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23.06.2007 | 17:30 | Energiegewinnung 

Fluch und Segen: Bauern kämpfen mit Biomasse

Münster - Der Einsatz von Biomasse als Brennstoff zur Energiegewinnung ist für die deutschen Bauern Fluch und Segen zugleich.

Biogasanlage
(c) proplanta
«Die Energiegewinnung aus Biomasse führt zu einer Verknappung auf den Märkten», sagte Westfalen-Lippes Bauernpräsident Franz-Josef Möllers in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Wir begrüßen das», fügte er mit Blick auf steigende Preise etwa für Getreide, Raps oder Mais hinzu. Allerdings berge das neue Geschäftsfeld für die Bauern auch enorme Risiken, sagte Möllers. Das Thema Biomasse wird auch auf dem Deutschen Bauerntag 2007 diskutiert, der am 26. Juni im bayerischen Bamberg beginnt.

Viele Bauern hätten zu Beginn der Biomasse-Euphorie viel Geld in neue Anlagen investiert. Dabei hätten sie mit Preisen kalkuliert, die heute schon nicht mehr haltbar sind. «Für eine 500-Kilowatt-Anlage ist etwa die Ernte von 200 Hektar Ackerfläche erforderlich», sagte Möllers. Die meisten Bauern, die solche Anlagen bauen, hätten aber selbst nur um die 50 Hektar Land. Der Zukauf zu Marktpreisen sei erforderlich. Diese kletterten aber auch wegen der weltweit steigenden Nachfrage. «Mit 12 Euro pro Dezitonne wurde kalkuliert, jetzt sind wir schon bei bis zu 16 Euro.»

Als Risiko kämen politische Unwägbarkeiten hinzu. Beim Biodiesel gebe es erhebliche Schwierigkeiten, weil der Bund die Steuerbegünstigung plötzlich aufgehoben habe. «Viele Anlagen sind heute schon nur noch zu 50 Prozent ausgelastet», sagte Möllers. «Die Politik ist nicht verlässlich.» Möllers sprach sich deshalb für möglichst wenig staatliche Eingriffe in die Landwirtschaft aus.

Energiegewinnung aus Biomasse könne für Bauern vor allem dort sinnvoll sein, wo wenig Veredelung stattfinde. Die Möglichkeiten, damit den Klimawandel zu bekämpfen, seien allerdings begrenzt, sagte der Bauernpräsident. «Die entscheidende Frage ist, in welchem Umfang wir das machen können, ohne unsere Hauptaufgabe der Nahrungsmittelproduktion zu vernachlässigen», erklärte er. (dpa)
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