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08.01.2017 | 20:01 | Warenterminbörsen 

Terminkurse zum Jahresbeginn freundlich

Chicago/Paris - Die Warenterminbörsen in Chicago und Paris haben in den ersten Tagen des neuen Jahres durchweg Notizgewinne für Weizen, Mais, Sojabohnen und Raps verzeichnet, nachdem die Kurse sich im vergangenen Kalenderjahr recht uneinheitlich entwickelten.

Terminkurse
(c) elypse - fotolia.com
So lagen die Notierungen für Weizen und Mais am vergangenen Dienstagmorgen (3.1.) deutlich unter dem Niveau der jeweiligen Eröffnungskurse von 2016. Am größten war der Abschlag beim Chicago-Weizen, der sich für den Märzkontrakt auf 19,8 % belief. Für US-Mais errechnete sich ein Minus von 10,4 %. Gleichzeitig verlor Weizen an der Matif 10,3 % und Mais dort 6,2 % an Wert. Damit waren die Kurse für diese Getreidearten im Jahresvergleich zum vierten Mal in Folge rückläufig.

Dagegen verteuerten sich die Kontrakte für Ölsaaten: Der Chicagoer Märzkontrakt für Sojabohnen lag um 13,3 % über dem Eröffnungskurs des Vorjahres; der Februarfuture auf Raps kostete 12,2 % mehr. Im Hinblick auf die Schwankungsbreite der Kurse führte Chicago-Weizen: Hier lagen die Höchst- und Tiefstwerte im Jahr 2016 von ihrem Mittelwert am weitesten entfernt, nämlich um etwa 18 % darüber beziehungsweise darunter.

Etwas weniger volatil war US-Mais mit 17 %, gefolgt von Chicago-Sojabohnen mit 13 % und Matif-Raps mit 10 %. Die betreffende Schwankungsbreite betrug an der Matif für Weizen 8 % und für Mais 6 %.

Von schwachem Euro profitiert

Für Preisdruck bei den Weizenfutures sorgte im vergangenen Jahr vor allem das globale Rekordangebot. So erreichte der Märzkontrakt in Chicago am Tag vor Heiligabend das Laufzeittief von 3,93 $/bu (193 Euro/t), konnte sich allerdings bis zum vergangenen Donnerstag (5.1.) gegen 3.25 Uhr Ortszeit auf 4,18 $/bu (148 Euro/t) erholen, was gegenüber dem Abrechnungskurs für das vergangene Jahr einem Plus von 2,5 % entsprach. Dabei wurden die Exporte von US-Ware gebremst durchWechselkurseffekte, denn der Dollar wertete als Folge positiver US-Wirtschaftsdaten auf. Zuletzt sorgten allerdings Fondskäufe für Unterstützung.

Unterdessen rechnen die Börsenakteure offensichtlich für das neue Wirtschaftsjahr 2017/18 mit einer knapperen Versorgungssituation beim Weizen, denn für den betreffenden Dezemberfuture wies die Chicagoer Börse am Berichtstag imVergleich zum Frontkontrakt einen Aufschlag von etwa 12 % aus.

Mit Blick auf die weitere Preisentwicklung sind die professionellen Anleger unter dem Strich jedoch pessimistisch: Kurz vor dem Jahreswechsel hielten sie eine sehr umfangreiche Netto-Short-Position von 120.000 Weizenkontrakten. Analysten rechnen allerdings für die kommenden Tage mit umfangreichen Käufen der Fondsmanager, weil diese ihre Rohstoffportfolios zum Jahresbeginn traditionell anpassen müssen.

Derweil erhöhte sich die Wettbewerbsfähigkeit von EU-Weizen aufgrund der Dollaraufwertung. So folgt der Matif-Kontrakt auf Weizen zur Lieferung im März 2017 seit Anfang Dezember 2016 einem Aufwärtstrend. Er kostete am Donnerstag gegen 10.50 Uhr 169,75 Euro/t; das waren gut 3 % als vor einem Monat. Das Laufzeithoch, das bereits im Juli 2015 mit 208 Euro/t markiert wurde, war allerdings noch weit entfernt. Etwas mehr als der Märzkontrakt kostete zuletzt der Dezembertermin 2017 auf neuerntigeWare, nämlich 175,50 Euro/t.

Ägypten kauft viel russischen Weizen

Unterdessen gab sich die Getreideabteilung der britischen Absatzförderungsorganisation für Landwirtschaft und Gartenbau (Agriculture and Horticulture Development Board - AHDB) mit Blick auf die weitere Entwicklung des Weltweizenmarktes eher pessimistisch:

Zum einen rechnen die Experten mit einem voraussichtlich zunehmenden Angebot günstiger russischer Ware. So hätten die russischen Exporteure bereits in den vergangenen zwei Wochen im Rahmen ägyptischer Weizentender für umfangreiche Mengen den Zuschlag erhalten und dominierten das globale Preisgefüge. Zum anderen dürfte sich der internationale Wettbewerb nach Ansicht der AHDB-Experten durch argentinische Weizenausfuhren verschärfen. So prognostiziere das Landwirtschaftsministerium in Buenos Aires für 2016/17 eine Erzeugung von 15,7 Mio t Weizen im eigenen Land; das wären 39 % mehr als im Vorjahr.

