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20.06.2009 | 13:24 | Tierforschung  

Hunde kennen keine Schuldgefühle

New York/Wetzlar - Es gibt keinen "schuldigen Hundeblick", der Hundebesitzer darüber informiert, ob ihr Vierbeiner tatsächlich etwas angestellt hat oder nicht.

Wachender Hund
(c) proplanta
Das unterwürfige Verhalten des Hundes ist vielmehr dessen Reaktion auf die aggressive Körpersprache des Besitzers, berichtet die Verhaltensforscherin Alexandra Horowitz vom New Yorker Barnard College im Journal Behavioural Processes. Die Neigung, oberflächliches Verhalten eines Tieres mit menschlichen Haltungen zu beschreiben, wird als Anthropomorphismus bezeichnet. So glauben Menschen fälschlicherweise, bei Tieren höherstehende Emotionen wie Schuld oder Reue zu entdecken. "Dass Hunde ein schlechtes Gewissen hätten, entspringt allein den ethisch-moralischen Vorstellungen des Menschen", bestätigt auch die Tierverhaltenstherapeutin Heidi Bernauer-Münz.

Die US-Forscherin bat Versuchspersonen, ihren Hunden einzuschärfen, dass sie bei ihrer Abwesenheit einen mit Leckerbissen gefüllten Fressnapf nicht anrühren sollten. Nach kurzem Verlassen des Zimmers teilte man manchen Probanden mit, ihr Hund habe gefressen, anderen, er habe sich korrekt verhalten. Das stimmte jedoch in vielen Fällen nicht mit der Realität überein. Einen "schuldigen Blick" glaubten in Folge am ehesten diejenigen Hundebesitzer bei ihren Tieren zu erkennen, die sie wegen des verbotenen Fressens gerügt hatten. Hunde, die jedoch in Wahrheit der Versuchung erfolgreich widerstanden hatten, wurden von ihren falsch informierten Besitzern als noch schuldiger dreinblickend empfunden als die Tiere, die tatsächlich genascht hatten.

"Hunde sind andauernd damit beschäftigt, Nuancen des Verhaltens ihres Besitzers zu lesen. Ein Blick genügt ihnen um zu wissen, dass Ärger auf sie zukommt, besonders bei aggressiver Körpersprache des Menschen", so Bernauer-Münz. Das Repertoire des Hundes, darauf zu reagieren, reiche vom Ducken und Abwenden des Blickes, Pinkeln oder Pföteln, bis hin zum Wurf auf den Rücken. Solches Verhalten bezeichne jedoch kein schlechtes Gewissen, sondern sei vielmehr Signal der Unterwürfigkeit als Reaktion auf das aggressive Verhalten des Besitzers. Hunde könnten aber in bestimmten Fällen sehr wohl ermessen, dass sie etwas riskiert haben.

"Wird ein rangniedriger Wolf auf dem Lieblingsplatz des Leittiers von diesem erwischt, so macht er sich klein und beschwichtigt sicherheitshalber, um keine Auseinandersetzung zu riskieren." Gleiche Prozesse der Unterwürfigkeit seien auch beim Menschen zu beobachten. "Wer von seinem Chef dabei überrascht wird, wie er auf dessen Sessel sitzt, wird auch verlegen nach Ausreden suchen wie: ,Ich wollte den Stuhl nur Mal ausprobieren'", so Bernauer-Münz.

Viele Hundebesitzer wüssten ohnehin, dass ihre Tiere in gewissen Situationen beschwichtigen wollen, schätzt die Tierverhaltenstherapeutin. Problematisch werde es, wenn man dies verkenne und dem vermeintlichen "schlechten Gewissen" des Hundes noch Nachhilfe erteilen wolle. "Einige Menschen glauben, in gewissen Situationen dem unterwürfigen Verhalten ihres Tieres noch eins drauf setzen zu müssen, etwa mit Schlägen. Der beschwichtigende Hund versteht die Welt nicht mehr, da er doch zur Vermeidung einer Auseinandersetzung richtig reagiert hat. Er fühlt sich in die Enge getrieben und greift zur Notwehr." So könne sich ein Hundehalter durch fehlendes Verständnis der Körpersprache seines Tieres einen Biss einholen, gibt Bernauer-Münz zu bedenken. (pte)
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