Am Donnerstag demonstrierten mehrere Hundert Landwirte vor der Erfurter Messe für faire Preise und mehr Wertschätzung für ihre Arbeit. Von 1.500 Teilnehmern sprach der Bauernverband.
«Wir Bauern wirtschaften nachhaltig und gehen hervorragend mit unseren Tieren um», sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied. Die Landwirte seien offen für Verbesserungsvorschläge - sie müssten aber praktikabel sein. Dies sei bei vielen Alternativen etwa zur Kastration von Schweinen oder dem Abschneiden ihrer Schwänze noch nicht der Fall.
Die Bauern lehnen schärfere gesetzliche Auflagen ab. Sie setzen dagegen auf freiwillige Initiativen, wie beispielsweise bei der Initiative Tierwohl. Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mahnte dagegen, die Bauern könnten nicht nach staatlichen Eingriffen rufen - etwa bei niedrigen Milchpreisen, andererseits aber gesetzliche Regelungen im Bereich Tierschutz ablehnen.
In Deutschland gibt es rund 285.000 Agrarbetriebe, an denen nach Angaben des Bauernverbandes direkt oder indirekt etwa 4,6 Millionen Arbeitsplätze hängen. Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) sprach sich in Erfurt dafür aus, die Exportbemühungen für
Agrarprodukte auszubauen. Deutschland sei weltweit die Nummer 3 bei Agrarexporten und diese «Erfolgsgeschichte» müsse fortgeschrieben werden. Er habe die Hoffnung, dass die Branche dereinst auch wieder nach Russland liefern werde. Als Reaktion auf Sanktionen des Westens wegen der Ukraine-Krise hat Russland einen Importstopp für Lebensmittel verhängt, der auf die Preise drückt.
Auch beim Flächenverbrauch durch den Straßen- und Siedlungsbau stellte sich Schmidt an die Seite der Bauern. Dieser müsse reduziert werden, sagte er. Es sei nicht hinzunehmen, dass täglich rund 70 Hektar wertvolles
Ackerland verloren gingen.
Ihre Forderungen haben die Bauern in eine «Erfurter Erklärung» gegossen, über die sie mit der Politik und anderen Organisationen ins Gespräch kommen wollen. Kritisch äußerte sich die Umweltorganisation
Greenpeace zu den Ergebnissen. «Verbraucher in den Städten und immer mehr Bürgerinitiativen auf dem Land wehren sich gegen billige Agrarproduktion zu Lasten von Tieren und Umwelt», erklärte deren Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter. Er monierte, dass sich die Bauern gegen klare gesetzliche Regelungen hierzu sperrten. Deswegen könnten sie auch nicht mit Verständnis rechnen. (dpa)