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21.08.2007 | 16:46 | Energiepflanzen 

Experten sehen keine Flächenkonkurrenz durch Bioenergie

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Eine echte Flächenkonkurrenz zwischen der Nahrungsmittelerzeugung und der Bioenergieproduktion besteht nicht und kann auch zukünftig vermieden werden.

Raps
(c) proplanta
Dies betonten der Vorsitzende des Bundesverbandes Bioenergie (BBE), Helmut Lamp, und der Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern und Vorsitzende des Fachausschusses Nachwachsende Rohstoffe im Deutschen Bauernverband (DBV), Rainer Tietböhl, bei der Euroforum-Fachkonferenz Biogas am Dienstag in Düsseldorf. Wirkliche Flächenkonkurrenz finde meist nur auf dörflicher Ebene statt, wenn durch überhöhte Pachtpreise von zum Teil nicht-landwirtschaftlichen Biogasanlagen die Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen hoch gehen, sagte Lamp.

Ansonsten sieht er eine Konkurrenzsituation lediglich gegenüber Schleuderpreisen für Lebensmittel gegeben. Insofern sei der jetzige Anstieg der Preise für Nahrungsmittel in Richtung faire Preise für Lebensmittel durchaus gewollt, stellte der BBE-Chef fest. Nach seiner Aussage werden hierzulande derzeit erst 10% der landwirtschaftlichen Nutzfläche für den Anbau von Energiepflanzen genutzt. Von diesen 1,7 Mio ha entfallen rund 1,4 Mio ha auf Energieraps, den Rest teilen sich Energiegetreide und Energiemais.

Im Jahr 2030 dürften auf rund 30% der hiesigen Agrarfläche Energiepflanzen angebaut werden, schätzt Lamp. Selbst dann stehe in Deutschland jedoch noch genügend Fläche für den deutlich höheren Flächenbedarf der Öko-Landwirtschaft zur Verfügung, hob er hervor. In der gesamten EU gibt es nach seinen Worten ein Areal von rund 50 Mio ha, das ebenfalls für den Anbau von Biomasse genutzt werden könnte. Diese Gebiete sind insbesondere in Osteuropa zu finden. So nutze etwa das Baltikum im Vergleich zu 1930 derzeit rund 40% seiner landwirtschaftlichen Fläche nicht, so Lamp.

Auch Russland weist demnach in dieser Hinsicht erhebliches Potenzial auf. Der BEE-Vorsitzende machte vor diesem Hintergrund auch deutlich, dass sich Deutschland und hier insbesondere die Bioenergiebranche zukünftig auf zunehmende Rohstoffimporte wird einstellen müssen. Auch Länder wie Indien könnten sofort auf rund 30 Mio ha Biomasse für die Energieproduktion anbauen und so zum Rohstoffexporteur werden. Dennoch wird der überwiegende Teil der Biomasse-Importe voraussichtlich aus Osteuropa kommen. Von dort dürfte demnach zukünftig auch Biogas in die Bundesrepublik geliefert werden.

Landwirt Tietböhl betonte, dass die Landwirte bei der Entwicklung der Bioenergieproduktion keinesfalls zu reinen Rohstofflieferanten degradiert werden dürfen. Vielmehr gebühre ihnen ein angemessener Anteil an der Wertschöpfung in diesem Bereich. Deshalb sollten die Bezugs- bzw. Lieferverträge mit den Landwirten auch die Möglichkeit der Preisanpassung an die jeweils aktuellen Marktpreise vorsehen, riet er. Grundsätzlich müsse zudem das vordringliche Nutzungskonzept bei Biogasanlagen auf dezentralen Anlagen liegen, um die Wertschöpfung im ländlichen Raum zu halten, forderte Tietböhl.

Um die Versorgung der Bioenergieproduktion zu sichern, plädierte er gegen die Beibehaltung der Flächenstillegung sowie für die Erzeugung von Biomasse auf Sekundärstandorten, auf Grünlandflächen und sogar an Moorstandorten. Für die Zukunft erwartet der Landwirt eine Aufteilung der Agrarfläche in Deutschland auf ein Drittel für die Nahrungsmittlerzeugung, ein Drittel für die Viehfütterung sowie ein Drittel für die Bioenergie. DJG/jc/kko/21.8.2007 

Dow Jones Newswires
August 21, 2007 08:46 ET (12:46 GMT)
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