Die argentinischen Fachleute begründeten ihre Voraussage vor allem mit der Ausweitung der Anbauflächen für Weizen als Folge der Abschaffung von Exportabgaben und -quoten durch die Regierung. Außerdem habe der argentinische Peso gegenüber dem Dollar im vergangenen Jahr deutlich abgewertet, was die Wettbewerbsfähigkeit von Weizen aus dem „Land der Gauchos“ verbessert habe. Nach Angaben der Getreidebörse in Buenos Aires war die Ernte am 29. Dezember 2016 auf gut 85 % des Weizenareals abgeschlossen.

Chicago-Mais in enger Spanne

Wie für Weizen verzeichnet die Matif auch für die Maiskurse seit Anfang Dezember vergangenen Jahres einen mittelfristigen Aufwärtstrend. Der betreffende Märzfuture 2017 wurde am vergangenen Donnerstag in Paris gegen 11.05 Uhr für 169 Euro/t gehandelt; das war aber immer noch deutlich weniger als das Vorjahreshoch von 181,75 Euro/t und nur etwas weniger als der Kurs für neuerntigen November-Mais, für den 171 Euro/t anzulegen waren.

Indes bewegten sich die Maiskurse in Chicago in den vergangenen vier Wochen in einer recht engen Spanne. Dort kostete der Märzkontrakt 2017 am Berichtstag gegen 3.30 Uhr Ortszeit 3,59 $/bu (136 Euro/t); das waren 0,2 % mehr als der Schlusskurs für 2016. Für den Dezemberfuture wies die Börse hingegen einen Aufschlag von fast 8 % aus.

Für Unterstützung sorgten zuletzt unter anderem die freundliche Entwicklung der Rohölpreise und die Glattstellung einiger Short-Positionen durch branchennahe Börsenakteure. Außerdem kauften auch die Fondsmanager lebhafter Maisfutures; allerdings halten diese immer noch eine umfangreiche Netto-Short-Position. Unterdessen wurde die Aussaat in Argentinien, dem nach den USA zweitgrößten Maisexporteur der Welt, teils durch Regen behindert. Nach Angaben der Getreidebörse in Buenos Aires war die Bestellung mit Mais Ende Dezember auf gut 71 % der Anbaufläche abgeschlossen. Diese soll im Vergleich zum Vorjahr um 27 % auf 4,9 Mio. ha ausgedehnt werden. Die Maisernte für die - global betrachtet - laufende Vermarktungssaison 2016/17 beginnt in Argentinien im März.

Brasilianische Sojabohnenernte angelaufen

Im Gegensatz zu Weizen und Mais verzeichnete die Börse in Chicago bei den Sojabohnenkursen seit Anfang Dezember einen mittelfristigen Abwärtstrend. Am vergangenen Donnerstag gegen 4.15 Uhr Ortszeit kostete der betreffende Märzfuture 2017 für die Ölsaat 10,10 $/bu (357 Euro/t), was in etwa der Mitte der für das vergangene Jahr verzeichneten Kursbandbreite und im Vergleich zum Jahresschlusskurs 2016 einem Plus von 0,6 % entsprach.

Unterdessen hat die brasilianische Sojabohnenernte in Mato Grosso, der wichtigsten Anbauregion des Landes, begonnen. Die dem Landwirtschaftsministerium in Brasília zugeordnete Versorgungsgesellschaft Conab prognostizierte zuletzt ein Rekordaufkommen von 102,4 Mio. t nach 95,4 Mio. t im Vorjahr. Brasilien ist nach den USA der zweitgrößte Sojaproduzent der Welt und außerdem der größte Sojaexporteur.

Mehr Bohnen aus Argentinien erwartet

Für Preisdruck am Weltmarkt dürfte in der kommenden Anbausaison 2017/18 auch die exportfreundlichere Handelspolitik Argentiniens sorgen. So will die Regierung in Buenos Aires die Ausfuhrabgabe auf Sojabohnen von derzeit 30 % in den beiden kommenden Kalenderjahren um insgesamt 12 Prozentpunkte auf 18 % des Warenwertes senken. Dabei werde der Zollsatz monatlich um 0,5 Prozentpunkte zurückgenommen. Der ursprüngliche Plan, die Abgabe schon im laufenden Jahr um 5 Prozentpunkte zu verringern, wurde verworfen.

Die Getreidebörse in Buenos Aires sieht in der Zollsenkung einen Anreiz für die Landwirte, mehr Bohnen auszusäen. Im Gegenzug könnte der Anbau von Mais und Sonnenblumen eingeschränkt werden. In den Jahren 2018 und 2019 sollen auch die Ausfuhrabgaben auf Sojaöl und Sojaschrot gesenkt werden, und zwar um ebenfalls insgesamt 12 Prozentpunkte auf 15 %. Bei diesen Produkten ist Argentinien der weltweit größte Exporteur. Bei Sojabohnen steht das Land auf dem dritten Platz in der Weltrangliste.

Umrechnungskurse: 1 $ = 0,9629 Euro
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AgE
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