfel in Kopenhagen im Dezember möglicherweise ohne bindendes internationales Abkommen zur CO2- Reduktion enden wird, erfüllt Jürgen Scheffran mit großer Sorge.

Hamburger Experte warnt: Klimakonflikte drohen
«Jetzt wäre noch die Chance da, den Abwärtstrend zu stoppen», sagt der 52 Jahre alte Hamburger Wissenschaftler, der Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Sicherheit und weltweitem Konfliktgeschehen erforscht. Niemand könne sagen, was passiere, wenn in ganzen Regionen die Ernten vertrockneten, die Wasserversorgung von Metropolen zusammenbreche oder Überflutungen viele Millionen Menschen zur Flucht zwängen. Es sei denkbar, dass vor allem labile Staaten so «über die Kante getragen werden».

Nur langsam sickert in das Bewusstsein der Öffentlichkeit, dass der Klimawandel nicht nur eine globale ökologische Katastrophe zu werden droht, sondern auch massive politische Spannungen und Krisen verursachen könnte. Frieden habe auch etwas mit Zufriedenheit, mit materiellem Wohlergehen zu tun, sagt Scheffran. Aus existenzieller Not, Hunger, Umweltkrisen und Instabilität wird vor allem in den nicht selten ohnehin schon von Krieg, rapidem Bevölkerungswachstum und Staatszerfall betroffenen Entwicklungsländern eine explosive Mischung.

In einem Gutachten machte der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen schon vor zwei Jahren eine düstere Prognose: «Der Klimawandel dürfte (...) nationale und internationale Verteilungskonflikte auslösen sowie schwer beherrschbare Probleme des Staatenzerfalls, erodierender gesellschaftlicher Ordnung und steigender Gewaltneigung vergrößern», hieß es darin.

Auch die EU legte im vergangenen Jahr ein Dokument vor, in dem der Klimawandel als ein «Bedrohungsmultiplikator» beschrieben wird, dessen Folgen vor allem ohnehin schwache Staaten überfordern könnte. Es gehe «auch um politische Risiken und Sicherheitsrisiken, die europäische Interessen unmittelbar berühren», schrieben EU-Kommission und EU-Chefdiplomat Javier Solana.

Das Problem des Trinkwassermangels etwa könnte sich für mehrere 100 Millionen Menschen ebenso verschärfen wie die prekäre Nahrungsmittelversorgung - nach neuen Erkenntnissen hungern derzeit eine Milliarde Menschen. Weite Teile Afrikas, Zentralasien, aber auch Süd- und Mittelamerikas seien voraussichtlich besonders betroffen. Vor allzu plakativen Bedrohungsszenarien einer durch den Klimawandel an den Rand des Abgrunds gedrängten Welt sei aber zu warnen, sagte Scheffran. «Es ist noch nicht hinreichend verstanden, wie Menschen in Ausnahmesituationen reagieren.» Wenig wahrscheinlich sei, dass es zwischen Staaten zu großangelegten Kriegen komme. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Klimaaktivisten wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt

 Unwetterschäden erst in einigen Tagen absehbar

 Seegerichtshof sieht Klimaschutz als Meeresschutz

 Menschenrecht auf Klimaschutz - Warum Klimaklagen so wichtig sind

 Papst nennt Zerstörung der Umwelt Sünde

  Kommentierte Artikel

 Bundesbeauftragte fordert Nachbesserungen bei Tierschutz in Ställen

 Geld wie Heu - Geht auf den Bauernhöfen wirklich die Post ab?

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker