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11.08.2011 | 08:12 | Praxis-Tipp 

Aktueller Rat zum Pflanzenbau: N-Herbstdüngung

Dresden - Die witterungsbedingten Ertragsausfälle haben verbreitet zu beachtlichen Stickstoffüberhängen geführt.

Praxis-Tipp
Aus dieser Tatsache lässt sich allerdings noch kein erhöhter N-Düngebedarf für die Winterungen im Herbst ableiten. Ausreichende Bodenfeuchte und die bis in den Herbst noch hohen Bodentemperaturen begünstigen die Mineralisation organisch gebundener Stickstoffverbindungen, so dass im Normalfall der N-Bedarf der jungen Winterungen bis zur Vegetationsruhe abgedeckt wird. Besonders nach organischer Düngung und stickstoffreichen Ernte- und Wurzelresten kann es unter günstigen Witterungs- und Bodenbedingungen bis zum Winter zu N-Freisetzungen kommen, die den N-Bedarf der jungen Pflanzenbestände übersteigen. Gefördert wird die N-Mineralisation auch durch eine intensive Bodenbearbeitung und optimale Bodenstruktur.

Empfohlen wird deshalb erst einmal abzuwarten und die Bestände nach der Aussaat zu beobachten, ob das Wachstum durch N-Mangel (helles Grün und zeitiges Absterben der älteren Blätter) beschränkt wird. Da dies vor allem den Winterraps betrifft, bleibt im Verlauf des Septembers immer noch ausreichend Zeit mit einer N-Düngung darauf zu reagieren.

Prinzipiell ist zu beachten, dass es bei zeitiger Aussaat und einem hohen N-Angebot schnell zum Überwachsen der Bestände kommt. Bei verspäteter Aussaat lässt sich der Rückstand in der vegetativen Entwicklung durch ein zusätzliches N-Angebot nur bedingt ausgleichen. Zu bedenken ist, dass schwach entwickelte Wurzelsysteme den gleichmäßig im Boden verteilten Stickstoff nicht vollständig erschließen können. Da bereits jetzt die Böden gut mit Wasser gesättigt sind, wird der nicht durch die jungen Pflanzenbestände genutzte Stickstoff über Winter ausgewaschen. Unter derartigen Bedingungen empfiehlt es sich, den Dünger bereits mit der Aussaat in der Nähe der Jungpflanzen platziert auszubringen. Aufgrund der guten räumlichen Verfügbarkeit lässt sich so bereits mit kleinen N-Mengen (20 kg/ha) eine gute fördernde Wirkung erzielen.

Schwer abzuschätzen ist, ob nach Strohdüngung der Nmin sowohl für den Strohabbau als auch für die N-Ernährung der nachfolgenden Winterung ausreicht. Am kritischsten wird dies, wenn Winterraps im Anbau folgt. Erfahrungsgemäß ergibt sich der geringste Bedarf bei hohem betrieblichem N-Düngungsniveau bzw. bei regelmäßiger organischer Düngung.

Besonderes Augenmerk im Herbst gilt dem Winterraps. Um im Folgejahr alle Ertragsoptionen offen zu halten, bedarf es bis zum Winter einer oberirdischen Frischmasseentwicklung von 0,9 - 1,5 kg/m². Damit verbunden ist eine N-Aufnahme von 45 bis 75 kg N/ha. Bleibt die Bestandesentwicklung darunter bzw. deutlich darüber, so ist dies bei der Düngebedarfsermittlung im Frühjahr zu berücksichtigen. Eine Frischmassebestimmung zum Ende der Vegetation gibt dazu Auskunft und Vorraussetzung für eine treffsichere Düngebedarfsempfehlung im Frühjahr.

Unnötigerweise im Herbst ausgebrachter Stickstoff belastet die Stickstoffbilanz und wird bei dem bereits jetzt gut mit Wasser gesättigten Böden über Winter ausgetragen.

Quelle: Dr. Schliephake / LfULG Dresden
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