08.01.2011 | 17:04 | Olivenöl aus Tunesien
Deutsche Hilfe für "grünes Gold" aus TunesienTunis - Spanien, Italien, Griechenland - wer in deutschen Supermarktregalen nach Olivenöl sucht, landet mit hoher Wahrscheinlichkeit bei einem Produkt aus einem dieser drei Länder. |
(c) proplanta Kaum jemand weiß, dass in etlichen Flaschen auch Öl aus Tunesien steckt. Das nordafrikanische Land ist der größte Produzent außerhalb der EU und liefert jährlich riesige Mengen des «grünen Goldes» in Fässern in die europäischen Mittelmeerländer. Dort wird es mit einheimischen Ölen vermischt, abgefüllt und mit europäischem Gütesiegel versehen.
An diesem Zustand könnte sich bald etwas ändern. Mit deutscher Unterstützung arbeiten mehrere tunesische Hersteller seit einigen Monaten fieberhaft am Markteintritt in Deutschland.
«Wir wollen tunesisches Olivenöl aus dem Export im Container herausholen und in den deutschen Supermarktregalen positionieren», sagt Projektmanagerin Elke Peiler von der deutschen Auslandshandelskammer in Tunis. Ziel ist, dass die Tunesier von der Qualität ihrer eigenen Produkte profitieren. Denn bislang geht der Großteil des Gewinns an die Abfüllbetriebe aus Spanien, Italien und Griechenland.
Chancen sieht die Deutsche vor allem im Bio-Segment. 85 Prozent der tunesischen Olivenplantagen werden nach ihren Worten auf traditionelle Art bestellt, chemische Dünger und Pflanzenschutzmittel kommen nicht zum Einsatz. «Für viele Olivenbauern dürfte eine Biozertifizierung kein Problem sein», sagt Peiler. Bislang tragen gerade einmal 8 Prozent der 1,7 Millionen Hektar großen Anbaufläche das begehrte Siegel. Dennoch ist Tunesien schon jetzt der weltweit größte Bio-Olivenölproduzent.
Um das Öl vom südlichen Rand des Mittelmeers auf den deutschen Markt zu bringen, setzen die Experten vor allem auf Unterstützung beim Marketing. Wie sollte das Etikett einer Olivenölflasche in Deutschland aussehen? Wie präsentiert man sich auf einer Messe? Oder wer sind die richtigen Ansprechpartner bei den Behörden? Um all diese Fragen geht es in der Zusammenarbeit. Künftig soll zudem technische Unterstützung angeboten werden, um Ernte und Produktion effizienter zu gestalten sowie die Qualität zu verbessern. Rund 1.500 Olivenmühlen und mehr als 65 Millionen Olivenbäume gibt es im Land.
Die wichtigste Sorte ist die Chemlali-Olive. Ihr Öl schmeckt fruchtig und mild - mit einem leichten Aroma von getrockneten Mandeln. Aus der Chetoui-Olive wird ebenfalls ein fruchtiges Öl mit Mandelgeschmack produziert; es ist allerdings ein wenig bitterer und schärfer als das aus der Chemlali-Olive. «Für den Massenmarkt sind die tunesischen Sorten ideal. Der deutsche Durchschnittskonsument mag mildes Olivenöl», sagt der Hamburger Olivenölexperte Kersten Wetenkamp.
Aber: «Für den Gourmet-Markt gibt es bislang kaum attraktive Angebote», sagt Wetenkamp. In Italien beispielsweise sei das Produktions-Know-how ein ganzes Stück weiter, urteilt der Redakteur der Fachzeitschrift «Der Feinschmecker». In diesem Segment gebe es in Tunesien noch viel Entwicklungspotenzial.
Neben deutschen Supermarktregalen haben die tunesischen Olivenölproduzenten auch die Märkte in Nordamerika und Japan im Visier. Die Transportkosten dorthin sind zwar wesentlich höher. In Europa gibt es aber ein wesentliches Problem: Um die Produzenten aus Ländern wie Italien und Spanien zu schützen, dürfen derzeit nur knapp 57.000 Tonnen zollfrei in die EU eingeführt werden. Allein in der Saison 2010/2011 will Tunesien aber 115 Millionen Tonnen exportieren.
Im Land selbst muss für Olivenöl keine Werbung mehr gemacht werden. Tunesier schätzen das «grüne Gold» nicht nur als Grundnahrungsmittel, sondern auch als Gesichtscreme, Massageöl für Sportler und als Heilmittel für zahlreiche Wehwehchen und Krankheiten. (dpa)
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