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26.02.2012 | 12:37 | Entwicklungshilfe 

Bill Gates bezeichnet internationale Reaktion bei der Unterstützung armer Landwirte als überholt

Rom - Bill Gates, Co-Chair der Bill & Melinda Gates Foundation, erklärte den Vertretern der internationalen Landwirtschaft, sie hätten die Erwartungen an die zeitgerechte Unterstützung kleiner Landwirte in Entwicklungsländern verfehlt.

Ernährung
(c) proplanta
In einer Rede vor dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) forderte Gates die für die Bekämpfung des Hungers und der Armut verantwortlichen UN-Organisationen auf, sich gemeinsam hinter ein globales Ziel für nachhaltige Produktivitätsverbesserung zu stellen, mit dem ihre Bemühungen gesteuert und an dem sie gemessen werden können.

"Wenn Sie an den Ärmsten interessiert sind, sind Sie auch an der Landwirtschaft interessiert", sagte Gates. "Investitionen in Landwirtschaft sind die beste Waffe gegen Hunger und Armut, und sie haben bereits das Leben von Milliarden Menschen verbessert. Die internationale Landwirtschaftsgemeinschaft muss bei ihrer Hilfestellung für arme Landwirte innovativer, koordinierter und zielgerichteter werden. Wenn uns das gelingt, können wir das Leid vieler Menschen dramatisch reduzieren und ihnen wirtschaftliche Unabhängigkeit geben".

Gates sagte dem IFAD, dem Welternährungsprogramm (WFP) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), dass der heute verwendete Ansatz im Kampf gegen Armut und Hunger überholt und ineffizient sei. Er forderte diese Ernährungsorganisationen auf, sich einem konkreten, messbaren Ziel zur Steigerung der Produktivität in der Landwirtschaft zu verpflichten, und ein System öffentlicher Score Cards zu unterstützen, um die Transparenz sich selbst sowie den Gebern und den durch sie unterstützten Ländern gegenüber zu maximieren.

Die Anzahl der hungernden Menschen in der Welt hat bereits die 1-Milliarden-Grenze erreicht und die weltweiten Nahrungsmittelpreise, die im vergangenen Juli anfingen zu fallen, und damit auf eine gewisse Erleichterung deuteten, beginnen jetzt wieder zu steigen. Nach vorliegenden Schätzungen wäre es möglich, dass kleine Landwirte in Südasien und in afrikanischen Ländern südlich der Sahara ihre Erträge in den kommenden 20 Jahren verdoppeln bzw. nahezu verdreifachen. Diese nachhaltige Produktivitätssteigerung würde dazu führen, dass 400 Millionen Menschen die Armutsschwelle überwinden.

"Die Vergangenheit hat uns gezeigt, was möglich ist, wenn Menschen ausreichend Nahrungsmittel anbauen können. Wenn wir das Leben der Menschen in Afrika verändern wollen, müssen wir unsere Bemühungen auf die Steigerung der Produktivität in der Landwirtschaft konzentrieren, Märkte schaffen und aus der Landwirtschaft ein Geschäft und nicht eine Entwicklungstätigkeit machen", erklärt Akin Adesina, der nigerianische Minister für Landwirtschaft und Entwicklung des ländlichen Raums.

Des Weiteren kündigte Gates fast $ 200 Millionen an Fördergeldern an. Damit erhöhen sich die von der Stiftung seit Beginn des Landwirtschaftsprogramms im Jahr 2006 für landwirtschaftliche Kleinbetriebe zugesagten Mittel auf über $ 2 Milliarden. Die Stiftung verfolgt bei der Unterstützung von Kleinbauern einen umfassenden Ansatz, damit im Kampf gegen Hunger und Armut sowohl für die Wirtschaft als auch die Umwelt nachhaltiger Fortschritt möglich ist.

Mit den Mitteln werden landwirtschaftliche Entwicklungsprojekte finanziert, die bereits jetzt sehr positive Ergebnisse für die Landwirte produzieren, und die darauf ausgerichtet sind, Millionen von Kleinbauern bei der Überwindung der Armutsschwelle zu helfen.

"Als Melinda und ich vor mehr als einem Jahrzehnt die Stiftung gründeten, konzentrierten wir uns anfänglich auf die Ungleichheiten in der Weltgesundheit. Seit wir uns zunehmend mit Armutskrankheiten beschäftigen, fanden wir heraus, dass viele der ärmsten Menschen der Welt Kleinbauern sind. Die Schlussfolgerung war offensichtlich. Sie würden in der Lage sein, ihre Familien aus der Armut herauszuführen, wenn sie mehr Nahrungsmittel anbauen könnten", erklärte Gates.

Die fünfunddreissigste Sitzung des Gouverneursrates der IFAD unter dem Motto "Sustainable smallholder agriculture: Feeding the World, protecting the planet [Nachhaltige kleinbäuerliche Landwirtschaft: Die Welt ernähren, die Erde schützen]" bot ein Forum für Regierungen und an der Landwirtschaftsentwicklung Beteiligte, auf dem die Möglichkeiten diskutiert wurden, wie man bis 2050 den Nahrungsmittelanbau um 70 Prozent steigern könnte, um die stetig wachsende und stärker urbanisierte Bevölkerung zu ernähren.

"Die IFAD arbeitet in abgelegenen Gebieten, in die sich bisher nur sehr wenige Entwicklungspartner gewagt haben. Hier hilft der Fonds armen Landwirten nicht nur ihre Erträge zu steigern, sondern auch ihr Einkommen", erklärt Kanayo F. Nwanze, Präsident der IFAD. "Entwicklung versagt, wenn sie von oben aufgezwungen wird. Der Ansatz der IFAD, von unten nach oben zu arbeiten, hilft Landwirten, starke Organisationen aufzubauen, die ihnen mehr Macht auf dem Markt und mehr Mitspracherecht bei den Entscheidungen geben, die ihr Leben beeinflussen, und die es ihnen ermöglichen, besser zu verdienen, besser zu essen und ihre Kinder auszubilden". (ots/PRNewswire)
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