Der Verband sei bereit, über einen entsprechenden Vorschlag der
EU-Kommission zu reden, sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Helmut Born, am Dienstag in Berlin. Demnach sollen Milchbauern finanziell unterstützt werden, wenn sie in den Vorruhestand gehen oder ihren Betrieb umstellen wollen und deshalb ihre Milchkühe zum Schlachter bringen. Laut Born soll das Geld aus bislang nicht genutzten EU-Agrarmitteln kommen. Benötigt würden einmalig zwischen 400 und 600 Millionen Euro.
An diesem Mittwoch will die EU-Kommission eine Marktanalyse zum
Milchmarkt vorlegen. Darin ist laut Born der Vorschlag enthalten, die Zahl der Milchkühe europaweit zu reduzieren. Der
Bauernverband sei bislang gegen solche Maßnahmen gewesen, sagte Born. Er sprach von einer «Ausnahmesituation»: «Auch wir sind überrascht worden von der Heftigkeit der Finanz- und
Wirtschaftskrise und deren Folgen in die Märkte hinein», erklärte er. Nach dem aktuellen
Konjunkturbarometer des Verbandes bewerten die deutschen Bauern ihre gegenwärtige wirtschaftliche Lage deutlich schlechter als noch im Frühjahr dieses Jahres. Vor allem die Stimmung unter den Milchbauern ist wegen der niedrigen
Milchpreise auf einem Tiefpunkt angekommen.
Born erklärte, Deutschlands Milchbauern produzierten in einem hohen Maße für den Export. Jedoch hätten vor allem die Staaten der früheren Sowjetunion und die Öl exportierenden
Schwellenländer ihre Milchimporte drastisch eingeschränkt. Wenn kurzfristig die Zahl der Milchkühe sinke, könne Druck vom Milchmarkt genommen werden. Laut Born gibt es europaweit etwa 30 Millionen Milchkühe. Würden etwa eineinhalb Millionen Tiere geschlachtet und gleichzeitig Maßnahmen zur Belebung der Milchnachfrage ergriffen, müsse es «den Kick geben, um aus dem tiefen Tal wieder herauszukommen», sagte der Generalsekretär.
Laut Born könnten pro Kuh, die vom Markt verschwindet, rund 500 Euro gezahlt werden. Hinzu kommt der Betrag, den der Landwirt vom Schlachter bekommt. Er betrage gegenwärtig 800 bis 900 Euro pro Kuh. Wenn sich die Situation auf dem Milchmarkt kurzfristig nicht ändere, käme es laut Born wahrscheinlich zu einem «echten Milchbauernsterben». Bereits heute gäben europaweit jährlich zwischen drei bis vier Prozent der Milcherzeuger auf. Dies reiche aber nicht aus, um die Situation zu entspannen. Im bundesweiten Durchschnitt bekommen die Milchbauern nach Verbandsangaben derzeit etwa 22 Cent pro Liter Milch.
Gegenwärtig macht auch der viele Regen den deutschen Bauern zu schaffen: «Eigentlich hätte die
Wintergerste jetzt vom Acker sein müssen», sagte Born. Dasselbe gelte für die Rapsernte. Wegen der heftigen Regenschauer müssten die Bauern die Ernte jedoch immer wieder unterbrechen. Zudem müsse das geerntete Getreide teuer getrocknet werden, damit es gelagert werden könne. Dies drücke die Erlöse für die Landwirte. Dagegen sei die viele Feuchtigkeit gut für Mais, Zuckerrüben, Obst und Gemüse, sagte der Generalsekretär. (dpa)